Nachhaltigkeit und Klimaneutralität
Klimaneutralität – jetzt handeln statt weiter warten!
Zu lange schon warten Gesellschaft und Unternehmen vergeblich auf sinnvolle Maßnahmen zum Klimaschutz seitens politischer Entscheidungsträger. Das muss nicht sein! Unternehmen der Druckbranche haben schon längst die Initiative ergriffen, um ihren Beitrag zum Klimaschutz zu leisten und werden das auch weiterhin tun. Während die Politik noch immer nach probaten Mitteln für eine zukunftsorientierte Dekarbonisierung sucht, praktiziert die Druckbranche seit vielen Jahren effektive Maßnahmen der betrieblichen CO2-Einsparung und schafft damit ein ausgewogenes Verhältnis von Ökologie und Ökonomie.
Klimaneutralität schützt Erde und Himmel, Bildquelle Pixabay
Klimaneutralität schützt Erde und Himmel, Bildquelle Pixabay
In Folge der 16 Jahre andauernden klimafeindlichen Merkel-Politik hat Deutschland seine Vorreiterrolle in Sachen Klimaschutz längst verloren. Andere Länder sind inzwischen deutlich engagierter. Im Ranking des Umweltschutzverbandes Climate Action Network Europe (CAN), einem Verband von 1.500 umweltpolitischen NGOs aus 130 Ländern (Stand März 2021) mit dem Ziel, die vom Menschen verursachte globale Erderwärmung auf ein ökologisch vertretbares Maß zu beschränken, landete Deutschland Ende 2020 nur noch auf Platz 18. Die ambitioniertesten Klimaschützer in Europa kommen der Rangliste zufolge aus Schweden – aber auch Portugal, Malta und Kroatien liegen vor Deutschland.
Doch nun verursachen Russlands Kriegsverbrechen in der Ukraine nicht nur menschliches Leid und Zerstörung, sondern auch eine beispiellose Energiekrise. Die Ölpreise nähern sich einem historischen Allzeithoch, die Gaspreise spielen teils völlig verrückt und die Benzinpreise gehen durch die Decke.
Wird jetzt nicht schnell gehandelt und die Umsetzung klimafreundlicher Maßnahmen konsequent vorangetrieben, bleibt die Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen bestehen und der Klimaschutz irreversibel auf der Strecke.
Potenziale im Umwelt- und Klimaschutzschutz
Die deutsche Druckindustrie ist in Europa der stärkste Produzent von gedruckten Produkten ‒ sie erzielt im europäischen Vergleich den höchsten Umsatz. Im Jahr 2018 lag dieser bei etwa 20,4 Milliarden Euro und die Zahl der Beschäftigten bei 131.070 Mitarbeiter:innen. Im Gegensatz zur Agrar-, Stahl-, Energie- und Autoindustrie haben Unternehmen der Druckindustrie schon vor Jahren aus eigenem Antrieb in vielen Bereichen nachhaltige und klimafreundliche Produktionsabläufe entwickelt.
Obwohl die Unternehmen der Branche im Gegensatz zu den genannten Industriezweigen durchaus Vorreiter für eine nachhaltige und klimaschonende Produktgestaltung sind, werden ihre Klimaschutzmaßnahmen weder subventioniert noch honoriert. Stattdessen bezahlen sie seit Jahrzehnten die nicht unerheblichen Mehrkosten für die Herstellung klimaschonender Produkte sowie die dafür notwendigen betrieblichen Umweltschutzmaßnahmen aus eigener Tasche.
Dabei emittiert die Herstellung von Recyclingpapier wesentlich weniger Treibhausgasemissionen als die Produktion von Frischfaserpapier. Die nachhaltige Wirkung erhöht sich zusätzlich, wenn eine Druckerei die Drucksachen nach DE-UZ 195 produziert, denn dieses Label garantiert, dass auch alle weiteren Zutaten der Drucksachen, wie Druckfarben, Chemie und weitere Druckhilfsmittel kontrolliert nachhaltig sind.
Eine weitere Bedingung ist die Rezyklierbarkeit von Farben und Lacken im Recyclingprozess sowie ein überzeugendes Abfall- und Energiemanagementkonzept. Der Blaue Engel ist das in Deutschland glaubwürdigste und bekannteste Umweltzeichen.
Leider führen Recyclingpapiere mit dem Blauen Engel bis zum heutigen Tag mehr oder weniger ein Schattendasein. Laut dem Papierkompass 2020 des Verbandes Deutscher Papierfabriken e.V. (VDP) liegt der Marktanteil grafischer Recyclingpapiere, die mit dem Blauer Engel DE-UZ 14a-Zertifikat ausgezeichnet sind und somit aus 100 Prozent Altpapier bestehen, momentan bei etwa 5 Prozent, obwohl sie vom Bundesumweltministerium, den Umweltministerien der Länder, den NGOs Greenpeace und Robin Wood , dem Forum Ökologie & Papier oder der Initiative Pro Recyclingpapier stark beworben werden.
Zertifizierte Drucksachen aus Recyclingpapieren mit dem Blauen Engel sind zum Teil signifikant teurer als vergleichbare Papiere aus Frischfasern.
Daher fehlen finanzielle Anreize, um zertifizierte Druckprodukte aus diesen Papieren flächendeckend auf dem Markt zu positionieren. In Deutschland gibt es momentan lediglich 52 Druckereien, die Druckprodukte mit dem Siegel Blauer Engel DE-UZ 195 anbieten können.
