Klimapolitische Nachhaltigkeit
Erfolgsgeschichte Waldsetzen.jetzt: Mehr als 50.000 Bäume gepflanzt!
Im Mai 2020 startete in Niederösterreich das Projekt Waldsetzen.jetzt. Bald entwickelte sich daraus eine beispielgebende Bewegung. Private Unternehmen aus unterschiedlichen Branchen spendeten während festgelegter Aktionstage die Arbeitszeit ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und pflanzten auf zerstörten Waldflächen klimataugliche Mischwälder, die über viele Generationen die Treibhausgasemissionen minimieren werden. Was im Kleinen begann, reifte zu einer vielversprechenden Erfolgsgeschichte im Klimaschutz.
Viktoria Hutter Projektmanagerin Waldsetzen,jetzt, Bildquelle Waldsetzen.jetzt
Viktoria Hutter Projektmanagerin Waldsetzen,jetzt, Bildquelle Waldsetzen.jetzt
Aus der Idee eines Konditormeisters wurde eine Initiative, die sich innerhalb von zweieinhalb Jahren zu einer umfassenden Bewegung unter Beteiligung vieler Unternehmen und Organisationen ausbreitete. Waldsetzen.jetzt lockt Freiwillige in den Wald, die dort unter Anleitung von Forstfachkräften enkeltaugliche Mischwälder pflanzen. Der Aktionsradius wurde ständig erweitert, die Anzahl der Aktionstage wuchs kontinuierlich an, und hunderte Menschen blicken seither mit Stolz darauf zurück. Seit dem Start des Projektes wurden insgesamt mehr als 50.000 Bäume gepflanzt.
Worum geht es bei Waldsetzen.jetzt?
Der Wald und seine Funktionen sind für die gesamte Menschheit unverzichtbar. Das Waldsterben infolge des Klimawandels findet mittlerweile auch direkt vor unserer Haustür statt. Die heimischen Wälder leiden massiv unter den Folgen steigender Temperaturen, der Austrocknung der Böden und der damit einhergehenden Zunahme von Waldbränden und der flächendeckenden Ausbreitung von Baumschädlingen.
Allein im niederösterreichischen Waldviertel mussten in den vergangenen Jahren 13.000 Hektar Wald abgeholzt werden.
Dabei sind Wald und seine Funktion für die Menschheit und das gesamte ökologische Klima unverzichtbar. Er bietet Schutz, ist Sauerstofflieferant und Wasserspeicher, Erholungsgebiet und Lebensraum. Seine Bäume speichern Kohlenstoff und binden so CO2. Darüber hinaus filtert der Wald Staub und Ruß aus der Luft. Ein Hektar Wald kann bis zu 35 Tonnen Staub binden. Auch die Qualität des Wassers wird maßgeblich von naturnaher Waldbewirtschaftung beeinflusst.
Leider verlieren wir gerade große Waldflächen – in Mitteleuropa sind aufgrund klimatischer Veränderungen aktuell vor allem Monokulturen von Borkenkäferbefall und dem Schwinden der Biodiversität betroffen. Hier ist rasches Eingreifen gefordert, denn wo jahrzehntelang nur eine Baumart gepflanzt wurde, braucht die Natur länger, um wieder ein Gleichgewicht herzustellen. Und dabei ist gerade jetzt die Rolle des Waldes als Treibhausgas-Senke wichtiger denn je. Klimaresistente und enkeltaugliche Mischwälder sind das Ziel, das sich durch die Aktionstage von Waldsetzen.jetzt kontinuierlich erreichen lässt.
Die Geschichte der Aktionstage
Zum Auftakt der Initiative von Waldsetzen.jetzt pflanzten 27 Held:innen des Waldes, allesamt Mitarbeiter:innen der Dessertmanufaktur Göttinger, im Mai 2020 gleich 3.100 Bäume. Beseelt von diesem Erfolg konnte Thomas Göttinger weitere Unternehmen überzeugen, die Arbeitskraft ihrer Mitarbeitenden für einen Tag in den Dienst der Umwelt zu stellen.
Pandemiebedingt konnten zukünftige Aktionstage aber erst 2021 durchgeführt werden, dann ging es jedoch gleich kräftig los. Als eines der ersten Unternehmen, die dem guten Beispiel folgten, entsendete die Druckerei Janetschek ein elfköpfiges Team, das wiederum 1.600 Bäume anpflanzte. Weitere Unternehmen und Vereinigungen folgten, und so vermeldete die Initiative Waldsetzen.jetzt in ihrem Jahresbericht 2021, dass 217 Menschen aus 10 Unternehmen, 3 Vereinen, einem Ausbildungszentrum, und 3 weiteren Freiwilligengruppen seit Beginn des Projektes insgesamt 25.251 Bäume gepflanzt haben
Das Jahr 2022 brachte weitere entscheidende Impulse mit sich: Die Bewegung „Enkeltaugliches Österreich“ hat den Wert der Waldsetzen.jetzt-Aktionstage erkannt und ganz oben auf die Liste der konkreten Umsetzungsmaßnahmen für den Klimaschutz gesetzt.
Johannes Gutmann, Sonnentor-Gründer und Initiator der Bewegung, war bereits mit einem Teil des großen Sonnentor-Teams bei einem Aktionstag im April dabei.
