Zertifizierungsberatung bei Print
Rechnet sich Nachhaltigkeit, Herr Lind?

Warum kommt die nachhaltige Transformation in der Druckbranche, verglichen mit anderen Branchen, langsamer voran? Und wie (be)rechnet sich Nachhaltigkeit? Das und mehr habe ich mit dem Consultingteam der Umweltdruck Berlin GmbH diskutiert.

von | September 2021 | Oekodruckereien | 1 Kommentar

Martin Lind, Berater Blauer Engel Umweltdruck Berlin GmbH
Martin Lind, Geschäftsführer Industriedruck Brandenburg GmbH und Berater für Zertifizierungen, u. a. mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 bei der Umweltdruck Berlin GmbH. Bildquelle: Umweltdruck Berlin GmbH.
Martin Lind, Geschäftsführer Industriedruck Brandenburg GmbH und Berater für Zertifizierungen, u. a. mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 bei der Umweltdruck Berlin GmbH. Bildquelle: Umweltdruck Berlin GmbH.

Die Nachfrage nach zertifizierten Drucksachen sei zu gering, die Kosten zu hoch, der Aufwand zu groß und entsprechend hochwertig gelabelte Drucksachen im Wettbewerb zu teuer (oder konventionelle zu billig?). Wir schreiben das Jahr 2021: so ähnlich argumentiere viele Entscheider in der Druckbranche immer noch. Sind das berechtigte Einwände oder nur Vorwände? Darüber spreche ich mit Danica und Martin Lind sowie Christin Lieke, Umweltbeauftragte im Team der Umweltdruck Berlin GmbH, ein Unternehmen, das sich auf die Beratung bei der nachhaltige Medienproduktion spezialisiert hat.

Die Nachfrage wird wachsen. Nicht nur das Weltklima ändert sich, sondern auch das politische: in Deutschland, der EU und weltweit – mit nie dagewesener Dynamik und ohne Umkehr, so viel ist sicher. Je mehr zertifiziert nachhaltig gedruckt und gelabelt wird, desto weniger können es sich Unternehmen und Marken noch leisten, ihre eigene Drucksachen ohne hochwertige Labels zu distribuieren – schon gar nicht nur, um wenige Prozente bei den Druckkosten einzusparen.

Nachhaltiger Wandel, quer durch alle Branchen

 
Nachhaltiger Wandel, weltweit und im globalen Maßstab

Agenda 2030, Green Deal der EU, die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts: Die nachhaltige Transformation ist gesetzt und kann in der Druckbranche nur über gemeinsame Standards wirkungsvoll und fair realisiert werden. Bildquelle: Nature photo created by freepik – www.freepik.com

Sogar Branchen, die mit Blick auf die Nachhaltigkeit eher atypische Produkte und/oder Dienstleistungen anbieten, erfinden sich völlig neu. Etwa die Autoindustrie, nehmen wir Porsche: Der Autobauer produziert schon heute am Standort Zuffenhausen vollständig klimaneutral und will bis 2030 80 Prozent seiner Sportwagen-Flotte mit elektrischen Antrieben bauen. Auch große Discounter handeln immer entschlossener: So schmeißt ALDI bis 2025 Billigfleisch aus dem Sortiment – eine echte Sensation.

Vegane und vegetarische Produkte boomen seit Jahren: Zum Beispiel war die Rügenwalder Mühle Carl Müller GmbH & Co. KG noch vor wenigen Jahren vor allem für ihre Fleischprodukte bekannt. Und heute? Nur wenige Jahre später ist das Unternehmen mit einem Marktanteil von 40 Prozent sogar Marktführer für vegane oder vegetarische Fleischersatzprodukte in Deutschland und macht über die Hälfte seines Umsatzes mittlerweile mit veganen Produkten. Was für ein Wandel – und ein Paradebeispiel für die Chancen, die mit einer nachhaltigen Transformation einhergehen können, so auch in der Druckbranche.

Die Tage der Feigenblatt-Nachhaltigkeit in der Druckbranche sind gezählt. Eine Firma, die keine überzeugenden nachhaltigen Lösungen anbietet, kann langfristig kaum  überleben.