Eine Kampagne zur Subvention von Blauer Engel UZ-195 Druckprodukten
Bei der Produktion von Drucksachen aus Recyclingpapier, die nach Blauer Engel DE-UZ 195 zertifiziert sind, lassen sich tatsächlich viele Hebel im klimaschonenden Umweltschutz bewegen.
Unternehmen, die diese Produkte herstellen, leisten einen wichtigen Beitrag zur Erreichung der im deutschen Klimaschutzprogramm 2030 vereinbarten Klimaziele sowie der EU-Agenda 2050 (Green Deal).
Darum ist es folgerichtig, denjenigen Unternehmen der Druck- und Medienindustrie, die auf der Basis ihrer nachhaltigen Positionierung vermehrt ökologische, klimafreundliche Druckprodukte herstellen, entsprechende Subventionen zu gewähren, um die aktuell bestehende Preisdifferenz zwischen klimaneutralen und klimaschädlichen Druckprodukten zu kompensieren.
Diese Subventionen sollen dazu beitragen, Anreize zu schaffen, um mittel- und langfristig weitere Druck- und Medienunternehmen für eine nachhaltige klimaschonende Produktionsweise nach Blauer Engel DE-UZ 195 zu gewinnen. Dadurch kann der Marktanteil für Druckprodukte, die mit diesem Zertifikat ausgezeichnet sind, signifikant erhöht und eine entsprechende Reduzierung des CO2-Ausstoßes erreicht werden.
Mit Hilfe von staatlichen Fördermaßnahmen könnte kurzfristig die Anzahl zertifizierter Druck- und Medienunternehmen und damit der Marktanteil klimaneutral produzierter Druckprodukte signifikant erhöht werden, wenn diese zertifizierten Druck- und Medienunternehmen ihre Produkte zum gleichen Preis wie konventionelle Erzeugnisse anbieten können, und sich Drucksacheneinkäufer aufgrund der Preisgleichheit mehrheitlich für klimafreundliche Alternativen entscheiden. Die CO2-Emission wird sich dadurch im Sinne des Klimaschutzes ebenfalls entsprechend signifikant minimieren.
Dieser Effekt potenziert sich mit der Zahl der Druckereien, die sich entsprechend zertifizieren lassen. So entsteht Beraterkompetenz. Mehr Kunden werden motiviert, zertifizierte nachhaltige Drucksachen zu ordern und den Blauen Engel auf ihren Drucksachen abzubilden.
Als Basis für die Entwicklung und Durchsetzung der Kampagne zur staatlichen Subventionierung von Druckprodukten, die mit dem Zertifikat Blauer Engel DE-UZ 195 ausgezeichnet sind, diente eine von UmDEX verfasste Studie. Damit wurde die klimapolitische Relevanz der CO2-Einsparpotenziale von Druckereien ermittelt, die sowohl Druckprodukte mit dem genannten Label anbieten als auch mit einem Energie- und Umweltmanagementsystem nach EMAS oder DIN ISO 14001 und DIN ISO 50001 zertifiziert sind.
Das Ergebnis der Studie beweist das signifikante Potential der CO2-Einsparung und somit die Notwendigkeit der Kampagne im Sinne des Green Deal der EU sowie der Nachhaltigkeitsziele der Bundesregierung.
Das grundsätzliche Ziel dieser Kampagne besteht deshalb darin, mit Hilfe von Subventionen einen sozioökologischen Aufschwung zu gestalten, der eine den umweltpolitischen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts angemessene klimaschonende Form des Wirtschaftens ermöglicht.
Weitere Informationen über die Kampagnen finden Sie auf der Website der Kampagne. Dort sind auch die einzelnen Förderer bzw. Botschafter aufgelistet. Die vorläufige Studie zur Kampagne finden Sie hier:
[dflip id=”37938″ ][/dflip]Erster Roundtable zur Vorbereitung der Kampagne
Die Kampagne Subventionspaket Blauer Engel UZ-195 wurde Mitte 2020 von diversen Druckereien, Institutionen und nachhaltigen Agenturen angeregt. Das Interesse daran, nachhaltige Drucksachen zu fairen Preisen anzubieten, besteht sowohl in der Industrie, bei Produzenten als auch bei Medienproduktionern und Kreativagenturen. Initiiert wurde die Kampagne von Fachverband Medienproduktion e.V, der UmDEX Initiative und der Highendmedia GmbH.
Die vorbereitenden Aufgaben sind nun vollzogen. Die weitreichenden Unterlagen dienen als Grundlage für die Einladungen zum ersten Roundtable nach Berlin. Eingeladen wurden bzw. zugesagt haben u. a. Vertreter:innen von:
- Industriedruck Brandenburg GmbH,
- Duckstudio Düsseldorf GmbH,
- Highendmedia GmbH,
- oeding print Gmbh,
- Langebartels & Jürgens GmbH,
- Druckerei Lokay e. K,
- oekom verlag,
- Initiative Pro Recyclingpapier IPR,
- INGEDE,
- Bundesverband Druck und Medien bvdm,
- Deutsche Umweltstiftung,
- German Zero.
Für die Vorbereitung der Kampagne zur Subvention von Blauer Engel UZ-195 Druckprodukten findet der Erste Roundtable am 19. Mai 2022 in Berlin im Haus der Wirtschaft in Berlin Charlottenburg statt.
Guido Rochus Schmidt
Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation
Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.
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