Sein Resümee: „Ein schönes Gefühl, aktiv etwas für unsere Erde zu tun und neues Leben entstehen zu lassen!“
Auch der Biohof Achleitner aus Oberösterreich scheute die Anreise ins nördliche Waldviertel nicht und pflanzte 1.700 Bäume.
Neben Mitarbeiter:innen von Unternehmen waren auch Schulklassen an den Aktionstagen beteiligt. Die Handelsakademie Waidhofen/Thaya, die HBLFA Francisco Josephinum Wieselburg und die Landwirtschaftliche Fachschule Hohenlehen entsandten an vier Aktionstagen junge Menschen, die mit viel Engagement Baumsetzlinge pflanzten – zum Teil sogar unter erschwerten Bedingungen, weil manche Waldflächen sich in Steillagen befanden.
Mittlerweile – Stand August 2022 – ist das Projekt auf 30 Unternehmen aus verschiedensten Branchen angewachsen. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieser Unternehmen haben seit dem Start des Projekts insgesamt 20 Hektar zerstörte Waldfläche mit 51.572 Jungpflanzen renaturiert.
Ein Unternehmen der ersten Stunde bei Waldsetzen.jetzt ist die Traditionsdruckerei Janetschek, das nachhaltigste Druckunternehmen Österreichs. Da passte es auch, dass das Unternehmen parallel zum Erfolg der Pflanzaktionen Anfang August sein 110jähriges Firmenjubiläum feiern konnte.
110 Jahre Druckerei Janetschek: Tradition und Innovation
Seit 1912 produziert das Unternehmen im niederösterreichischen Waldviertel Bücher und Druckwerke aller Art und wurde vom Traditionsbetrieb zum vielfach ausgezeichneten Branchenvorreiter in Sachen nachhaltiger Printproduktion. Die jüngsten technischen Investitionen ergänzen dabei die vielfältigen Möglichkeiten im Digital- und Bogenoffsetdruck um eine weitere Dimension: den Großformatdruck.
Mit einem beeindruckenden Fest feierte die Druckerei Janetschek gemeinsam mit dem gesamten Team, mit Kunden, Lieferanten und der regionalen Bevölkerung am 8. Juli auf dem Firmengelände in Heidenreichstein die 110-jährige Geschichte und die zahlreichen Erfolge, die die Zukunftsfähigkeit des Unternehmens sicherten.
Der Höhepunkt des Tages wurde mit dem Gautschfest auf dem Heidenreichsteiner Stadtplatz begangen.
Weltkulturerbe Gautschen
In seiner ursprünglichen Bedeutung bezeichnet der Begriff „Gautschen“ den ersten Entwässerungsschritt nach dem Schöpfen des Papiers, indem der frisch geschöpfte Papierbogen vom Sieb auf eine Filzunterlage abgelegt wird.
Seit dem 16. Jahrhundert ist das Gautschen ein traditioneller Buchdruckerbrauch,, bei dem ein Druckerlehrling nach bestandener Abschlussprüfung im Rahmen einer Freisprechungszeremonie in einer mit Wasser gefüllten Bütte untergetaucht oder auf einen nassen Schwamm gesetzt oder schlicht mit Wasser übergossen wird.
Während der 110-Jahr-Feier der Druckerei Janetschek, wurden acht Gesellinnen und Gesellen, sogenannte „Kornuten“, von der Gautschmeisterin Ingeborg Dockner, Obfrau der Fachgruppe Druck NÖ, entsprechend der Tradition in den Stadtbrunnen getaucht und dadurch von ihren Sünden während der Lehrzeit reingewaschen.
Die Zukunft des Projekts Waldsetzen.jetzt
Aktuell wurden seit dem Projektstart von den am Projekt beteiligten Unternehmen und ihren Mitarbeitenden bis August des Jahre 2022 insgesamt 51.472 Baumsetzlinge gepflanzt. Somit entstanden in diesem Zeitraum etwa 20 Hektar zukünftige Waldfläche, die jährlich pro Hektar 13 Tonnen CO2 binden wird, ein aktuelles Gesamtpotenzial von 260 Tonnen CO2 pro Jahr. Eine Erfolgsgeschichte, die Zukunft hat! Die Vorgespräche für die weitere Entwicklung sind vielversprechend und durch weitere Kooperationen wird eine schrittweise Ausweitung der Tätigkeit auf ganz Österreich realistisch.
Bis zum Jahr 2030 soll die Renaturierung der Wälder auf 1.000.000 Bäume anwachsen. Eine Million Bäume besiedeln etwa 400 Hektar Waldfläche und bewirken eine jährliche CO2-Minderung von insgesamt 5.200 Tonnen.
Diese Menge rettet noch nicht die Welt, aber der Wert dieser in kleinem Rahmen gestarteten Initiative liegt im Potenzial der Nachahmung: Europaweit wurden im heurigen trockenen Sommer zigtausende Hektar Wald zu Schadflächen. Waldsetzen.jetzt hat das Potenzial, in jeder betroffenen Region kopiert zu werden. Und dann rettet die Idee zumindest den Wald in Europa.
Eine Geschichte, die Zukunft hat!
Weitere Informationen zum Projekt:
https://www.waldsetzen.jetzt/wp-content/uploads/2022/03/Waldsetzen_Jahresbericht_online.pdf
Rückfragen zum Projekt Waldsetzen.jetzt: Viktoria Hutter, viktoria.hutter@waldsetzen.jetzt
Guido Rochus Schmidt
Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation
Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.
0 Kommentare