Nachhaltiges Druckwerk „2035“
Klima. Menschen. Welt.

Die Umweltorganisation GermanZero e. V. kämpft für das 1,5-Grad-Ziel. In Kooperation mit der Druckerei oeding print GmbH und dem Papiergroßhändler Inapa Deutschland GmbH wurde ein Essenz-Magazin optimal nachhaltig produziert. Wir erklären die Motivation der Akteure und warum die Anstrengungen im Umwelt- und Klimaschutz elementar sind, gerade auch in der Druckbranche.

von | November 2021 | Oekodruckereien | 0 Kommentare

Klimaziele German Zero
Das Klima. Der Mensch. Die Globalisierung. Alles ist miteinander verbunden. Kleine Ursachen irgendwo auf der Welt haben häufig große Ursachen in ganz anderen Regionen. German Zero e. V. fokussiert auf das, was Deutschland tun muss. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ambitioniert, sogar radikal, jedoch realistisch – inklusive Vorbild- und Signalwirkung für die Welt. Bild: 琛茜 蒋, Pixabay.
Das Klima. Der Mensch. Die Globalisierung. Alles ist miteinander verbunden. Kleine Ursachen irgendwo auf der Welt haben häufig große Ursachen in ganz anderen Regionen. German Zero e. V. fokussiert auf das, was Deutschland tun muss. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ambitioniert, sogar radikal, jedoch realistisch – inklusive Vorbild- und Signalwirkung für die Welt. Bild: 琛茜 蒋, Pixabay.

GermanZero e. V. hat sich die Erreichung des 1,5-Grad-Zieles gemäß dem Pariser Abkommen in die Agenda geschrieben. Dieses Abkommen, so die Organisation, sei das wichtigste Zukunftspapier unserer Zeit. Also entwickelte die NGO ein 550 Seiten umfassendes Maßnahmenpapier, das von Expert:innen, Jurist:innen und Wissenschaftler:innen verfasst und im zweiten Schritt in beschlussfähige Gesetzestexte transformiert wurde.

Die einzelnen Schritte sind wissenschaftlich fundiert und belastbar begründet. Radikal seien die in den kommenden 14 Jahren notwendigen Schritte, resümieren die Experten. Es geht um nicht weniger als die Transformation des Weltenergiesystems. Allen ist bewusst, dass sich die bisherigen Anstrengungen vervielfachen müssen, um dieses Ziel tatsächlich zu erreichen. Dazu braucht es eine globale Kooperation, denn das Ziel ist nur gemeinsam mit Ländern wie China, USA und Indien zu schaffen – Staaten, die schon heute Bemühungen erkennen lassen, als das bisher der Fall war.

 
German Zero, umweltfreundliche Drucksachen

Magazin von GermanZero e. V.: Eine Essenz der Ziele und Vorschläge seitens der NGO. Nicht nur als digitales Medium angeboten, sondern bewusst gedruckt – supportet von der Inapa Deutschland GmbH und oeding print GmbH.

Mediengattung Print auf dem Prüfstand

Aus dieser Basisarbeit ist eine Essenz der Ziele in Form eines 128-seitigen Magazins „2035“ entstanden. Obgleich die Organisation auf eine ausgezeichnete Onlinereichweite zurückgreifen kann, offline rund 50 Regionalgruppen aktiv sind, und

obwohl die CO2-Reduktion das zentrale Mission Statement der NGO ist, sollte diese zentrale Zusammenfassung schon wegen ihrer Bedeutung gedruckt und nicht nur digital angeboten werden, gerade aus Gründen der Nachhaltigkeit.

 

Schon, da mittlerweile ein Exemplar auf jedem Abgeordnetentisch in Berlin liegt, war Print alternativlos. Natürlich stand diese Mediengattung auf dem Klima-Prüfstand. Die Initiatoren haben gemeinsam mit der Brancheninitiative UmDEX konkrete Detailfragen zur Nachhaltigkeit geklärt. Es wurde deutlich, dass ein solches Magazin, wenn es in der richtigen Produktionsumgebung, also mit ausgezeichneten CO2-Werten produziert würde, optimal nachhaltig konditioniert ist – gerade auch im Vergleich mit digitalen Medien.

Magazin German Zero 2035

Essenz-Magazin der NGO GermanZero e. V., unterteilt in die Sektoren Energie, Industrie, Verkehr, Gebäude/Wärme sowie Landwirtschaft und Landnutzung. Als weit umfangreicheres Basiswerk der NGO dient ein 550-seitiger, wissenschaftlich ausgearbeiteter Maßnahmenkatalog. Bild: Inapa Deutschland GmbH.

Unterstützung durch oeding print und Inapa

Die UmDEX-Experten haben die Braunschweiger Industriedruckerei oeding print GmbH empfohlen (UmDEX-Klasse), die zu den nachhaltigsten Dienstleistern in der DACH-Region zählt.

Schließlich wurden 5.000 Exemplare streng umweltgerecht und hochwertig nachhaltig zertifiziert hergestellt: nach dem Topstandard für gesamte Druckwerke, dem Blauen Engel DE-UZ 195, also grundsätzlich in einer nachhaltigen Druckumgebung. Die Magazine wurden zudem vegan (mit dem bekannten V-Label, speziell für Druckprodukte) produziert. Die noch verbleibenden, verhältnismäßig geringen CO2-Emissionen wurden klimaneutral gestellt.

oeding print GmbH

Die Industriedruckerei oeding print GmbH aus Braunschweig zählt zu den nachhaltigsten Unternehmen in der DACH-Region und hat den Druck der Fachmagazine „2035“ in einem Gemeinschaftsprojekt mit der Inapa Deutschland GmbH unterstützt. Bild: oeding print.

Aufgrund der Bedeutung dieses Themas haben sich die oeding print GmbH und der Papiergroßhändler Inapa Deutschland GmbH gemeinsam entschieden, den Druck der Magazine „2035“ zu sponsern. Für Roland Makulla, Head of Sustainability and Certification bei oeding print, sind gut aufbereitete und wissenschaftlich stichhaltige Argumente elementar, um die Dringlichkeit der Umwelt- und Klimakrise zu kommunizieren:

„Das Magazin enthält einen perfekten Fahrplan für ein klimaneutrales Deutschland. Wir wollten helfen, ihn an die Öffentlichkeit zu bringen!“

Die einzelnen Perspektiven und Motivationen der drei am Druckwerk beteiligten Parteien finden Sie über die nachfolgenden Flyout-Boxen:

GermanZero: Darum setzten wir auf Print

„Entsprechend unseren Maßnahmen, die wir zur Erreichung des 1,5-Grad-Zieles in ein Gesetzespaket transformiert haben, handeln wir auch selbst, z. B. bei der Mediennutzung. Digital kommunizieren wir über eine klimaneutrale Website und soziale Medien. Print nutzen wir für spezielle Informationen mit hoher Bruttoreichweite (Mehrfachnutzung) und langfristiger Nutzung“, sagt das Management der NGO GermanZero.

