Vegane Drucksachen (Teil 1)
Illusionen „off“, Nachhaltigkeit „on“!

Ursachen und Wirkung: über die Auswüchse des Neoliberalismus seit den 80er-Jahren und seine negativen umwelt-, klima- und sozialpolitischen Auswirkungen am Beispiel der Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie, Stichwort Massentierhaltung. Wie die Entstehung einer digital-multipolaren, supranationalen und nachhaltig orientierten Weltordnung auf unser nachhaltiges Verständnis z. B. in puncto Veganismus, wirken können, wird am Beispiel der oeding print GmbH deutlich.

Lebensmittelindustrie
Um die Notwendigkeit veganer Ernährung, so auch von veganen Drucksachen, real nachvollziehen zu können, ist ein Blick auf den Status quo bei der Massentierhaltung, in Bezug auf die Lebensmittelindustrie und die industrielle Landwirtschaft, zielführend.
Um die Notwendigkeit veganer Ernährung, so auch von veganen Drucksachen, real nachvollziehen zu können, ist ein Blick auf den Status quo bei der Massentierhaltung, in Bezug auf die Lebensmittelindustrie und die industrielle Landwirtschaft, zielführend.

Vegane Drucksachen? Noch nie gehört? Welche Bedeutung kommt dem Thema Vegan mit Blick auf die nachhaltige Transformation tatsächlich zu? Frei nach Aristoteles, ist das Ganze gerade auch beim Umwelt- und Klimaschutz mehr als nur die Summe einzelner Maßnahmen. Darum ist gerade auch das Thema Veganismus genau so elementar, wie ein Kraftfahrzeug für den Sinn und Zweck von Reifen bzw. umgekehrt.

In diesem Beitrag zoomen wir ganzheitlich auf Ursachen, Zusammenhänge, Abhängigkeiten und Lösungen in puncto Nachhaltigkeit und Veganismus heran, denn: die Massentierhaltung, die industrielle Landwirtschaft und die Lebensmittelindustrie sind Themen, die derzeit so engagiert wie keine anderen diskutiert werden, besonders deren

Folgen auf die Lebensmittel- und Energiepreise, auf Ressourcen im Allgemeinen und den Klimawandel.

Immer noch fehlt uns ein klares Verständnis dafür, welche gigantischen Ressourcen wir insbesondere für Lebensmittel und das Ausbeuten bzw. industrielle Füttern (mästen) von Tieren völlig sinnlos verschleudern. Ohne nennenswerte Vorteile, bis auf den Profit ganz weniger Profiteure. Die industrielle Massentierhaltung triggert die aktuelle Krise in gigantischem Ausmaß – ihr kommt eine bitter tragische, geradezu dramatische Rolle zu.

Deshalb war das Thema Veganismus nie so gewichtig wie heute.

 
Lebensmittelindustrie

Lebensmittelüberfluss. Volle Regale in den Supermärkten. Die Produkte weisen immer weniger Nährwerte und immer mehr Chemie auf. Auch für diese Illusion von Vielfalt werden Tiere weltweit unnötig gequält.

Mit Bezug auf die Druckbranche blicken wir später auf die Pionierarbeit der oeding print GmbH, eine der nachhaltigsten Druckereien in der EU, die veganes Drucken in einem Pilotprojekt mit ProVeg e. V. entwickelt und als neuen Standard etabliert hat. Schon 2019 haben wir an anderer Stelle auf UmDEX geschrieben:

„Wenn wir nicht bereit sind, unsere Lebenshaltung jetzt konsequent zu ändern, werden wir bald gezwungen sein.“

Wobei „ändern“ nicht „verschlechtern“ bedeutet – ganz im Gegenteil! Damals gelegentlich als typisch grüne Panikmache in Kommentaren der sozialen Medien bagatellisiert, passiert aber genau das. Genau jetzt! Plötzlich schweigen die bisherigen Verharmloser und Relativierer oder stimmen zu, denn dieser Zwang rückt näher. Doch wie konnte es überhaupt so weit kommen?

Der neoliberale Kapitalismus

Der teilweise noch vorherrschende und bisher alles überspannende Hyperkapitalismus musste scheitern: Expert:innen und Wissenschaftler:innen warnen bereits seit Jahrzehnten. Selbst im Universum gibt es kein ewiges Wachstum.

Doch perfektes Marketing und wunderbar klingende Illusionen haben die seit spätestens 2008 unübersehbaren Risse im System perfekt kaschiert. Der Blick auf den gerade hyperventilierenden Kapitalismus erinnert mich an diese legendär skurrile Szene des Spielfilms TITANIC: Eine Musikkapelle spielt da fröhliche Tanzmusik, noch wenige Minuten vor dem sicheren Untergang. Trotz bedrohlicher Schieflage. Eine wahre Begebenheit! Unsere aktuelle Realität ist sogar noch dramatischer, denn die Opferzahlen des absoluten Kapitalismus sind um das Zehntausendfache höher. Jedes Jahr! Dazu nachfolgend mehr.

 

Der Status der neoliberal strukturierten Weltwirtschaft erinnert an den Untergang der TITANIC. Trotz bedrohlicher Schieflage und während des Untergangs wurde unbekümmert weitergefeiert und fröhlich konsumiert.

Viele unserer Illusionen, etwa die von bezahlbaren, fairen und gesunden Lebensmitteln zum Dumpingpreis im Überfluss, übertreffen die Skurrilität der TITANIC-Szene locker. Denken wir an die unerträgliche Grausamkeit und die anhaltende Barbarei in der Massentierhaltung und die Folgen, stellt sich die Frage: Wer zahlt für die gewaltigen Kollateralschäden?

Die wurden und werden vergemeinschaftet: wir alle zahlen für mittlerweile weitreichende Umwelt- und Klimaschäden, aber auch für die Pandemien, die u. a. von Antibiotika-resistenten Superkeimen ausgehen, wie weiter im Text präzisiert. Die Gewinne jedoch fließen allein in die Privatwirtschaft:

Moralisch abscheulich, doch bisher legal und ungestraft. Damit ist die Krux beim neoliberalen Kapitalismus im Wesentlichen beschrieben.

