Upcycling statt Recycling
Früher waren wir Drucktücher – heute sind wir Drucktuchtaschen

Im Offset-Druck werden in der Regel Drucktücher aus Gummi verwendet. Ihre Funktion besteht in der Übertragung der Farbe von der Druckplatte auf den Bedruckstoff. Die Tücher können mehrmals verwendet werden, aber irgendwann nutzt sich ihre glatte Oberfläche ab, sie reißt, bekommt Dellen oder nimmt die Farbe nicht mehr optimal auf. Dann landen die Tücher normalerweise im Müll.

von | August 2022 | Allgemein | 0 Kommentare

Aus Drucktüchern werden Taschen, Bildquelle Umweltdruckerei Lokay
Aus Drucktüchern werden Taschen, Bildquelle Umweltdruckerei Lokay

​Das Drucktuch muss die Farbe von der Druckplatte schnell abnehmen und ebenso schnell auf die Bedruckstoff-Oberfläche abgeben. Die Farbe soll dabei möglichst vollständig und ohne Streifen oder Strukturen übertragen werden. Nur dadurch werden eine optimale Punktschärfe und eine möglichst geringe Tonwertzunahme erreicht. Darüber hinaus ist eine schnelle Freigabe des Druckbogens oder der Papierbahn erforderlich (quick release). Bahnspannung, Papiertransport, Passer- und Registergenauigkeit sind daher wesentliche Faktoren, die durch entsprechende Drucktücher beeinflusst werden können.

Bestandteile der Drucktücher

Um diese Funktionen zu gewährleisten, besteht ein Drucktuch aus mehreren Lagen verschiedener Materialien. Die wesentlichen Bestandteile sind Gummi, Gewebe und Luft. Die Volumenanteile der genannten Stoffe liegen etwa bei 45% Gummi-Mischung, 45% Gewebe und etwa 10 % Luft/Gas Gemisch.

Aufbau und Technologie der heute am Markt erhältlichen Drucktücher ist weitestgehend standardisiert. Durch eine ständige Weiterentwicklung der Gummi-Compounds und Gewebeträger werden die Drucktücher den Anforderungen neuer moderner Generationen von Druckmaschinen angepasst.

Alle Drucktücher sind von der sog. »REACH-Registrierung« der Europäischen Union nicht betroffen!

Von ungebrauchten Drucktüchern geht daher keinerlei gesundheits-, luft- oder wassergefährdende Wirkung aus. Sie können entsprechend den Angaben im Sicherheitsdatenblatt als Hausmüll entsorgt werden.

Allerdings sind Gummi bzw. Kautschuk im engeren Sinne nicht recyclebar. Der Vulkanisationsprozess ist nicht umkehrbar und Gummi kann nicht wie thermoplastische Kunststoffe eingeschmolzen werden. Gebrauchte Autoreifen werden teilweise zu Granulat geschreddert, das z.B. im Straßenbau Verwendung findet. In den meisten Fällen wird Gummi allerdings verbrannt und als Energielieferant genutzt. Bei Drucktüchern ist das integrierte Gewebe das Hauptproblem, es lässt sich nicht separieren, ist nicht verrottungsfest und verunreinigt somit das Gummigranulat.

Die korrekte Entsorgung von gebrauchten Drucktüchern oder der darin enthaltenen Chemikalien wird immer häufiger zum Problem, da im Zuge der EU-Verordnung 1907/2006 sogenannte »REACH« Chemikalien ab einer bestimmten Restkonzentration im Produkt angemeldet werden müssen. Die saubere Rezyklierbarkeit ist daher so gut wie nicht gegeben.

Upcycling statt Recycling bei Lokay Druck

Auf Grund der genannten Problematik lässt die Lokay Umweltdruckerei aus ihren alten Drucktüchern hochwertige Upycling-Umhängetaschen herstellen. Sie werden in direkter Nachbarschaft der Druckerei hergestellt.

Mitten im beschaulichen Kleestadt, am Tor zum Odenwald, sitzt airbags craftwork  Label und Produktionsunternehmen für Taschen und Mode, das seit seiner Gründung von sich reden macht. Schon 1995 fertigte Firmengründer und Kreativdirektor Paul David Rollmann, der auch ein eigenes Musiklabel hat, für seinen eigenen Bedarf als DJ eine Plattentasche aus einer vorgefundenen Luftmatratze.

„Das Recycling ungewöhnlicher Materialen hat mich von Beginn an interessiert“, erzählt Paul David Rollmann.

Schnell gab es Nachfrage nach der Tasche, einen regelrechten Hype. Airbag craftworks war geboren. Noch heute werden die airbag-Produkte in Kleestadt entworfen und produziert. Mittlerweile werden diese Taschen u.a. in Japan und den USA verkauft. Das Material: alte Luftmatrazen, Schlauchboote – und seit Kurzem auch exklusiv für Lokay Drucktücher.

Die Drucktuchtaschen der Umweltdruckerei Lokay

Die Drucktücher sind extrem robust & wasserabweisend und daher wunderbar für Upcycling geeignet. Jedes Stück ist ein unverwechselbares Unikat. Je nach Drucktuch variiert die Farbe von leuchtendem Türkis über gedecktes Dunkelblau bis zu Lokay-Grün. Frisch gefertigt riechen sie noch ein wenig nach Druckereiluft, was aber schnell verfliegt.

Drucktuchtaschensortiment, Bildquelle Umweltdruckerei Lokay

Die Messenger-Bags sind hochwertig verarbeitet. Sie haben einen verstellbaren 50mm-breiten Schultergurt und Innenfächer mit Reißverschluss. In den letzten Jahren hat die Lokay Umweltdruckerei diverse Prototypen produzieren lassen und immer wieder etwas optimiert, z.B. werden die Drucktücher jetzt einmal gespalten, damit die Taschen die optimale Balance zwischen Flexibilität und Robustheit haben.

“Es geht uns neben der tatsächlichen Einsparung von Müll aber auch um die Vision. Wir wollen zeigen, was machbar ist, wenn wir ‘Abfall’ mit anderen Augen sehen”, erklärt Jonas Muhly, Umweltmanager der Umweltdruckerei Lokay.

Alle Drucktücher die die Lokay Umweltdruckerei jährlich verbraucht, werden upgecycelt, und mindern auf diese Weise die entsprechende Abfallmenge. Derzeit sind die Drucktuchtaschen in drei verschiedenen Größen erhältlich, solange der Vorrat reicht.

  • Upcycling aus original Lokay-Drucktüchern
  • hergestellt bei Airbag Craftworks in Kleestadt, 15 km von der Druckerei entfernt
  • robust, wasserabweisend, hochwertig verarbeitet
  • jedes Stück ein unverwechselbares Unikat
  • Farbauswahl von Türkis über Blau bis zu Lokay-Grün

Bestellbar sind die Drucktuchtaschen unter:

https://www.lokay.de/drucktuchtaschen.html

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Guido Rochus Schmidt

Guido Rochus Schmidt

Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.

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