Essenz-Magazin "2035", herausgegeben von German Zero e. V.

Die Essenz der Ziel seitens GermanZero hat die NGO in gedruckter Form publiziert. Hergestellt bei der hochwertig zertifiziert nachhaltigen Industriedruckerei oeding print GmbH in Braunschweig. Bild: Kollage GPG GmbH.

„Ob Print oder Digital einen besseren CO2-Foodprint hinterlassen, hängt von vielen Faktoren ab. Bei der digitalen Mediennutzung tragen die Rohstoffe zum Bau von Geräten (Smartphones, Server, Screens etc.) und deren Entsorgung (Abfall- und Kreislaufkonzepte) zur negativen Ökobilanz bei, nebst Peripherie-Emissionen, also Stromverbräuche z. B. bei Serverfarmen, durch Kollaborations- und Clouddienstleister, bei Providern, den Endgeräten usw.“, so die NGO.

Ein zentraler Indikator der Nachhaltigkeit von Print ist die Produktionsumgebung.

Ein Teil der Beratung vonseiten der UmDEX-Experten gegenüber GermanZero war die Erläuterung der Unterschiede zwischen konventionellen und professionell nachhaltig produzierenden Druckereien. Nachhaltige Druckereien sind generell offiziell und hochwertig zertifiziert,

  • erfassen alle relevanten Umweltdaten aus allen relevanten Abteilungen,
  • werden von autorisierten, unabhängigen Expert:innen auditiert bzw. jährlich revalidiert und
  • verpflichten sich zur Transparenz, durch periodische Veröffentlichungen von Umwelterklärungen.

Daraus ergibt sich eine permanente Beschäftigung mit dem Thema der Nachhaltigen Medienproduktion und in der Folge eine optimale Beratungskompetenz.

German Zero, Regionalgruppen

Eine von rund 50 regionalen Gruppen, die entweder eigene Events organisieren oder auch Demonstrationen anderer Organisationen unterstützen. Bild: GermanZero e. V.

Die weiteren, sich aus der nachhaltigen Fokussierung ergebenden Indikatoren für Printbuyer wie GermanZero sind:

  • Einsatz von Recyclingpapieren oder von Papieren aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft,
  • mineralölfreie Druckfarben auf Pflanzenölbasis,
  • umweltgerechte Druckhilfsmittel,
  • professionell nachhaltige Produktionen (alkoholfreier oder -reduzierter Druckprozess, chemielose Druckplattenbelichtungen etc.) und
  • die Recyclierbarkeit der Druckprodukte am Ende des Lebenszyklus.

Nachhaltigkeit dieses Druckwerkes

Ein weiterer wesentlicher Umweltfaktor für die Nachhaltigkeit von Druckprodukten ist deren Nutzungsziel und -dauer sowie die Wirkung auf die Rezipienten. Das Magazin 2035 ist kein massenhaft verteiltes Werbemedium, sondern als ein Basis- und Nachschlagewerk konzipiert – gedruckt in limitierter Gesamtauflage. Adressiert wurde nicht wahllos, sondern sehr gezielt an Multiplikatoren. Damit ist die Reichweite um ein Vielfaches höher als die gedruckte Auflage. Der Nutzungszyklus ist, ähnlich wie bei einem Buch, langfristig.

Spezifikationen dieses Druckwerks

Dieses Magazin wurde mit Ökostrom, auf 100%igem Recyclingpapier gedruckt, das mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist – als Bedingung für eine noch weiterführende Zertifizierung des gesamten Druckwerks: mit dem Blauen Engel DE-UZ 195, dem hochwertigsten Umweltlabel für Drucksachen in Europa (Herausgeber: RAL gGmbH, nach Kriterien des Umweltbundesamts).

Die anspruchsvollen Vergabekriterien garantieren die Einhaltung der höchsten Umweltstandards für alle eingesetzten Materialien, den gesamten Herstellungsprozess und letztendlich eine problemlose Rückführung in den Recyclingkreislauf: Druckereien, die nach diesem Standard drucken können, zählen zu den nachhaltigsten Dienstleistern in Europa.

„Im letzten Schritt haben wir nicht vermeidbare CO2-Emissionen ermittelt und über ein zertifiziertes Klimaschutzprojekt von ClimatePartner ausgeglichen,

womit dieses Druckwerk bilanziell klimaneutral ist”,

erklärt GermanZero.

ClimatePartner zählt zu den führenden Klimaagenturen und hat z. B. an der Norm ISO 16759 zur CO2-Bilanzierung von Druckprodukten (Scopes 1 bis 3 des Greenhouse Gas-Protokolls) selbst mitgewirkt.

 

oeding print GmbH: Nachhaltig gedruckt

Die NGO GermanZero hat gezielt nach einen Druckdienstleister gesucht, der die hohen Ansprüche an wesentliche Unternehmens- und Produktionszertifizierungen erfüllt und Nachhaltigkeit auch in der betrieblichen Praxis lebt. „Dazu gehören für uns u. a. die Erzeugung und der Einsatz erneuerbarer Energie und ein Umweltmanagement nach EMAS oder DIN ISO 14001.

Unter dem Label UmDEX haben sich nachhaltig produzierende Druckereien zu einer Initiative zusammengefunden,

um für offizielle und hochwertige Umweltnormen ihrer Branche und entsprechend zertifiziert nachhaltige Drucksachen zu werben“, erklärt GermanZero.

Nur wenige Druckereien professionell nachhaltig

Aktuell können weniger als 70 von insgesamt ca. 6.500 Druckereien in Deutschland Drucksachen wie dieses Magazin mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 auszeichnen. Noch weniger Druckereien sind zusätzlich mit Umweltmanagementsystemen wie EMAS (EU-Ökoaudit) oder DIN ISO 14001 zertifiziert, was die Einhaltung umfangreicher Umweltstandards bedingt und Druckereien zur kontinuierlichen und transparenten Verbesserung ihrer Umweltleistungen verpflichtet.

oeding print GmbH

Moderne, energieeffiziente Produktionsanlagen, die zudem Druckhilfsmittel und Papier sparen. Bild: oeding print.

oeding print GmbH, Braunschweig

„Unsere Wahl fiel auf die oeding print GmbH aus Braunschweig, die diese und weitere Kriterien erfüllt und, gesehen auf die Achse unserer Standorte Berlin und Hamburg, auch geografisch naheliegt. Die Braunschweiger Druckerei gehört zu den nachhaltigsten industriellen Druckdienstleistern in der DACH-Region. Das Unternehmen leistet nach unseren Recherchen seit über zehn Jahren Pionierarbeit für einen ganzheitlich nachhaltigen Ansatz, der alle Aspekte der Druckherstellung berücksichtigt“, begründet GermanZero e. V. seine Entscheidung.