Dass wir Konsument:innen auf Konsum konditioniert wurden und immer noch stark manipuliert, geradezu stoned, denken und handeln, folgt der Tatsache, dass einige Industriezweige perfekt inszeniert und penetrant vorgeben, was gut, gesund und wertvoll ist. Wir wissen, dass Gesetzgebungsverfahren unmittelbar beeinflusst werden, denken wir an die Armeen von Lobbyisten in Berlin oder Brüssel. Auch die generelle öffentliche Wahrnehmung wird mittels Werbung und zudem aktuell datenbasiertem Neuromarketing stark verzerrt – teils mit perfiden Methoden des Psychoterrors gegenüber Konsument:innen. Dennoch:

Wir haben uns gern in diesem Kokon aus Illusionen versponnen. Viele blieben auch jetzt gerne in dieser bequemen, illusorischen Matrix.

Dieser Kokon ist gleich einer riesigen Master-Illusion, gesponnen aus vielen Irrtümern und vorsätzlich falschen Annahmen, von denen wir entweder nichts wussten oder nichts wissen wollten. Beispiele:

  • Das Paradoxon des grenzenlosen Wachstumes.
  • Die Mär vom global fairen Teilen, ohne Eigenverzicht.
  • Die Vision vom Reichtum und Wohlstand für alle, durch die Globalisierung physischer Warenströme, ohne Folgen für Umwelt und Klima.
  • Folgenlose Billigkeit und zugleich angenommene Hochwertigkeit überregional bzw. international gehandelter Lebensmittel.
  • Überfluss bzw. Angebotsreichtum in den Supermärkten durch industriell hergestellte Lebensmittel, ohne nennenswerten Verlust von Nährwert und Bekömmlichkeit.
  • Industrielle, gewinnmaximierte und zugleich faire Massentierhaltung.
  • Von Realwerten abgekoppelte Geldwertsteigerung, etwa durch Aktien oder elektronische „Guthaben“, also der „Geldwert“ generell.
  • Geringe Arbeitslosigkeit, wie bis 2019 noch durch statistische Tricks propagiert.
  • Geringe Inflation, wie bis 2019 durch realitätsferne Warenkorb-Berechnungen erzeugt (z. B. starke Vergünstigungen bei Musikkassetten u. ä.).
  • Der Mythos von „fairen“ Kriegen oder wahren Kriegshelden.
  • Begrifflichkeiten wie „der Westen“ als „die Welt“ und sehr vieles mehr, denken wir nur an häufig nicht durch qualitative Assets gedeckte, völlig irrationale Marken-Fetische etc.
 
Geldschwemme

Seit Ende der 70er-Jahre wurde der Dollar vom Goldstandard abgekoppelt. Damit begann sowohl eine beispiellose Geldschwemme als auch die Wirtschaftsform des neoliberalen Kapitalismus, mit dem Ziel der mehr oder weniger bedingungslosen Gewinnmaximierung. Die Fokussierung auf das Gemeinwohl ging in den 80er-, 90er-, und 00er-Jahren häufig vollständig verloren.

Am 15. August 1971 hob US-Präsident Richard Nixon die Bindung des Dollar an Gold auf (Nixon-Schock). Als Folge daraus begann schon in den frühen 80er-Jahren eine Geldschwemme (FED und später auch die EZB, etc.), die bereits in den 90er-Jahren aus dem Ruder lief und heute auch den Euro schwer belasten – zeitgleich mit dieser Geldflut kam der Neoliberalismus (vgl. Margaret Thatcher): Mittels Nullzins-Orders verschaffte die Politik der Wirtschaft Zeit. Die Chancen, mit dem billigen Geld etwas Nachhaltiges zu schaffen, blieb ungenutzt. Stattdessen wurde die aktuelle Illusion vom Schlaraffenlandes sogar noch greller, lauter und penetranter projiziert. Perfekt inszenierte Werbeversprechen. Eine Matrix – Halluzinationen vom Überfluss zum Schnäppchenpreis. Doch tatsächlich alles nur auf Pump: Bei den Banken und der Umwelt, insbesondere auch den Nutztieren.

Am Ende dieser kurzen Ära, also aktuell gerade jetzt, werden all diese illusorischen Kredite fällig.

Widerwillen finden wir uns plötzlich in der Phase einer krassen Desillusionierung wieder. So schwer diese Wahrheit wiegt, ist das kein Untergang, sondern vielmehr ein Neuanfang, eine längst fällige globale, nachhaltige Transformation – weniger ein Reset, denn der impliziert ein „danach weiter so“.

Die Schuldfrage? Ist obsolet!

Die meisten von uns aßen oder essen ungesund viel Fleisch, fuhren oder fahren zu große Autos, verreisen möglichst billig, kaufen Discount/Dumping-Produkte, lästerten gerade erst noch über die Energiewende oder die Nachhaltigkeit und verballerten Energie-Ressourcen völlig gleichgültig. Viele hängen noch an dieser Matrix. Zwar verführt von der Industrie – doch die hat schließlich nur geliefert, was wir unkritisch konsumiert haben. Marketing adressiert an unsere Egos, Eitelkeiten, unsere Bequemlichkeit, unsere Gier, unseren Kollektivismus und unseren Egoismus.

Dass uns gegenüber diverse Illusionen derart perfide und subtil manipulativ vermarktet wurden, entlastet uns Konsument:innen.

Doch ahnten viele bereits, dass wir umso härter aufsetzen mussten, je länger die nun beginnende Transformation auf sich warten ließ – wobei der eigentliche Reset wohl erst noch bevorsteht:

Inflationäre Schübe, massiver Geldwertverlust, da auch Aktienkurse und digitale Geldwerte eben nur Illusionen sind, und so weiter. U. a. auch die Agenda 2030 wird uns nun zur Transformation führen (müssen): trotz aller Fakten und immer noch konsumberauscht, sind wir selbst jetzt mehrheitlich immer noch nicht immer fähig, verantwortlich zu konsumieren.