„Nur zertifiziert nachhaltige Druckereien überstehen die nächsten 10 Jahre“

Hamburger Rathaus, Umweltschutz in Hamburg

Der Hamburger Senat hat beschlossen, bei Ausschreibungen von Drucksachen die Auszeichnung mit dem speziellen Blauen Engel DE-UZ 195 Schritt für Schritt zur Bedingung zu machen. Die Wirtschaft wird sich zunehmend daran orientieren. Bildquelle: Pixabay.

Auch öffentliche Ausschreibungen sind zunehmend an nachhaltige Labels gebunden. So hat der Hamburger Senat beschlossen, Druckaufträge künftig stufenweise an Zertifizierungen mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 zu knüpfen – der Umweltsenator hält sich bereits an diese Vorgabe. Druckereien, die keine entsprechenden Labels anbieten können, verlieren solche Druckaufträge seither – und zunehmend auch weitere, denn mit etwas Zeitverzögerung orientiert sich auch die Wirtschaft an solchen Vorgaben. Andere Bundesländer werden diesem Beispiel folgen. Egal, wer künftig regiert:

Die nachhaltige Transformation ist unumkehrbar und der Nachfrage ist egal, welche Druckereien entsprechend nachhaltig liefern können.

Einer der ersten Akteure bei der Nachhaltigen Medienproduktion, Guido Rochus Schmidt, kennt die Branche fast 50 Jahren und beschäftigt sich beinahe seit 30 Jahren mit der Produktion von nachhaltigen Medien. Als Geschäftsführer einer der nachhaltigsten Druckerei in Deutschland hat Schmidt schon 1999 branchenweit eine der ersten EMAS-Zertifizierungen initiiert. Ein Meilenstein.

Vortrag Guido Rochus Schmidt, Print & Digital Convention

Experte für Nachhaltige Medienproduktion und Autor bei UmDEX.de, Guido Rochus Schmidt. Bildquelle: UmDEX.

Der Experte ist sich sicher:

„Heute haben wir eine nie dagewesene Dynamik bei der Nachfrage nach umweltgerechten Drucksachen. Nur zertifiziert nachhaltige Druckereien überstehen die nächsten zehn Jahre“.

Heue ist es für Kunden oft kaufentscheidend, ob sich ein Unternehmen in diesem Feld glaubhaft engagiert. Auch Alexander Birken, Vorstandschef der Otto Group ist sicher:

„Die Haltung von Unternehmen wird also nicht nur zum Teil der Kaufentscheidung, sondern zunehmend auch zur ‚licence to operate’!

Halbherzigkeit wird künftig nicht mehr verziehen und Greenwashing seitens der Kunden als solche identifiziert – damit ist man als Unternehmer nicht mehr überlebensfähig.“

Gezielte, konkrete Nachfrage und steigende (Auf)preisbereitschaft

Unsere Redaktion erreichen täglich Anwendungsbeispiele, die zeigen, wie gezielt Printbuyer recherchieren, gut informiert und auch bereit sind, Aufpreise für nachhaltig gelabelte Drucksachen zu akzeptieren. Zum Beispiel die Otto-Group, die gemeinsam mit der Zeitschrift GEO das Magazin NOW bei einer nachhaltigen Druckerei aus Hamburg  produzieren lies. Der Auftrag ging an die Langebartels und Jürgens GmbH, die 200.000 Druckwerke nach den Richtlinien des Blauen Engel DE-UZ 195 produzieren konnte. Trotz der üblichen Preisfokussierung des Kunden, wurden entsprechende Aufpreise akzeptiert.

Blauer Engel für Drucksachen DE-UZ 195

Printbuyer fragen immer häufiger konkret nach hochwertigen Zertifikaten, wie dem Blauen Engel DE-UZ 195, der nicht nur Recyclingpapier bedingt, sondern auch die Nachhaltigkeit der gesamten Druckumgebung und von weiteren Druckhilfsmitteln auszeichnet. Bildquelle: Paper photo created by rawpixel.com – www.freepik.com