Roland Makulla, oeding print GmbH

Auch das soziale Engagement der oeding print GmbH hat die Entscheider überzeugt, etwa das Sponsoring des Nachhaltigkeitspreises beim Braunschweiger Filmfestival oder die Unterstützung des regionalen Wiederaufforstungsprojektes der United Kids Foundations Wald im Harz.

Darüber hinaus hat oeding gemeinsam mit ProVeg e.V. einen neuen Standard für veganes Drucken entwickelt. Diese Druckprodukte sind nachweislich frei von tierischen Inhaltsstoffen und werden mit dem bekannten V-Label zertifiziert.

 

Inapa Deutschland GmbH: Recyclingpapier

Papier ist mit einer Gewichtung von 70 bis 80 Prozent der maßgebliche Faktor bei der CO2-Emission bei der Produktion von Drucksachen: Generell besteht Papier aus einem Rohstoff, den die Papierindustrie überwiegend aus Sägewerksabfällen und sog. Durchforstungsholz bzw. aus nachhaltig bewirtschafteten Forstflächen bezieht.

Für die europäische Papierproduktion wird kein Stammholz von ausgewachsenen Bäumen verarbeitet. Mit einer Recyclingquote von über 80 Prozent ist Deutschland mit seinem ausgereiften Wertstoffkreislauf Weltmeister. Die Papierindustrie und Papiergroßhändler engagieren sich mit authentischen und belastbaren Standards in allen Bereichen der Nachhaltigkeit.

Magazin hergestellt aus natürlichem, nachwachsendem Rohstoff

Für das Magazin 2035, fielen nur 819 Kilo CO2 an. Die geringe CO2-Emission ist insbesondere dem speziellen Energiekonzept bei der oeding print GmbH zu verdanken sowie der Wahl des Papiers: Das von der NGO ausgewählte Papier enviro®top wurde vom Papiergroßhändler Inapa Deutschland GmbH bereits ab Werk klimaneutral an die Druckerei geliefert. Der Hersteller dieses Papiers, die Papiermühle Lenzing Papier aus Österreich, zählt zu den nachhaltigsten Papiermühlen in der EU und ist seit Jahren Vorreiter bei der grünen Papierherstellung.

Enviro®top ist ein weißes, mattes und ungestrichenes Papier aus 100 Prozent Altpapier, ausgezeichnet mit FSC® Recycled, EU Ecolabel und dem Blauen Engel. Diese Sorte bietet Inapa Deutschland in Flächengewichten von 70 bis 300 g/qm exklusiv an.

Zertifizierte Nachhaltigkeit

Die Inapa Deutschland GmbH ist einer der führenden Papiergroßhändler in Deutschland und schreibt sich generell eine hohe Verantwortung im Umweltschutz zu – auch über die Grenzen konkreter Nachhaltigkeitseigenschaften der angebotenen Papiere hinaus. Die Qualitäten der angebotenen Papiere werden konsequent geprüft, etwa in Bezug auf glaubhafte Zertifizierungen und Produktionsmethoden.

Die Inapa selbst ist FSC® (FSC®-C003945) und PEFC™ (PEFC™/13-42-045) zertifiziert und stellt sowohl die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder als auch die lückenlose Kontrolle der gesamten Produktionsketten (Wertschöpfungsketten, Produkt-Lebenszyklen) sicher: Herstellung, Lieferketten, die eigene Tätigkeit sowie die Produktverwendung bei Kunden, etwa bei Druckereien wie der oeding print GmbH. Von ihren Lieferanten und Partnern erwartet die Inapa, sich gemäß der eigenen Umweltstandards zu verhalten.

Sortiment nachhaltig zertifizierter Papiersorten

Das Ziel der Inapa Deutschland ist ein glaubhaftes Umweltmanagement. Deshalb ist das umfangreiche Recycling-Sortiment des Händlers auch keine zufällige Entscheidung, sondern nach Angaben des Unternehmens Ausdruck einer gelebten Haltung in puncto ökologischer und sozialer Verantwortung. Das zeigt auch die Übersicht der u. a. mit dem Blauen Engel zertifizierten oder sonstiger Recyclingpapiere, die von Inapa Deutschland angeboten werden.

Inapa, nachhaltige Papiere

Die Inapa Deutschland GmbH hat in den letzten Jahren ein breites Sortiment an nachhaltigen Substraten in ihr Portfolio aufgenommen. Das Bild zeigt eine Innenseite vom Inapa-Kompendium “Sustainable Publishing”, das selbst auf verschiedenen zertifiziert nachhaltig Substraten gedruckt wurde. Bildquelle: Inapa Deutschland.

Nachhaltiges Netzwerk

Nachhaltigkeit beginnt auch bei der Medienproduktion in den Köpfen aller Beteiligten: Das Unternehmen netzwerkt aktiv mit Druckereien, Lieferanten und Agenturen.

Kompendium Inapa Deutschland GmbH

Mit dem Kompendium „Sustainable Publishing“ hat Inapa die Komplexität im Umfeld von Nachhaltigkeit aufgelöst und alle an der Medienproduktion beteiligten Instanzen selbst zu Wort kommen lassen. Bild: Kollage GPG GmbH.

Zum Beispiel möchte die Inapa mit dem Kompendium „Sustainable Publishing“ die Komplexität im Umfeld von Nachhaltigkeit auflösen – mit Antworten von denen, die täglich damit arbeiten: Unternehmen, Agenturen, Hersteller und Druckereien. Auch im eigenen Blog #bewusstPapier veröffentlicht das Unternehmen Themen der Nachhaltigkeit und steht hier im Dialog mit seinen Stakeholdern.

Water is life

Von Inapa Deutschland unterstütztes Jubiläumsbuch „Water is life“, von Viva con Agua: ein internationale Netzwerk von Menschen und Organisationen, das sich für einen sicheren Zugang zu sauberem Trinkwasser und sanitärer Grundversorgung einsetzt. Bildquelle: Inapa Deutschland.

So wurden viele weitere Vorzeigeprojekte auf nachhaltigen Inapa-Substraten gedruckt, etwa „Water is life“, das Jubiläumsbuch von Viva con Agua, der Geschäftsbericht von EnBW oder das CLODES-Magazin „Hard Copy“.  Im Herbst 2021 hat das Unternehmen seine aktuelle Kollektion nachhaltiger Papiersortimente und sein generelles Umweltengagement auf der Kongressmesse PRINT & DIGITAL CONVENTION gezeigt.

 

Hype oder Hope? Sind wir zu hysterisch?