Und die Moral? Darüber lachten wir!

Wenn also noch SUV mit 600 PS oder tonnenschwere Elektro-Automobile verkauft werden, immer noch massenweise Billigfleisch in den Regalen ausliegt, große Kreuzfahrtschiffe Unmengen an CO2 ausstoßen und Schnäppchen aller Art verramscht werden, dann nur, weil das immer noch ein von uns adaptiertes und zudem rentables und legales Geschäftsmodell ist.

 
EU-Parlament, Lobbyismus

In Brüssel und der EU kommen auf 751 Abgeordnete rund 10.000 Lobbyisten aus der Wirtschaft.

Das Problem: Kein reguläres Gesetz kann das verhindern, obwohl der wirtschaftliche Gemeinwohlansatz sogar in vielen Verfassungen, z. B. der bayrischen, verankert ist.

Die absolute, bedingungslose Profitmaximierung ist die implizite DNA des neoliberalen Kapitalismus. Regulierungen oder gar Vernunft bleiben explizit hinter diesem Ziel zurück.

Dieser Neoliberalismus kann sich gar nicht selbst stoppen, da Reduktion oder Vernunft völlig diametrale Ansätze dazu sind, jedenfalls so lange entweder

  • freiwillige Vernunft gegen die „religiöse“ Gewinnmaximierung wirkt oder
  • Unvernunft nicht endlich signifikant verteuert und unrentabel wird, so, wie es die deutsche Politik zunehmend fordert, etwa über den CO2-Preis.

Verführer und Verführte bildeten eine politisch so gut wie nicht zu stoppende, traurige Spirale der Unvernunft. Sollen doch die anderen Rad fahren, frieren und auf ihren Urlaub verzichten? Aktuell passieren zwei wesentliche, nun also immer mehr durch Ordnungsrecht erzwungene Veränderungen:

  • Unvernunft, im Sinne von Verschwendung, wird signifikant teurer und
  • die Kosten der bisherigen Verantwortungslosigkeit werden vergemeinschaftet.

Aufwände, zur Beseitigung der Kollateralschäden dieser Konsumparty werden künftig von oben nach unten durchgereicht. Am Ende zahlen wir Kund:innen und Konsument:innen bzw. die Steuerzahler:innen und Vermögenden: von unten, über den Mittelstand und die verschiedenen Wohlstandsstufen, nach oben.

Waren werden zunehmend wieder zu ihrem realen Preiswert verkauft. Und Egoismus wird zu einem für viele unbezahlbaren Gut.

 
Rodungen für Lebemsmittel

Rodungen u. a. für den Sojaanbau, das zu über 80 Prozent zu Tierfutter verarbeitet wird. Jährlich werden 15 Milliarden Bäume gefällt. Das sind 13 Milliarden Hektar Wald.

Rodungen, gesundheitliche Folgen pandemischen Ausmaßes z. B. durch die Tabak- und Lebensmittelindustrie, Teflon (DuPont), CumEx, Folgen des Klimawandels, Ressourcenknappheit etc.: Jetzt erst, wo diese Vergemeinschaftung der gesamten Kollateralschäden anhand sprunghaft steigender Preise erkennbar wird, wird uns Otto Normalverbraucher:innen bewusst,

wie teuer die Billigkeit der letzten 30 bis 40 Jahren in Wirklichkeit war, ist und erst noch wird.

Was wir bisher einsparten, zahlen wir künftig doppelt nach: einmal durch die Zahlung der realen Preiswerte für faire und nachhaltige Produkte und zweitens durch die Kosten für die nachträgliche Beseitigung der massiven Schäden der vergangenen Jahrzehnte.

Kreative Zerstörung?

Wenn derartige zerstörerische wirtschaftspolitische Systeme mehr schaden als nützen, dann scheint deren Zerstörung kreativ, besser: konstruktiv, wenn nicht überlebenswichtig. Krisen begründen so manches Ordnungsrecht, das zwar auch ohne Krisen schon vernünftig, nur politisch nicht durchsetzbar gewesen wäre.

Handlungsdruck schafft Innovation und real praktizierte Nachhaltigkeit.

So zerstörerisch und schrecklich die aktuellen Krisen sind: sie passieren zur rechten Zeit und erinnern uns daran, was wirklich elementar ist, denken wir nur an die ins Stocken geratene Umstellung des Weltenergiesystems auf Erneuerbare Energien. Nur zwei Tatsachen, die das bestätigen, sind, dass uns die Einschränkungen durch Corona zeitweise signifikant weniger Verkehr und zweitens das Homeoffice-Szenario sogar langfristig weniger Verkehr bescheren. Spätestens mit dem Ukraine-Krieg kam die bittere, aber nicht neue Gewissheit,

dass es bei der Dekarbonisierung, der Transformation des Weltenergiesystems auf Basis von Erneuerbaren Energien, nicht allein um den Klimawandel geht, sondern um Ressourcen und Energiesicherheit!

Fossile Ressourcen werden, wie mittlerweile allen bewusst ist, häufig von Despoten kontrolliert. Sie sind natürlich auch dort endlich – und sei es in 50 Jahren, wie wir in diversen Beiträgen auf UmDEX schon lange vor dem Ukraine-Krieg immer wieder dezidiert beschrieben haben: Die Umstellung ganzer Industrienationen auf regenerative Energiesysteme und Landwirtschaften braucht Jahrzehnte. Eile war also schon vor 20 Jahren geboten.

Ölindustrie

Die alten Industrien haben eine Schneise der Verwüstung hinterlassen. Die Ära fossiler Energieträger geht zuende, ein neues Zeitalter der Erneuerbarer Energien und der Digitalisierung hat begonnen.