Auch andere große Printbuyer, zum Beispiel Die Metro AG, die Deutsche Telekom AG, Fraport, der Flughafen München und so weiter, verzichten nicht mehr auf amtlich nachhaltig produzierte und entsprechend gelabelte Drucksachen: allen voran mit dem Blauen Engel DE-UZ 195. Besonders gefragt sind solche Druckereien, die zudem mit nachhaltigen Managementsystemen (Umwelt, Energie, Qualität) zertifiziert sind und dann auch eine umweltgerechte Produktionsumgebung qualifiziert nachweisen können. Auch bekannte Organisationen wie zum Beispiel Greenpeace sind Vorbilder. Oder German Zero, eine Umweltschutz-NGO, die von zahlreichen Prominenten unterstützt wird und in eigenen Publikationen auch über die Anforderungen beim Kauf von Print berichtet.

Diese und viele weitere Multiplikatoren motivieren zunehmend auch kleinere Kunden.

Konkret mit welchen Labels nachhaltige Drucksachen gekennzeichnet und wie eine passende Druckerei zertifiziert und ausgestattet sein sollte – das hat sich auch in der Start up-Szene längst herumgesprochen. Hier sorgt ein Generationenwechsel für zusätzlichen Antrieb. Junge Unternehmer:innen wollen einen sichtbaren Teil zur globalen, nachhaltigen Transformation beitragen:

Nachweislich, nicht mit Fake-Labels oder nur Absichtserklärungen.

Wandkalender, Altpapier

Wandkalender aus hundertprozentigem Recyclingpapier, zertifiziert mit dem Blauen Engel DE-UZ 195, also insgesamt bestmöglich nachhaltig bei Industriedruck Brandenburg gedruckt. Bildquelle: Highend Media GmbH.

Auch die Herausgeber des Waldmagazins, eine Redaktion in der Nähe von München, wollten trotz kleinem Marketingbudget nicht darauf verzichten, ihr Magazin bestmöglich zu labeln. Derart engagiert informieren sich zunehmend auch kleinere Einzelhändler, zum Beispiel Brigitte Baldrian, Geschäftsführerin der Papeterie Baldrian. Die Illustratorin setzt für ihre Papierprodukte wie Kinderbücher, Kalender, Spiele, Bilder etc. ganz bewusst auf Nachhaltigkeit – für sie sind umweltgerecht produzierte Papierprodukte Teil ihres Qualitätsversprechens. Oder der Medienproduktioner Mario Drechsler, der 2015 mit dem großen Wandkalender „DEMUT“ eine der ersten Drucksachen überhaupt nach den Statuten des Blauen Engel DE-UZ 195 konzipiert hat und beim Druckhaus Berlin Mitte GmbH (heute Industriedruck Brandenburg) produzieren lies – das Druckwerk gewann auch wegen seiner herausragenden, nachhaltigen Eigenschaften diverse Preise wie den GREGOR, den Deutschen Designpreis und weitere Auszeichnungen.

Selbst Digital Natives, erfolgreichen Influencer:innen, die mit Millionen Followern im digitalen Universum zuhause sind,

setzen nicht nur generell immer dann auf Print, wenn es wichtig ist, sondern immer dann auch konsequent auf die besten nachhaltigen Standards: Zwei von vielen Beispielen sind Mady Morrison und Yvonne Pferrer – beide mit über einer Million Followern auf Instagram und mit starken YouTube-Channels:

Yoga-Kalender, Blauer Engel RAL UZ 195

Yoga-Wandkalender, beauftragt von der Yoga-Lehrerin Mady Morrison wurde als gesamtes Druckerzeugnis mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 zertifiziert. Somit ist nicht nur das Papier besonders nachhaltig, sondern das gesamte Produkt, nebst Druckhilfsmitteln. Produziert bei der Druckhaus Berlin Mitte GmbH (heute Industriedruck Brandenburg GmbH). Bildquelle: Mady Morrison.

Die Yoga-Influencerin Morrison suchte gezielt nach einer Druckerei für verschiedene Drucksachen, u. a. für einen Yoga-Kalender: sie wollte ihre Druckwerke unbedingt mit dem hochwertigsten Label, dem Blauen Engel DE-UZ 195, kennzeichnen. Die Schauspielerin und Influencerin Pferrer hat für ihren Bestseller „Einzimmerfahrtwind“, ein rund 2,7 Kilo schwere Buch, proaktiv nach einer Druckerei gesucht, die ihr Druckprodukt mit dem Blauen Engel für Drucksachen, DE-UZ 195, auszeichnen darf und auch sonst überzeugend umweltgerecht produziert.