Nein! Die Energiewende bei uns, in Europa und der Welt ist aus unterschiedlichen Gründen alternativlos. Warum? Die Umstellung des Weltenergiesystems ist eine internationale Herkulesaufgabe – das größte Menschheitsprojekt der Geschichte. Immer noch adaptieren viele Menschen Fake-News, die nicht selten von Unternehmen mit konträren finanziellen Interessen initiiert und gestreut werden. Auch in der Druckbranche wird die Notwendigkeit zur professionellen Nachhaltigen Medienproduktion immer noch nicht in breiter Front verstanden bzw. entsprechend konsequent umgesetzt.

Darum befassen wir uns nachfolgend mit Mythen und Fakten zu den Themen Dekarbonisierung und Klimaschutz: so unmissverständlich wie nötig und so kompakt möglich.

Es geht in allen Branchen jetzt darum, aus Überzeugung zu handeln. Nur so entsteht z. B. auch in der Druckbranche die nötige Power im Kundengespräch: Eine ernsthafte Beschäftigung mit der Nachhaltigen Medienproduktion schafft Beraterkompetenz. Und Beraterkompetenz kann und wird die Entscheidungen von immer mehr Printbuyer:innen in Richtung Nachhaltigkeit positiv tangieren. Stattdessen finden sich in den sozialen Medien immer wieder Anspielungen, die die Nachhaltige Medienproduktion relativieren sollen, ganz abgesehen vom Greenwashing – zwei Beispiele:

Weniger drucken statt Labeln?

Zum Repertoire von Relativierern zählt die Aussage, dass es generell besser sei, weniger zu drucken, als vergleichsweise größere Auflagen zu labeln. Ziel solcher Aussagen ist, die Bedeutung hochwertiger Labels generell herunterzuspielen. Natürlich gilt der Grundsatz:

Vermeiden vor reduzieren und erst dann kompensieren,

insbesondere für Druckereien der UmDEX-Klasse. Eine nachhaltige Produktionsumgebung und eine professionelle Zertifizierung wirken jedoch unabhängig von der Auflage: egal, ob z. B. zehnmal 10.000 oder einmal 100.000 Druckprodukte hergestellt werden. Was hier zunächst plausibel klingt, entpuppt sich als völlig unlogisches Argument.

Energiewende ist zu schaffen. Windkraft Offshore

Die Energiewende hat länger gedauert als geplant – darum ist mittlerweile Eile geboten. Immerhin können bereits annähernd 50 % des herkömmlichen Strombedarfs für Haushalte und Kleingewerbebetriebe durch Erneuerbare gedeckt werden. Bild von Alexander Droeger auf Pixabay

Label-Dschungel in der Druckbranche?

Weitere Mythen sind der Label-Dschungel und die Komplexität der Nachhaltigen Medienproduktion: Beides trifft nicht zu. Die wesentlichen staatlichen Designkonzepte (Umweltlabels) sind sehr überschaubar: UmDEX klassifiziert hier nur wenige, aber offizielle und gewichtige Kriterien der Nachhaltigkeit. Auch die konkreten Vorteile, die sich für Printbuyer:innen ergeben (vgl. Flyout GermanZero), sind leicht nachvollziehbar.

Quer durch alle Branchen erleben wir auch gegenwärtig Versuche, den professionellen Umwelt- oder Klimaschutz sowie entsprechende Ziele und Notwendigkeiten mit solchen Informationen in Frage zu stellen, die nachweislich unwahr und demnach vorsätzlich verbreitete Fake News sind. Das Ziel ist, die Notwendigkeiten in der allgemeinen Wahrnehmung als „grüne Spinnereien“ darzustellen: willkommene Alibis für manche Unternehmen, die vorerst noch nicht selbst handeln möchten.

Es gibt einige weitere klassische Beispiele, die sich zwar nicht auf bestimmte Branchen beziehen, jedoch in dasselbe Horn blasen:

Aspekt Erderwärmung: Gab es die nicht schon immer?

Völlig unstrittig ist, dass die CO2-Menge unmittelbar mit der globalen Temperatur korreliert. Wann immer es in den vergangenen hunderttausenden von Jahren auf der Erde warme oder heiße Phasen gab, war auch der CO2-Anteil in der Luft entsprechend hoch, auch als der Mensch noch keinen oder kaum Einfluss auf das Klima nehmen konnte. Diese Tatsache beweisen Eiskernbohrungen. Heutzutage ist ein auf 300 Jahre genauer Klima-Snapshot möglich, aus einem Gesamtzeitraum von 450.000 Jahren.

Damit ist die Korrelation zwischen Temperaturanstieg und CO2-Gehalt in der Atmosphäre zwar belegt

und es ist richtig, dass Klimaschwankungen auch ohne den Homo sapiens stattfanden, doch:

  • Der anthropogene, durch den Menschen verursachte Treibhauseffekt, also die zusätzliche Freisetzung von Unmengen an CO2-Gasen, ist immens: In der Zeit vor etwa 330.000 bis 450.000 Jahren gab zwei Warm- und dazwischen eine Eiszeit. Die CO2-Anstiege sind zwar generell ein Merkmal unseres Klimasystems – auch in der Vergangenheit wurden gewaltige Sprünge nachgewiesen – doch sind diese Schwankungen nichts im Vergleich zum Anstieg in den letzten zehn bis 15 Jahren:

Ohne die Menschen lag die stärkste Zunahme bei etwa 15 ppm (parts per million = Maßeinheit für die atmosphärische CO2-Konzentration). Doch das ist insgesamt nur so viel, wie die Menschheit aktuell alle sechs Jahre verursacht!

  • Während frühere globale Temperaturschwankungen und entsprechende Wetteranomalien auf gar keine Menschen oder eine signifikant geringere Population trafen, trifft ein markanter Klimawandel erstmals auf eine beispiellose Population von annähernd acht Milliarden Menschen. Und täglich werden es rund 220.000 Menschen mehr.

In jedem Monat wächst die Population in einer Größenordnung, die zweimal der Einwohnerzahl von Berlin entspricht.

  • Klimabedingte Völkerwanderungen sind heute nicht mehr so einfach möglich. In unserer Gegenwart würden wir sie als Massenmigration bezeichnen, die wegen der Folgen des Klimawandels real auch passiert. Durch die Besiedlung kritischer Regionen, etwa an Küsten, trifft ein erneuter Klimawandel unsere Spezies in der Gegenwart mit unvorstellbaren Konsequenzen. Schon fünf Prozent der Weltbevölkerung, die direkt von den Auswirkungen des Klimawandels betroffen ist, bedeutete, dass etwa 400 Millionen Menschen ihren Lebensraum verlieren. Das verdeutlicht die dramatischen Folgen für die Menschheit insgesamt – ein dystopisch anmutender Trend, der sich seit Jahren verstärkt.

Der Vergleich mit früheren Warmzeiten klingt zunächst sehr plausibel, ist aber mit Bezug zu unserer Gegenwart völlig irrelevant.