Wind, Sonne, Wasser und andere erneuerbare Energien stehen uns im Überfluss für Jahrmillionen zur Verfügung. Europa könnte sich als globale Hightech-Region für „Erntemaschinen“ dieser natürlichen Energien etablieren und Hunderttausende Arbeitsplätze schaffen, so, wie es die Grünen seit vielen Jahren sehr konkret und nachvollziehbar fordern. Bisher störten jedoch die Mechanismen des neoliberalen Marktes, der die Ansätze von Reduktion, Verzicht und Konsolidierung, ganz besonders auch im Lebensmittelsektor, mied und meidet, wie der Teufel das Weihwasser.

Ursache und Wirkung

Nur erhebliche Krisen, so scheint es, sind imstande, den beschriebenen Selbstzerstörungsmechanismus des absoluten Kapitalismus zu resetten und fundamentale Transformation anzuschieben. Gut informierte Unternehmer:innen wissen längst, wie einschneidend die kommenden Veränderungen sein werden, die mit diesen und vermutlich weiteren Krisen einhergehen, denn:

  • wenn wir wollen, dass die bisherigen umweltschädlichen überregionalen Warenströme zugunsten einer florierenden Regionalwirtschaft stark reduziert werden, müssen wir sie durch massive Energiekosten-Zuschläge unterbrechen, und
  • wenn wir der Massentierhaltung im Sinne von Ethik und Ressourcen (Rodungen und Rohstoffe für Tierfutter, Tier-Gulags, Regenwaldabholzung, Landraub, Düngemittel- und Pestizideinsatz, Gülleschwemme, Getreide für Tierfutter etc.) abschwören wollen, dann müssen sich die Preise z. B. für Fleisch verzigfachen, damit ein kleiner Bruchteil der heute gehaltenen Tiere artgerecht und anständig versorgt werden und Landwirte trotzdem faire Preise erzielen können (vgl. EU-Farm to Fork Strategie).
  • Auch das massenweise Wegwerfen von Nahrungsmitteln wird unterbunden, indem die Lebensmittel qualitativ hochwertiger werden und somit deren Preise, ihrem sodann tatsächlichen Wert entsprechend, signifikant steigen.
  • Wenn wir die Produktion überflüssiger Produkte verhindern wollen, muss auch deren Herstellungspreis deutlich steigen, was ebenfalls nur durch Aufschläge bei den Energiekosten erreicht wird.
  • Um Konsument:innen zu bewegen, elektrisch oder öffentlich zu fahren, nicht mehr für 50 Euro in den Urlaub zu fliegen und keine Ressourcen mehr zu verschleudern, hilft auch hier einzig eine Verteuerung fossiler Energieträger.
  • Korruption und Geldwäsche sowie das Verdienen von Geld nur mit Geld kann durch digitale Geldsysteme, mehr Kontrolle über finanzielle Transaktionen und notfalls durch einen massiven Geldwertverlust oder -downgrade, abgestellt werden.

Einschnitte wie wir sie erleben, wären ohne Ordnungsrecht kaum zu orchestrieren, welches so krass ohne markankte äußere Einflüsse nicht möglich wäre,

jedenfalls nicht ohne das Risiko, radikale Oppositionsparteien entscheidend zu stärken: so, wie wir es leider schon jetzt überall in der EU erleben. Die Gemengelage ist unvorstellbar komplex und Gutes zu tun, ist ein sehr schmaler Grat in diesem politisch-wirtschaftlichen Haifischbecken.

Das Kreative an Krisen: Die aktuelle Konfrontation mit extremen Situationen, zerstört die meisten Illusionen effizient und ersetzt diese durch nachhaltigere Realitäten.

Doch werden viele Verzichte eher Gewinne sein.

Wir werden gesünder und bewusster essen und leben, die Energiepreise werden wieder sinken, während andere Teile der Welt in 20 oder 30 Jahren um die letzten fossilen Brennstoffe buhlen, Mobilität wird neu gedacht, kurz: Regionen wie die EU könnten sich in puncto Nachhaltigkeit als technologisch führend und wegweisend etablieren und schon zeitnah erheblich profitieren.

Neue globale, digitale Legislative?

Wie derzeit, was genau seitens welcher globalen Koalitionen aus welcher Motivation heraus gesteuert wird, können wir nur silhouettenhaft erkennen. Sicher ist, dass große Regionen dieser Welt bereits vonseiten supranationaler Strukturen gesteuert werden –

Diese Steuerungen erfolgen in einer Ebene oberhalb klassischer, traditioneller Regierungsformen und Parlamente.

Denken wir an Organisationen wie die United Nations (u. a. WHO, WTO, IWF), mit Formaten wie der UN-Klimakonferenz bzw. der jährlich stattfindenden Vertragsstaatenkonferenz der UN-Klimarahmenkonvention. Denken wir an das Word Economic Forum (WEF, Weltwirtschaftsforum), die Bilderberger-Konferenz, die NATO oder Formate wie G7, G20, die unzähligen transatlantischen Think Tanks, internationale NGOs und so viele weitere Formate und Gruppierungen.

 
UN

Globale Organisationen wie die UN funktionieren als globale Membrane zwischen der politischen und der wirtschaftlichen Ebene. Bildquelle: UN

Die Legislative und das Geld

Was hier bisher Stoff für reichlich Verschwörungstheorien lieferte, verdampf, um so transparenter diese neue Legislative zur praktizierten Realpolitik mit konkreten Visionen erklärt wird. Zwar ist auch der Einfluss seitens der Wirtschaft auf diese neuen Strukturen real: nehmen wir Bill Gates, der nicht nur aufgrund seiner weltweit verbreiteten Betriebssysteme eine unheimliche Machtfülle innehält, sondern auch wegen seines Vermögens und dem so erkauften Einfluss etwa auf die Weltgesundheitsorganisation (WHO) oder wie es der SWR 2 formuliert:

„Was gesund ist, bestimmt Bill Gates.“

Doch solange wir nicht bereit sind, andere als die bisherigen, eigenstaatlichen, teils sogar nationalistischen Strukturen mitzugestalten, fehlen uns Motivationen und vor allem Perspektiven für die Zukunft. Alle wichtigen Fragen der Zukunft, so zeigen die Krisen, können nur transnational gestaltet werden. Je transparenter dies geschieht, desto mehr Menschen werden den Ideen auch folgen. Wie gewichtig z. B. Social-Media Channels wie Twitter, Facebook oder TikTok bereits sind, zeigt sich daran, dass sie mittlerweile zu den wichtigsten Kanälen der Politik geworden sind. Meldungen auf Twitter sind mittlerweile oft (ge)wichtiger als die alten staatlichen  Institutionen wie z. B. die deutsche Bundespressekonferenz. Das Elon Musk diesen mächtigen, weltumspannenden Channel erworben hat, zeigt einmal mehr, wie sehr die klassischen legislativen Instanzen real erodieren.

Generell bringt u. a. auch die Digitalisierung zunehmend entmachtete, aber weiterhin involvierte Staats-Parlamente mit sich – eine Zeitenwende, die sich überdeutlich abzeichnet. Klassische, parlamentarische Demokratien, die ohne Einfluss privatwirtschaftlichen Kapitals funktionieren, sind faktisch bereits seit Jahrzehnten eher Illusion als Wirklichkeit.

Und die viel kritisierte Macht des Geldes? Sie zieht sich immerhin quer durch die Geschichte. Denken wir für Europa nur an Dynastien wie die Medicis, die Fuggers oder die Krupp-Dynastie während der Weltkriege.

In Bezug auf die Mitwirkung „des Geldes“ sind außerdem, historisch betrachtet, diverse positive Entwicklungen zu bilanzieren. Eine neue Definition des Humanismus entstand z. B. mit Beginn der bürgerliche Lohnarbeits- und Leistungsgesellschaft (Erste industrielle Revolution), mit erheblichen Verbesserungen der Lebenswerte.

 
Macht sozialer Medien

Die Macht sozialer Medien übersteigt mittlerweile die von staatlichen Pressekonferenzen. Am Beispiel der Übernahme von Twitter durch Elon Musk wird erkennbar, welche Machtfülle und Verantwortung hier auch einzelne Superreiche Unternehmer:innen übernehmen.

Superpower Digitalisierung

Wenn auch niemals uneigennützig, ist auch die soziale Marktwirtschaft zum gewissen Teil der Industrie zu verdanken. Ein Modell, dass seit den 80er-Jahren leider ebenfalls stark unter dem absoluten Kapitalismus erodierte, in dem Vernunft und Gemeinwohl weder bilanzierungsfähig waren, noch gewürdigt wurden.

Doch der aktuelle globale System-Change ist mit Abstand der epochalste.

Seine Superpower ist die Digitalisierung. Alle geschichtlichen Vergleiche mit politischen Systeme, ohne die Digitalisierungskomponente, scheitern. Die globalen Machtverhältnisse verlagerten sich seit Anfang 2000 zügig weg von den bisherigen klima- und umweltschädlichen Industrien des ausgehenden fossilen Zeitalters, hin zur digitalen.

Die Digitalisierung ist der zentrale Game-Changer –

Geld und technische Möglichkeiten (digitale Währungen, Internet, KI etc.) bilden zusammen seit den 2000er-Jahren eine nie dagewesene Gestaltungsmacht im globalen Maßstab.

Der Einfluss bisheriger Global-Heros, zum Beispiel vonseiten der Automobil-, Energie-, Lebensmittel und (Fleisch)-, Reise-, Chemie-, Stahl oder Rüstungsindustrie, bleibt groß, liegt aber schon jetzt deutlich hinter dem der Digital- und Finanzwirtschaft zurück. Die bisherigen ressourcenintensiven Industrien werden weiteren Einfluss einbüßen.

Ein Segen? So scheint es, jedenfalls mit Blick auf den Klima- und Umweltschutz, in Bezug auf eine global gerechtere Steuerung bei Löhnen, des Wohlstands, bei der Umstellung des Weltenergiesystems, dem Zugang zu Bildung, Infrastruktur, kurz: auf alles, was 2015 mit den Sustainable Development Goals (SDGs), den 17 Zielen der nachhaltigen Entwicklung seitens der EU bereits formuliert wurde. Die Entkopplung vom Wachstumsparadigma, also weg vom klassischen BIP, bahnt sich durch verschiedene, sehr konkrete Ansätze (Gemeinwohlökonomie, Donut-Ökonomie etc.) seinen Weg in die Realwirtschaft.

Schon jetzt ist eine silhouettenhafte Zukunftsvision erkennbar, die mit Blick auf die Geschichte zur besten Perspektive werden könnte, die wir je hatten.

Die Alternativen? Weiter so? Wie bisher, unter dem Einfluss der „alten“ Industrien und der Illusion eines grenzenlosen Wachstumes? Eigenstaatlichkeiten? Nationalismen? Weitere Kriege um Rohstoffe, in denen allein in den letzten Jahrzehnten viele Millionen Menschen getötet wurden?

Die Visionen des Silicon Valley oder etwa die der digitalen Giganten des chinesischen Perlflussdeltas decken sich immer konkreter mit denen grüner Politik. Die Richtung stimmt. Viele Konzepte machen Mut. Die aktuellen Krisen sind nicht allein Auseinandersetzungen zwischen Staaten, sondern auch durch Weltkonzerne ausgelöste Erschütterungen, die eine neue multipolare, zunehmend nicht eigenstaatliche Weltordnung einleiten und das Modell der Monopolarität (Hegemon: Weltmacht USA) ablösen könnten.

Während viele z. B. dem Word Economic Forum (WEF) noch skeptisch gegenüberstehen, bildete sich zum Beispiel hier ein gigantischer Pool international kooperierender Expert:innen, Institutionen und Organisationen und natürlich wieder auch unter Beteiligung von Konzernen heraus.