Die Nachfrage nach wirklich nachhaltigen Drucksachen boomt!

Warum zögern Druckereien dann noch, Herr Lind?

Das Hinauszögern seitens vieler Druckereien spart also nicht nur kein Geld: Unternehmen, die immer noch warten, ihre eigene Produktionen entsprechend zu transformieren, verlieren auch den Anschluss.

 
Martin Lind, Geschäftsführer Industriedruck Brandenburg GmbH

Martin Lind, Geschäftsführer der Industriedruck Brandenburg GmbH und Berater für nachhaltige Zertifizierungen von Drucksachen bei der Umweltdruck Berlin GmbH. Bildquelle: Umweltdruck Berlin GmbH.

„Weitere Verzögerung erschweren den Anschluss an das nachhaltige Segment der Branche – erinnern wir uns nur an den Durchmarsch großen Onlinedruckereien – mit einem Vorsprung, den später kaum eine Druckerei mehr einholen konnte“, meint auch Martin Lind. Der Experte führte mit dem Druckhaus Berlin Mitte selbst die erste Druckereien in Deutschland, die Produkte mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 auszeichnen durfte – z. B. bestimmte Produktsegmente wie gebundene Werke oder Plakate.

Diese ersten Druckereien waren „damals“ noch echte Pioniere, die den Pfad der Nachhaltigkeit überhaupt erst begehbar gemacht haben.

Mit Aufwänden, die sich in den ersten Jahren ab Ende 2015 in keinem Fall amortisiert haben, denn der spezielle Blauen Engel UZ-195 war noch unbekannt, für Druckereien seinerzeit jedoch mit mehr administrativen Aufwand verbunden wie heute, da digitale Formulare und bekannte Routinen den Aufwand mittlerweile reduzieren.

Welche Hürden bleiben auf dem Weg zur umweltgerechten Druckerei? Sind Zertifizierungen mit Umweltmanagementsystemen wie EMAS oder DIN ISO 14001, mit Energiemanagementsystemen wie DIN ISO 50001 oder Produktzertifizierungen mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 für KMU wirklich zu kompliziert? Wie viel Zeit braucht es für die nachhaltige Neuausrichtung einer Druckerei? Welche Kosten entstehen und welche personellen Ressourcen sind dafür einzuplanen?

Danica Lind, Geschäftsführerin Industriedruck Brandenburg GmbH

Danica Lind, Geschäftsführerin Umweltdruck Berlin GmbH und zuständig für den Beratungsbereich „innerbetrieblichen Kommunikation“ bei der Umweltdruck Berlin GmbH.

Darüber haben wir mit dem Expertenteam der Umweltdruck Berlin GmbH, Danica und Martin Lind sowie Christin Lieke gesprochen. Wer macht was, bei Ihnen, Frau Lind, wollte ich vorab wissen:

„Christin Lieke ist für das Antragswesen und die Projektleitung zuständig, mein Mann unterstützt bei Fragen des Marketing und Vertrieb, Fördermittel und Abstimmung mit dem RAL, Christian Röper ist für die Beratung bei technologischen Anpassungen  zuständig und ich unterstütze bei Fragen der innerbetrieblichen Kommunikation,

Christine Lieke, Umweltdruck Berlin GmbH

Christin Lieke ist für das Antragswesen, u. a. für den Blauen Engel DE-UZ 195 bei der Umweltdruck Berlin GmbH zuständig.

Vor allem unsere langjährigen Erfahrungen im praktischen Druckgeschäft heben uns von anderen Dienstleistern ab“,

erklärt Danica Lind einleitend und erwähnt noch, dass Ihr Mann, Martin Lind, auf der PRINT & DIGITAL CONVENTION am 21. Oktober, von 10.45 bis 11.15 Uhr gemeinsam mit dem Umweltexperten Guido Rochus Schmidt auch über das Thema referiert und im Anschluss für Fragen vor Ort bleibt.