Aspekt: Umwelteinfluss des Menschen

Zu diesen auf den ersten Blick plausiblen Argumente zählt auch, dass der Mensch keinen nennenswerten Einfluss auf die Klima- und Ökosysteme hat und die Natur sich selbst regulieren kann. Ein aktuelles Beispiel sind die massiv verbreiteten Behauptungen, dass der sizilianische Vulkan Ätna sehr viel mehr CO2 als bisher jemals durch die Menschheit emittiert. Darum seien alle Bemühungen zur CO2-Reduktion vergebens. Die Fakten: Der Ätna ist zwar mit einer täglichen CO2-Produktion von etwa 16.000 Tonnen CO2 einer der weltweit bedeutendsten vulkanischen CO2-Produzenten, der jährlich maximal 25 Millionen Tonnen CO2 ausstößt. Und alle Vulkane addiert, emittieren sogar zwischen 200 und 300 Millionen Tonnen jährlich.

Doch laut Umweltbundesamt beträgt die Kohlenstoffdioxid-Emission des Menschen um die 30 Milliarden Tonnen pro Jahr (Stand 2013, heute ca. 8 % mehr) – also hundertmal mehr als alle Vulkane weltweit,

berichtet u. a. klimafakten.de

Geschichte der Erde als Uhr

Wenn die Erde seit 24 Stunden bestünde, dann gäbe es den Menschen gerade einmal 77 bis 80 Sekunden. Doch schon in dieser kurzen Zeit, im Wesentlichen erst seit der Industrialisierung, haben Menschen massiv in das Öko- und Klimasystem der Erde eingegriffen. Myriams-Fotos auf Pixabay

Wie immens der menschliche Einfluss am Öko- und Klimasystem ist, zeigt auch ein Blick auf die Uhr unserer Erde.

Nehmen wir einen Tag, 24 Stunden:

In den ersten Minuten, kurz nach Mitternacht ab 00:00 Uhr, entsteht die Erde. Bis etwa 22:30 Uhr gab es überhaupt kein nennenswertes Leben auf der Erde.

Menschen gibt es, gesehen auf diesen 24-Stunden-Tag, gerade einmal ca. 77 Sekunden.

In diesen wenigen Sekunden hat der Mensch die Natursysteme bereits derart negativ beeinflusst, dass wir uns inmitten des 6. Massenaussterbens befinden. Gegenwärtig stirbt alle zehn Minuten eine Art – von acht Millionen Arten sind eine Million akut vom Aussterben bedroht. Ohne die meisten dieser Arten wird auch der Mensch nicht mehr existieren. Ein Beispiel:

In einer Hand voll Muttererde leben mehr Organismen als Menschen auf der Erde.

Erst diese Lebewesen machen aus Muttererde etwas Fruchtbares. Wenn man vom Mars eine Handvoll „Erde“ wässert und darein Samen pflanzen würde, könnte darin nichts wachsen. Unsere Erde besteht aus organischem Material, in dem biochemische Prozesse stattfinden. Die Schicht fruchtbarer Muttererde, die unseren Planeten umgibt, ist im globalen Durchschnitt gerade einmal 20 bis 40 Zentimeter dick.

Nur durch menschliche Einflüsse wurde diese fruchtbare Muttererde zu einem bedrohlich knappen Gut, da wir immer noch Wiesen und Wälder in Ackerflächen wandeln, diese düngen und alles Leben darin mit Chemikalien und Düngern, die oft auf Öl basieren, kontinuierlich zerstören. Das passiert in Maßstäben, die schon viele Jahre selbst noch aus dem Weltall sichtbar sind (Dürren, Rodungen etc.).

Unser Planet verliert jedes Jahr vier Milliarden Tonnen dieser wertvollen Muttererde.

Daneben hat unsere Spezies mittlerweile bereits 30 Billionen Tonnen an Zivilisations-Masse erzeugt, sieben bis achtmal so viel wie das Gewicht der gesamten globalen Biosphäre. Rechnerisch haben wir auf jeden Quadratmeter einen Zentner Zivilisationsschrott gestellt.

Das macht vorstell- und fühlbar, wie stark der Mensch Öko- und Klimasysteme beeinflusst.

Nichts spricht für die weitere Fokussierung auf fossile Brennstoffe – alle Fakten sprechen unmissverständlich für eine radikale, globale nachhaltige Transformation.

Energiesicherheit der Weltwirtschaft, Großstadt bei Nacht

Immer noch wächst der Energiebedarf der globalen Wirtschaften. Die Transformation der Energiesysteme wir vermutlich noch Jahrzehnte brauchen. Keiner weiß genau, wie lange die vorhandenen Ressourcen fossiler Energieträger noch reichen. Bild von Dina Dee auf Pixabaya

Aspekt: Ressourcen und Energiesicherheit

Ein weiterer Aspekt, der für eine Transformation des Weltenergiesystems spricht, sind die endlichen Ressourcen fossiler Energieträger. Hier müssen wir in Zeiträumen von Generationen, nicht nur von Jahren planen, denn die Transformation des globalen Energiesystems braucht noch weitere drei bis vier Jahrzehnte. Ob Deutschland die Wende bis 2035 vollständig schafft, ist theoretisch möglich. Praktisch sehen viele Wissenschaftler:innen aber eher 2050 als realistisch, besonders mit Blick auf die EU.

Ressourcen und Energiebedürfnisse

Dies ist zwar eine Herkulesaufgabe, aber nicht unmöglich, so, wie von Kritikern immer wieder behauptet wird. Nachfolgend eine grobe Zusammenfassung bezüglich der Ziel-Strommenge bis etwa 2050 (Median der Daten des Fraunhofer Institut, dem UBA, der Agentur für Erneuerbaren Energie, Statista usw.), um alle fossilen Rohstoffe durch Erneuerbare zu substituieren:

  • 550 TWh für Verkehr (Straßen- und Bahnverkehr sowie Flug- und Schiffsverkehr),
  • 390 TWh für herkömmliche Stromversorgung (Haushalte, Kleingewerbe etc.),
  • 675 TWh für Wärme: GHD (Gewerbe, Handel, Dienstleistung), Industrie- und Gebäudewärme sowie
  • 250 TWh für nicht energetischen Verbrauch, also flüssige, erneuerbar hergestellte Treibstoffe, die überwiegend im Flug- und Schiffsverkehr gebraucht werden.

Um alle fossilen Brennstoffe in diesen Sektoren zu ersetzen, muss erneuerbarer Strom also auch in flüssiger Form für diese nutzbar gemacht werden: die vorhandenen Technologien im Verkehrs- und Wärmebereich genügen derzeit noch nicht, um eine vollständige erneuerbare Energieversorgung sicherzustellen. Ein solches intelligentes Zusammenspiel von Strom, Wärme und Verkehr wird unter dem Begriff Sektorenkopplung bereits in die Planungen integriert. Dazu gehört, dass überschüssige Erneuerbare Energie (viel Sonne und Wind zugleich), z. B. als grüner Wasserstoff gespeichert und bedarfsgerecht für den Lastkraft-, Flug- und Schiffvserkehr verbraucht wird.