Hier wuchs die wohl weltweit größte wissenschaftliche Knowledge-Base seit Anbeginn der Menschheit heran.

WEF-Logo

Das Word Economic Forum verbindet die politische mit der wirtschaftlichen Ebene. Die Übergänge sind fließend. Das WEF wird einerseits von vielen kritisch beäugt. Andererseits gilt das Forum als eine der größten wissenschaftlichen Foren weltweit und hält eine Fülle von nachhaltigen, wissenschaftlich fundierten Lösungsansätzen bereit, natürlich unter Beteiligung der Weltwirtschaft.

Zwar auch geführt von wirtschaftlichen Interessen, gleichwohl aber in Richtung eines verantwortungsvolleren und nachhaltigeren Wirtschaftens. Die vorbeschriebenen Verflechtungen mit dem Kapital und der Industrie sind Realitäten, zu denen wir erst eine konstruktivere und mitgestaltende Haltung gewinnen können, wenn wir die Modelle der letzten Jahrhunderte, die Illusionen eines lupenreinen demokratischen Parlamentarismus, im Kontext der digitalen Globalisierung neu kalibrieren.

Wie dringend ein Wandel jetzt ist, zeigt die Lebensmittel- und Landwirtschaftsindustrie und ihrer Ausbeutung von Ressourcen. Oder die Inkaufnahme von unerträglicher Quälerei industriell ausgebeuteter Tiere, denn die überragenden Themen dieser Tage sind gerade:

Ressourcenknappheit sowie die Lebensmittel- und Energiepreise.

Unerträglicher Status quo bei der industriellen Lebensmittelproduktion

Der totale Kapitalismus ist in seinem Ideal nicht selten brutal und blutig. Es brauchte offensichtlich ebendiese Brutalität, um seine Wucherungen zu bremsen, wie erwähnt, kommt dieser Impuls auch durch globale Krisen.

Attribute wie Freiwilligkeit, Anstand, Verzicht Vernunft, Weitsicht oder Nachhaltigkeit werden wieder rentabel.

Nicht ein großes Auto zu fahren, nicht zu jeder Jahreszeit sämtliche Früchte kaufen zu können, bewusster, wertschätzender und vor allem wieder gesünder und regionalorientierter zu essen und konsumieren, Kleidung länger zu tragen und auf faire Produkte zu achten:

Diese Transformation ist in der ganzheitlichen Betrachtung ein lebenswerter Zugewinn. Verzicht ist nicht gleich Verlust.

Werfen wir einen Blick auf den Ist-Zustand, um die teilweise unfassbaren Auswüchse des Neoliberalismus anhand der Massentierhaltung besser zu verstehen:

 
Massentierhaltung

Die Massentierhaltung ist seit den späten 70er-Jahre auf den Profit, nicht aber auf das Tierwohl fokussiert.

Illusion gesunder, billige und schmackhafter Lebensmittel

Nur die letzten 40 Jahre, etwa mit dem Beginn des kapitalistischen Absolutismus, haben unsere Lebensmittel stärker manipuliert als die gesamten 10.000 Jahre davor. Es ging es irgendwann nicht mehr darum, hochwertiger und faire Lebensmittel zu vermarkten, sondern fast immer um Maximalprofit. Mehr als 2.000 Substanzen werden unseren Lebensmitteln mittlerweile beigemischt – nur etwa 300 müssen als Zusatzstoffe gekennzeichnet werden. Tiere wurden zu Produkt- und Absatzeinheiten mit Strichcode, abseits jeder ethischen Grenzen und von Anstand.

Gesunde Lebensmittel sind bei weitem keine Selbstverständlichkeit, wie die nachfolgenden Flyouts zeigen:

Geschmack? Eine industriell, chemisch erzeugte Illusion.

Die Ernten reichen gar nicht aus, für all die Joghurts und andere Produkte, die es auf dem Markt gibt. So greift die Industrie in die riesige Trickkiste, um zu täuschen: Viele Erdbeerjoghurts z. B. enthalten zumeist nur maximal eine halbe Erdbeere. Der Geschmack wird u. a. aus einem Holzpilz gewonnen. Reale Geschmäcker und Inhaltsstoffe gehen bei der gewinnmaximierten Produktion zumeist verloren. Dass uns der Proteinbrei dennoch schmeckt, dafür sorgen rund 2.800 verschiedene Aromastoffe, nebst Glutamat, meistens als Würze bezeichnet.

Produktfarben? Tricks für die perfekte Illusion von Hochwertigkeit und Nährwert

Zum Beispiel werden Billigbrotsorten häufig braun gefärbt (Schwarzbrot), um die Illusion von Nährwert zu vermitteln. Ebenfalls  eine bewusste Täuschung. Auch Zuchtlachs z. B. ist nur rot, da dem Fischfutter Farbstoff beigemischt wird und so weiter.

Bäckerhandwerk? Das war einmal!

Fast immer kommen Tiefkühl-Rohlinge teils aus Asien oder Osteuropa. So oder so kommt auch hier ein Chemiecocktail zum Einsatz, um die Teige für die Verarbeitung anzupassen, ergänzt durch Aromastoffe, um die Illusion des frischen Sonntagsbrötchens aufrecht zu erhalten. Das funktioniert so gut, dass wir sonntags zur Rushhour nicht selten 30 Minuten beim Bäcker anstehen. Ein klassisches Ritual in unserer illusorischen Matrix.

Es geht nur selten darum, Nährwert und Qualität zu erzeugen

Fakt ist: Knapp zehn Lebensmittelkonzerne beherrschen den Lebensmittelmarkt in ganz Europa, wenn man die Fusionen berücksichtigt – und die Preise werden von nur wenigen Mega-Handelsketten diktiert. Rund 75 Prozent unserer Lebensmittel werden industriell hergestellt und sind häufig minderwertig.