Unter Berücksichtigung von bis 2050 stark verbesserten Energieeffizienzen, ist von einem Energiebedarf zwischen 1.600 bis 1.800 TWh auszugehen, für eine vollständig autarke Energieversorgung durch Erneuerbare.

Die Verstromung des herkömmlichen Verkehrs ist da noch verhältnismäßig einfach zu realisieren, wie Florian Samweber von der Forschungsstelle für Energiewirtschaft errechnet hat. Die Internationale Energieagentur (IEA) ruft bereits das Ende des Erdölzeitalters aus, wie FAZ berichtet.

Wie auch von GermanZero dargelegt, sind radikale Schritte erforderlich, die aber, anders als häufig behauptet, mittels entschlossener Schritte realisierbar sind.

Aktuell erreichen wir einen Anteil am Zielbedarf von rund 15 Prozent (ca. 260 TWh Erneuerbare), wobei sich die Energieeffizienz bis 2050 weiter stark verbessern wird und der Anstieg der CO2-Preise ebenfalls mit großer Wirkung auf die Sparsamkeit beim Energieverbrauch einzahlen wird – etwa durch weniger Individual- und Flugverkehr, weniger globaler Güterverkehr oder regionalisiertere Produktionen, auch seitens internationaler Konzerne etc.

Dass die sektorenübergreifende Versorgung mit Erneuerbaren keine grüne Träumerei, sondern überlebenswichtig ist, macht schon eine einfach Frage deutlich:

„Wie viele Jahre reichen die vorhandenen fossilen Brennstoffe noch aus, um den global noch über einige Jahre steigenden Energie-, Wärme-, Verkehrs- und Industriebedarf sicher und bezahlbar zu decken?“ Schnell wird deutlich, wie elementar die Dekarbonisierung der vorgenannten Sektoren ist, denn: werden Rohstoffe knapp, kollabiert die Weltwirtschaft, mit Folgen, die alle bisherigen Weltwirtschaftskrisen, ja sogar die Folgen einzelner Weltkriege bei weitem übersteigen.

Energiesicherheit

Kritisch ist schon heute, dass sich die nennenswerten fossilen Reserven auf Staatsgebieten oder unter der Kontrolle von Despoten bzw. Diktatoren befinden. Das Abhängigkeits- und Erpressungspotenzial ist unerträglich und höchst gefährlich. Globale Vereinbarungen in diversen politischen Fragestellungen (Migration, Menschenrechte, Steuern, Umweltschutz, Demokratie etc.) stocken nicht selten aufgrund solcher Abhängigkeitsverhältnisse.

Das begründet, warum Eile geboten ist.

Diese Eile wiederum erfordert die Akzeptanz der Trail & Error-Methode, also von Versuch und Irrtum: wo gehobelt wird, da fallen Späne, denn

beginnen wir erst dann mit einer derart radikalen Transformation des Weltenergiesystems, wenn alle Technologien perfekt und absolut optimal funktionieren, würde sich die Technologieentwicklung mangels praktischer Erfahrungen um weitere Jahrzehnte verlängern.

Weitere, auch schwerere Kriege um fossile Energieträger sind wahrscheinlich. Wenn Energie und generell Ressourcen knapp werden, wird die Weltgemeinschaft katastrophale, unkontrollierbare Situationen erleben. Soziale Unruhen in allen Weltregionen wären nicht mehr kontrollierbar. Niemand wünscht sich solche Zustände!

Bei Abwägung dieser und weiterer Fakten kann kein Zweifel daran bestehen, dass die Transformation des Weltenergiesystems, die globale Dekarbonisierung, die wesentliche Menschheitsaufgabe unserer Zeit ist.

Aspekt: Rentabilität, Technologie, Wirtschaft

Die Nachhaltige Transformation verlangt uns Deutschen und Europäern jedoch nicht nur Opfer ab. Vielmehr deutet sich hier bereits ein enormes Wirtschaftspotenzial im Bereich neuer Technologien an.

Die nachhaltige Transformation ist ein mittel- bis langfristiges Zukunftsmodell mit großen Chancen für die europäische Wirtschaft, besonders im internationalen Wettbewerb.

Die Mär von den unbezahlbaren Kosten der Transformation ist ebenfalls durch vorliegende Prognosen längst widerlegt. Schon heute entstehen ständig neue Technologien, Wertstoffkreisläufe, Recyclingmethoden und bessere Energieeffizienzen, gepaart mit immer weniger CO2-Belastungen bei der Herstellung von Anlagen bzw. der Förderung von Rohstoffen. Ein gutes, exemplarisches Beispiel für solche technologischen Innovationen sind Windturbinenwände, die einzelne Haushalte oder größere städtische Gebäude auf kleinstem Raum effizient mit Strom versorgen könnten. Die in Wände eingebauten Batterien sollen auch als Stromspeicher dienen, die durch smarte Vernetzung mit Millionen anderer solcher Speicher eine intelligente Stromversorgung unterstützen können.

Eine Vernetzung, wie wir sie beim Internet geschafft haben, lässt sich auch im Stromsektor realisieren.

Intelligente Stromnetze (Smart-Grids) kombinieren Erzeugung, Speicherung und Verbrauch. Smart-Grids transportieren nicht nur Energie, sondern auch Daten: Netzbetreiber erhalten Informationen zu Energieproduktion und -verbrauch in Echtzeit. Die Idee einer gigantischen Batterie, die aus hunderten Millionen Fragmenten besteht, ist technisch längst möglich.

Ein weiterer Fake-Klassiker ist die Kritik z. B. an den Förder- und Herstellungsmethoden von Lithium-Ionen-Batterien, die in Autos oder als Akkus in Smartphones zum Einsatz kommen. Nach dem vorgenannten Prinzip von Trail & Error zeichnet sich aber deutlich ab, dass sich sowohl die Energieleistungen und Fördermethoden als auch die Wertstoffkreisläufe laufend verbessern, analog zu Windkraft- oder Solaranlagen.

Wirtschaftswunder Nachhaltigkeit?

Die nachhaltige Transformation schafft nach Schätzung von Experten Millionen von sicheren Arbeitsstellen in Europa. Hier entstehen gewaltige Impulse für die Wirtschaft – mit Chancen, die mit der Digitalisierung und des Internets vergleichbar sind. Schon einmal haben Deutschland und Europa einen Megatrend verschlafen – die weltgrößten digitalen Konzerne finden sich heute in den USA und China. Die EU spielt hier kaum noch eine Rolle.

CO2-Emission, größte Emittenten weltweit. Bild GPG GmbH.

Deutschlands Einfluss für den Klimaschutz ist nicht relevant?