Es geht nur selten darum, Nährwert und Qualität zu erzeugen, sondern mit rund 200.000 Lebensmittel, die auf die Esslust der Konsument:innen warten, satte Profite zu erwirtschaften, indem die Illusion von Überfluss und Nährwert imitiert wird.

Die traurige Tatsache, dass Aktionäre und der Shareholder Value wichtiger und das nur die Unternehmen erfolgreich agieren, denen eine bestmögliche Täuschung und Manipulation gegenüber Kund:innen gelingt, ist noch nicht der Peak bei den Perversionen, die sich etabliert haben: Es werden nicht nur häufig kaum faire und hochwertige Produkte angeboten. Die Grundlage für diese Profit-Doktrin sind barbarische Tierquälereien unvorstellbaren und unerträglichen Ausmaßes.

Fleisch- und Käseprodukte sind selten das, was sie zu sein scheinen!

Durch Hinzunahme von Enzymen werden häufig aus minderwertigen Fleischresten und -abfällen Schinken und Schnitzel zusammengeklebt. Von Verbraucher:innen kaum von echten Fleischprodukten zu unterscheiden. Auch beim sogenannten Analogkäse kommen billige Pflanzenfette, Aroma- und Farbstoffe zum Einsatz, um eine Käse-Illusion zu erzeugen.

Industrielle Massentierhaltung
und Landwirtschaft

Und auch das Zeitalter der Massentierhaltung begann mit der Durchdringung der neoliberalen Wirtschaftsdoktrin, Anfang der 1980er Jahre – als Folge der Loslösung des Dollars von Realwerten. Wenn man die Empathiefähigkeit, Emotionalität und soziale Fähigkeit von Tieren wie Schweinen, Kühen, Gänsen, Hühnern und anderen auch nur halbwegs anerkennt, kann man nur zu dem Resümee kommen:

Mit der Massentierhaltung begann die barbarischste Epoche, die es in der Menschheitsgeschichte jemals gegeben hat.

Bestimmte Konzerne gingen und gehen sprichwörtlich über Leichen – tierische wie menschliche.

Die Folgen der industriellen Massentierhaltung

An Salmonellen in Fleisch und Eiern (aktuell: Salmonellen in großen Chargen von Ferrero-Produkten, z. B. in den Ü-Eiern), an umetikettiertes Gammelfleisch, generell (auch ganz aktuell) an Lebensmittelskandale, Seuchen wie BSE (Rinderwahn) etc. haben wir Verbraucher:innen uns mehr oder weniger gewöhnt. Aktuelle Nachrichten darüber ändern unsere Haltung dazu kaum bis gar nicht.

Skandale wie die der bayerischen Großbäckerei Müller, erst vor einigen Jahren, wo Behörden Schaben, Mehlwürmer, Mäusekot und Kakerlaken viel zu lange tolerierten, werden gern schnell vergessen, wenn die Waren nur so wunderbar billig sind,

denn verkauft wird nur das, was wir konsumieren.

Medikamente: Antibiotika-resistente Keime

Methicillin-resistente Staphylococcus aureus (MRSA) sind Keime, die beim Menschen unter anderem Wundinfektionen und Entzündungen der Atemwege hervorrufen können, Symptome, die ebenfalls erst seit Ende der 1970er-Jahre verbreitet auftraten.

Die Warnungen von Experten vor Antibiotika-resistenten Keimen wurden und werden seitens der Industrie seit Jahrzehnten ignoriert – trotz der Tatsache, dass jährlich 1,2 Millionen Menschen weltweit daran sterben. Bei fast fünf Millionen Todesfällen war eine solche Infektion demnach mindestens mitverantwortlich für den Tod, berichtet ARD.

Das RKI ist da nicht optimistischer: Zwischen 2007 und 2015 hat sich die Krankheitslast durch Infektionen mit Antibiotika­resistenten Erregern in Europa und in Deutschland deutlich erhöht und nimmt nur langsam wieder ab. Zum Beispiel hat sich die Anzahl von Todesfällen durch Carbapenem­resistente Klebsiella pneumoniae in diesem Zeitraum in der EU versechsfacht. Die Anzahl von Todesfällen durch Escherichia coli mit Resistenz gegen Cephalosporine der dritten Generation hat sich sogar vervierfacht, Tendenz steigend!

Allein in der EU sterben wenigstens 33.000 Menschen jährlich an Antibiotika-resistenten Keimen.

In Deutschland werden lt. Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit immer noch gut 700 Tonnen Antibiotika an Tiere verabreicht. 31 Tonnen mehr als im Vorjahr und etwa zweimal so viel wie in der Humanmedizin. Zugleich stieg der Einsatz von besonders wirksamen Reserveantibiotika in der Tierhaltung deutlich an, obwohl diese für die Behandlung von bestimmten Krankheiten für Menschen vorbehalten seins sollten.

Um die Massenproduktion von Schweinefleisch noch wirtschaftlicher zu gestalten, bekommen Sauen das Hormon PMSG. Das sorgt dafür, dass sie nach einem Wurf schneller wieder trächtig werden können. Außerdem lassen sich so die Würfe synchronisieren. Das heißt: die Sauen in einem Zuchtbetrieb werfen synchron. Schon dieses Wording zeigt die verachtenswerte Behandlung sensibler Tiere.  Ein weiteres Beispiel:

Damit eine Kuh ständig Milch geben kann, wird sie laufend befruchtet. Kurz nach der Geburt eines Kalbes steigt die Milchleistung stark an. Nach etwa 7 Wochen ist das Maximum erreicht. Das hält rund zwei Monate an.

Um das ständig zu wiederholen, wird eine Hochleistungskuh schon zwei bis drei Monate, nachdem sie gekalbt hat, wieder und wieder künstlich besamt – und ist quasi während ihrer Produktion für ihren Nachwuchs, der jedoch von der Muttermilch nur wenige Tage profitiert, bereits wieder schwanger. 1990 lieferte eine Kuh rund 4.300 Liter Milch – heute sind es rund 8.000 Liter.

Eine Methodik, die an Grausamkeit nicht mehr zu überbieten ist.