Hitzige Debatten gibt es auch bei der Frage der Wirkung, die Deutschland auf den globalen Klimaschutz hat. Auch hier sind die Analysen wenig ehrlich und verfolgen das Ziel, die politische Agenda als illusorisch in Szene zu setzen.

Deutschlands Einfluss am globalen CO2-Gesamtausstoß beträgt zwar aktuell nur noch 2 Prozent. Die größten Emittenten sind der Reihenfolge nach China (ca. 30 Prozent), Die USA (ca. 14 Prozent) gefolgt von der EU (ca. 10 Prozent) nach Indien (ca. 7 Prozent) und so weiter. Weitere Fakten dürfen jedoch nicht unberücksichtigt bleiben:

  • Deutschland liegt (bereinigt um die EU und sonstige) auch heute noch auf Rang 7 der größten CO2-Emittenten im weltweiten Vergleich.
  • Beim Pro-Kopf-Verbrauch liegt Deutschland auf Rang 10, immer noch weit vor China auf Rang 15 und z. B. Indien auf Rang 26.
  • In den 1950er, 60er- und 70er-Jahren hat Deutschland auch in absoluten Zahlen deutlich mehr CO2 emittiert als z. B. China. Eine Umkehr gab es erst in den 1980er-Jahren.
  • Fakt ist auch, dass die G20-Staaten insgesamt 80 Prozent der CO2-Emissionen weltweit verursachen.
  • Eingebettet in solche Formate (G20, EU, WHO etc.) hat Deutschland sehr wohl eine Verantwortung und Vorbildfunktion  – von den wirtschaftlichen Chancen ganz zu schweigen.
Pro Kopf Verbrauch CO2 im internationalen Vergleich

Pro-Kopf-Verbrauch von CO2 im internationalen Vergleich. Bild: GPG GmbH.

Mit Blick auf die letzten 50 Jahre war Deutschland mit Abstand einer der größten Emittenten von CO2, während z. B. China durch teils radikale Regulierung und ein aktuell sehr ehrgeiziges Klimaprogramm derzeit zumindest keine steigenden CO2-Emissionen mehr verursacht. Stattdessen wird China voraussichtlich seinen prozentualen Anteil am CO2-Ausstoß im laufenden Jahrzehnt von derzeit ca. 30 auf ca. 25, vielleicht sogar in Richtung 20 Prozent reduzieren, wie gewohnt mit sehr ehrgeizigen Zielsetzungen:

China ist besser als sein Ruf

Vergleichbar mit der Digitalisierung und dem Internet deutet sich nun auch bei den nachhaltigen Technologien eine Führerschaft Chinas an. Denn das Land hat sich zum Beispiel noch weit entschlossener als Deutschland und die EU entschieden, dass die Mobilität der Zukunft elektrisch ist. China führt bereits die Rangliste der größten E-Autobauer weltweit an. Gefolgt (noch) von der EU und den USA. Doch China wird seinen Technologievorsprung vermutlich rasch und entschlossen ausbauen.

Das macht deutlich, dass es nicht die Sorge Deutschlands sein sollte, den Diesel zu verlieren, sondern eher, in 20 Jahren für megaschwere Diesel- und Luxusfahrzeuge nirgends mehr Absatzmärkte zu finden – und Gefahr läuft seine Schlüsselindustrie aus industrienostalgischen Gründen mit Ansage zu erwürgen.

China führend bei der E-Mobilität

China baut seine Führung beim Bau von elektrifizierten Autos rasant weiter aus. Bild: GPG GmbH.

Auch bei der Windkraft geht China bereits in Führung.

China baut heute bereits mehr Windkraftanlagen als der ganze Rest der Welt.

Ein anderes Beispiel: Huang Ming ist Träger des Alternativen Nobelpreises und steht Modell für das nachhaltige China der nahen Zukunft. Sein Unternehmen Ming zählt heute zu den weltweit bedeutendsten Unternehmen in der Solarenergiebranche und beschäftigt bereits Tausende Mitarbeiter. Zeitgleich sind wir in Deutschland damit beschäftigt, grüne Politik mit enormer Leidenschaft ins Lächerliche zu ziehen.

Was uns fehlt, ist die Power der Wirtschaftswunderjahre, Erfinder- und Pioniergeist, handelnde, statt jammernde Bürger:innen und Manager:innen.

Aspekt: Effiziente Staatsformen:

Was bremst den Westen, die EU und Deutschland? Unsere Gegenwart ist mit keiner der bisherigen Staatsform oder politischen Epochen vergleichbar. Die meisten wirtschaftshistorischen Lehrbücher sind obsolet, denn völlig neu ist die Komponente der Digitalisierung: Mit ihr kamen nicht nur digitale Supermächte auf die Weltbühne, mit unvorstellbaren datenbedingten Machtpotenzialen. Auch sind völlig neue globale Formen der Kooperation entstanden.

Digitalisierung

Die Digitalisierung ist also Fluch und Segen zugleich. Einerseits fungiert sie als Booster für den globalen, zerstörerischen Hyperkapitalismus. Andererseits bietet sie Chancen der Regulierung in verschiedenen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Bereichen an, denken wir nur an die Vermeidung von Geldwäsche durch digitale Währungen, die Kontrolle internationaler Warenströme, die Egalisierung kaum noch effizienter Staatsformen und so weiter.

China, Energiebedarf und Nachhaltigkeit

Chinas Energiehunger ist unvorstellbar. Derzeit ist das Land mit 1,4 Milliarden Menschen der größte CO2-Emittent, liegt aber beim Pro-Kopf-Verbrauch immer noch weit hinter Deutschland. Die Hoffnung ist, dass das Land in dem gewohnten Tempo nun auch die eigene, nachhaltige Transformation forciert. 琛茜 蒋 auf Pixabay

Heute haben sich im Westen supranationale Strukturen konstituiert, mit einem höchst effizienten, jedoch eigennützigem Einfluss der Industrie auf politische Prozesse, nebst der elementaren Mitwirkung von NGOs, Think-Tanks, globalen und transnationalen Organisationen und so weiter.

Der aktuell vorherrschende Kapitalismus im Endstadium

hat uns aber gezeigt, dass die im Westen entstandenen hyperkapitalistischen Dynamiken im globalen Maßstab durch unsere traditionellen, politische Steuerungsmöglichkeiten nicht zu stoppen sind. Agiert wurde stets auf Sichtweite, mit dem Ziel, den Status quo möglichst noch während der eigenen Amts- oder Führungszeit aufrecht zu erhalten, bis eben überall nichts mehr geht – das war (und ist) nicht mehr, als den unausweichlichen Kollaps, den ultimativen Crash noch für möglichst viele Jahre zu verhindern – eine Strategie, die keine Zukunftsvisionen implementierte. Zu recht fordert die nächste Generation mehr Weitsicht.

China hingegen, ein Land mit 1,4 Milliarden Menschen, schmiedet effiziente, wirkungsvolle und langfristige Pläne und steuert diese zentral, etwa durch Regulierung der digitalen Konzerne. Das alles passiert real, wenn auch mit fragwürdigen Methoden, während wir im Diskurs der Demokratie versuchen, die hiesigen kapitalistischen Auswüchse unter Kontrolle zu bringen. Das ist weniger Steuerung, sondern eher ein Trudeln.

Nicht ohne Grund wurde in den letzten Jahren immer wieder darüber diskutiert, wie westliche Staatsformen modernisiert werden können,

denn wichtige Entscheidungen, die auf langfristige Effekte abzielen, verlangen jetzt Opfer, wobei zehn- oder 20-Jahrespläne im Regelfall erst dann Früchte tragen, wenn die Politiker, die sie initiiert haben, nicht mehr im Amt sind. Entscheidungen, die den Verantwortlichen schlimmstenfalls schon während ihrer Amtszeit um die Ohren fliegen, werden nur schwerlich getroffen. So geht es auch Unternehmer:innen, Vorständen und so weiter. Sich zum Beispiel gegen den Bau von großen SUVs zu entscheiden, kostete einen Vorstand heute immer noch Kopf und Kragen – sofort würden Aktionäre und Stakeholder ein Tribunal veranstalten.

Vernunft, Freiwilligkeit, Reduktion, noch nicht einmal Konsolidierung, sind im westlichen kapitalistischen System vorgesehen.

In China zum Beispiel, sind langfristigere, selbst höchst ambitionierte Projekte, politisch abgesichert, allerdings auch zulasten der unsererseits gewohnten Demokratie.

Die Welt ist digital und supranational

Mit Blick auf die Herausforderungen der Menschheit in puncto Klima- und Umweltschutz, sind multinationale Organisationen, Verbände, Strukturen und Formate der internationalen Steuerung völlig alternativlos. Im nationalen Maßstab hat die Einflussnahme der Industrie auf die Politik, historisch gesehen, Tradition – ein Blick in die Wirtschaftsgeschichte belegt immerhin auch, dass die Industrie dabei sogar diverse positive Auswirkungen auf die Entwicklung unserer Gesellschaft hatte – wenn auch nie uneigennützig motiviert.

Die Kernfrage ist jedoch, ob es den politischen Instanzen des Westens gelingt, die Industrie auf Augenhöhe zu halten, die Industrie stattdessen ihren Einfluss in westlichen politischen Prozessen weiter ausbaut oder, so wie in China, die Staaten bzw. die EU als zentrale Instanz ihre Wirtschaft lenkt und steuert, was einen enormen Effizienzgewinn mit sich bringen würde, gleichwohl nicht ganz ungefährlich wäre.

Fake News und Informationskrieg

Trotz aller Fakten werden Fehlinformation in westlichen Wirtschaften nicht selten von Industrien forciert – ein höchst professioneller, doch zugleich irrationaler Widerstand, der in fast allen Branchen zu beobachten ist: Zum Beispiel in der Öl- und Gasindustrie, der Automobil- Lebensmittel- Stahl oder Druckbranche, in der Landwirtschaft und so weiter. Diese Gegenwehr trifft auf eine breite Zustimmung und produziert gefährliche Klimalügen in den sozialen Medien, denn: Plausible, alternativlose Zukunftskonzepte, etwa die Agenda 2030, das Pariser Abkommen und andere globalfokussierte Strategien sind derart fundamental, dass sie starke Verlustängste schüren.

Ob Industrie, Konsument:innen, Investor:innen oder Unternehmer:innen: Niemand will freiwillig zu früh verzichten.

So begründet sich der Erfolg der jeweiligen Lobbys, die häufig Fake-News mit großen finanziellen Aufwänden forcieren oder sogar Buchautoren bzw. Buchprojekte mit den vorgenannten Zielen (re)finanzieren. Die nachhaltige Transformation ist zum Info-War im globalen Maßstab geworden. Das Fake-News-Business ist dabei auch für Medien ein gutes Geschäftsmodell.

Dieser Krieg ist der gefährlichste aller Zeiten.

Bekannt ist, dass tausende bezahlte Akteure, sogenannte Trolle, in den sozialen Medien hauptberuflich Stimmungen wie vorgenannt forcieren, stark zulasten der Sensibilisierung gegenüber den erwähnten Fakten. Der Diskurs ist keine sachliche Auseinandersetzung, sondern wird durch Mulitmilliarden-Interessen mit Erfolg manipuliert. So mancher Mittelständler spekuliert darauf, Kosten und Aufwände für die eigene Transformation noch möglichst lange hinauszuzögern. Darum treffen solche Informationen auf fruchtbaren Boden.

So adaptieren auch einige Unternehmen in der Druckbranche solche Argumente als willkommene Argumente – speziell in unserer Branche geliefert von Multiplikatoren, die derzeit noch eine stillschweigende Mehrheit hinter sich wissen. Aus unserer Sicht ist dieses Zündeln gefährlich, angesichts der bedrohlichen Lage.

Außerdem sind die erhofften Einsparungen für Drückeberger auch in der Druckbranche häufig nur marginal, wenn man die stark steigenden Energie- und Rohstoffkosten sowie ein zunehmendes Ordnungsrecht in Richtung Nachhaltigkeit berücksichtigt. Die Nachhaltige Medienproduktion ist für entsprechende Unternehmen längst ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor. Die Einsparungen beim Papier, bei Druckhilfsmitteln und sonstigen Rohstoffen, Energie und Wasser sind gewichtige, quantifizierbare Posten in den Jahresbilanzen, besonders bei Druckereien, die auf UmDEX-Niveau dienstleisten.

Unser Fazit

Diese Beispiele machen deutlich, wie wichtig die Arbeit von NGOs wie GermanZero ist, die konstruktiv, gestalterisch und aufklärerisch zum Teil der Lösung durch belastbare Informationen und konkret umsetzbare Gesetzesvorlagen beitragen.

Aufklärung ist die Basis für Verständnis. Und Verständnis liefert die wesentliche Motivation zum Handeln.

Quellennachweise

German Zero e. V:

  • Maßnahmenpapier: https://germanzero.de/media/pages/assets/fcd6e7bfe9-1635864183/GermanZero_Massnahmenkatalog_210907.pdf
  • Magazin German Zero 2035: https://germanzero.de/media/pages/assets/661400efc6-1635502123/GermanZero_Magazin.pdf

UmDEX:

oeding print GmbH:

Inapa Deutschland:

Klima- und Energiedaten:

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Jürgen Zietlow

Jürgen Zietlow

Datenanalyst, Fachjournalist, Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation

Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).

Fokus-Slider f. alle Bereiche
Lobbyismus gegen Nachhaltigkeit
Die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Ausbau der Industrialisierung, die Ignorierung der Umweltverschmutzung durch naturschädliche Nahrungsmittelproduktion und die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe hält unverändert an. Daher werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht sein.

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