Der Kapitalismus hat viele Bauern gezwungen, zu regelrechten Drogendealer in den eigenen Ställen zu werden oder Chemiecocktails auf ihren Feldern auszubringen.

Gefährliche Gülle-Flut

Die mit der Massentierhaltung einhergehende Gülle-Schwemme löste mittlerweile den so bezeichneten Gülle-Tourismus aus: Holland z. B. gibt seine Gülle teilweise an Deutschland ab, da hier mehr Fläche verfügbar ist. Gülle wird dann auch auf Feldern ausgebracht, auf denen nichts angebaut wird. Durch die Gülle (Mischung aus Kot und Harn von landwirtschaftlichen Nutztieren wie Schwein, Rind oder Geflügel) landen all diese Medikamente am Ende dieser fürchterlichen Wertschöpfungskette teils auf den Feldern und damit in unserem Grundwasser, bzw. teilweise auch in gekauften Früchten:

Der Darmkeim Ehec aus der Massentierhaltung zum Beispiel, wird durch die industrielle Landwirtschaft verbreitet und fand sich immer wieder auch in diversen Gemüsesorten. Zwar tragen Rinder diese Keime von Natur aus in sich, doch die Anzahl steigt um das Dreihundertfache durch das Mesten mit Kraftfutter, z. B., um die Milchproduktion anzukurbeln. Auch solche Skandale wurden in nur wenigen Tagen mehrheitlich vergessen.

Die Intensivtierhaltung belastet die Böden teils extrem – die Felder werden immer häufiger überdüngt.

Der klassische Nährstoffkreislauf bei Landwirtschaften ging verloren.

Resistente Keime bleiben nicht in den Ställen, sondern werden großflächig auf den Feldern verteilt.

Viele der vorgenannten Medikamente belasten nicht nur die Böden, sondern können durch Güllestäube in die Atemwege gelangen und Menschen besonders auch durch kontaminiertes Grundwasser schwer belasten, denn immer mehr Gülle kontaminiert die Grundwasservorräte. In vielen Regionen wird der Grenzwert von 50 Milligramm pro Liter Trinkwasser teils um ein Vielfaches überschritten.

"Lebensmittelraub" und Umweltzerstörung durch Massentierhaltung

Die Folgen: Massive Kosten für unser Gesundheitssystem, und eine Beschleunigung des Klimawandels durch Rodungen, etwa für ausgedehnte Sojafelder. Man weiß gar nicht, wie man welche der enormen Kollateralschäden höher gewichten soll, denn neben alledem ist der vorherrschende Hunger und aktuell die Lebensmittelversorgung wohl das drängendste aller belastenden Folgen der Massentierhaltung.

Gut 80 Prozent der Sojabohnen werden für Tierfutter angebaut. 80 Prozent kommen aus den USA, Brasilien, Argentinien und Paraguay.

Von 2000 bis 2010 wurden weitere 24 Millionen Hektar Land in Südamerika zu Ackerflächen. Auf vegane Lebensmittel, etwa Tofu, Sojamilch und Sojasoße – entfallen knapp 13 Prozent der weltweiten Soja-Produktion (Bundesforschungsinstitut für Ländliche Räume, Wald und Fischerei, 2016). Nicht allein für die Herstellung von Tofu und Co., sondern vor allem auch als Emulgator, Stabilisator, Feuchthalte- und Bindemittel in Form von Lecithin z. B. in Soßen, Schokolade, Eis oder Gebäck.

Unvorstellbare fast 80 bis 85 Prozent der Sojabohnenproduktion werden zu Schrot verarbeitet, das anschließend als Futtermittel in Tiertrögen landet (WWF), um den durch massive Werbung erst erzeugten weltweiten Appetit auf Fleisch zu tilgen.

„Weniger Fleisch zu essen, wäre ein Beitrag gegen Putin“,

sagt Agrarminister Cem Özdemir. Er rechnet in einem Spiegel-Interview vor, dass auch etwa 60 Prozent des Getreides als Tierfutter genutzt wird. In einer Zeit, in der sich die Preise für Brot vervielfachen könnte und weltweiter Hunger herrscht.

Die Lage beim Fisch ist nicht anders. Nach dem Netflix-Film „Seaspiracy“ dürfte den meisten der Appetit darauf verlorengehen. All diese Fakten berechtigen zu der Frage:

Wieso erleiden jährlich zwei Milliarden Menschen Hunger,
während 70 Milliarden Nutztiere ernährt werden können?

Immer noch liegt der Verbrauch in Deutschland bei 57,3 Kilogramm Fleisch pro Person. Abzüglich von rund 7,5 Millionen Menschen (Statista), die sich selbst als fleischverzichtende Veganer oder Vegetarier einordnen oder weitgehend auf Fleisch verzichten. Damit isst ein Deutscher im Schnitt deutlich über ein Kilo Fleisch pro Woche.

In einen Kilogramm Rindfleisch stecken im globalen Durchschnitt 15.415 Liter Wasser (1 Kilo Sojabohnen verbrauchen ca. 1.800 Liter Wasser) und 1,7 Kilogramm Kraftfutter ( gewonnen aus ca. 12 kg Sojaschrot).

Nutztiere wie Rinder, Pferde, Schweine, Hühner etc. machen 65 Prozent der Biomasse aus, neben der Menschheit mit 32 Prozent.

Demgegenüber schlägt die Biomasse aller Wildtiere (vom Elefant bis zur Haselmaus) mit nur drei Prozent zu Buche.

Der Weg muss jetzt konsequent vom mehrstufigen Handelssystem weg führen, an dem sich diverse Instanzen bereichern, die absolut nichts zur Wertschöpfung beitragen, hin zur weitgehenden regionalen Versorgung, die häufig rentabel ist, was viele kleine, regionale Projekte unterstreichen.

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Jürgen Zietlow

Jürgen Zietlow

Umweltjournalist, Spezialist für nachhaltige Kommunikation. Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).

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