Interview mit dem Consultingteam der Umweltdruck Berlin GmbH

„Wir sind keine herkömmlicher Berater. Wir vermitteln Erfahrung aus vielen Jahren eigener Praxis. Das macht es für Kunden leichter und hilft bei einer schnellen Umsetzung!“

Das Interview führte Jürgen Zietlow

Sie haben Ende 2015 als erster Entscheider in der Druckindustrie Drucksachen angeboten, die mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 ausgezeichnet werden durften. Warum diese Pionierarbeit?

Martin Lind: Ich war und bin davon überzeugt, dass solche professionellen Labels nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch sinnvoll sind. Allerdings mussten wir als erste Dienstleister, die wir noch vor sechs Jahren in diesem Segment waren, damit leben, dass das Label niemand kannte. Eine Kosten/Nutzen-Analyse fällt heute viel wirtschaftlicher aus, denn das Label ist mittlerweile prominent und auch die generelle  Gravitationskraft für nachhaltige Medien ist heute sehr viel stärker.

Früher fragten sich Printbuyer: „Will ich mir Nachhaltigkeit leisten“ und heute: „kann ich es mir leisten, nicht nachhaltig zu drucken?“

Seit Ende 2020 beraten Sie Unternehmen und andere Druckereien bei der Zertifizierung. Das Wichtigste zuerst: Rentiert sich professionelle Nachhaltigkeit mittlerweile?

Danica Lind: Die Frage ist mir zu abstrakt. Mal von der moralischen Frage abgesehen, Drucksachen so umweltgerecht wie möglich zu produzieren, ist die Rentabilität immer noch von der Nachfrage und der Bereitschaft der Kundschaft abhängig, kleinere Aufpreise zu akzeptieren, andererseits von der Definition des Begriffes Rentabilität.

Beginnen wir mit der Definition von Rentabilität?

Danica Lind: Hier präzisiere ich in zwei gewichtige Teilaspekte: Erstens ist z. B. der Blaue Engel DE-UZ 195 nicht nur eine Frage des Images, sondern verbessert mittlerweile die Absatzchancen – entsprechend gelabelte Drucksachen werden, wie erwähnt, zunehmend nachgefragt. Entscheidend ist aber, dass so gelabelte Druckprodukte dann auch mit den erforderlichen Aufpreisen vermarktet werden können.

Können sie nicht?

Martin Lind: Nicht immer – noch tragen Druckereien häufig einen Teil der Kosten, zulasten der eigenen Marge. Die Mehrkosten für die Produktzertifizierung mit dem Blauen Engel setzen sich ja nicht nur aus den Fixkosten zusammen, z. B. dem Zertifizierungsprozess und ggf. einer technischen Anpassung in der Produktion. Es entstehen auch auftragsbezogene Aufpreise beim Papier und den sonstigen Druckhilfsmitteln. Allerdings hören wir immer häufiger, dass die Preisbereitschaft für nachhaltige Drucksachen bei Printbuyern jetzt deutlich besser wird. Dennoch könnten nachhaltige Druckereien Hilfe gut gebrauchen – wir begrüßen die Kampagne Subventionspaket Blauer Engel (KSB) sehr, denn so entsteht endlich ein faires Gleichgewicht.

Nochmals zur Rentabilität: Was ist der zweite Aspekt?

Danica Lind: Die generelle Wirtschaftlichkeit der Nachhaltigen Medienproduktion! Neben der Moral und den Effekten von Absatz und Image, ist eine professionelle, nachhaltige Produktion generell auch ökonomisch von Belang.

Wie kalkulieren Druckereien das?

Martin Lind: Gute Frage. Unternehmer:innen, bzw. in großen Unternehmen Finanzchefinnen und -chefs (CFOs), können den wirtschaftlichen Vorteil der Nachhaltigkeit häufig noch nicht richtig identifizieren. Das liegt an unterschiedlich verwendeten Kennzahlen: Finanzverantwortliche bewerten etwa nach EBIT (Earnings before Interest and Taxes = operatives Ergebnis) und ROI (Return on Investment = Kapitalrendite). Nachhaltigkeitsexperten dagegen agieren mit Messgrößen wie Abwasser, Energie oder Emissionsreduktion.

Finanz- und Nachhaltigkeitskennzahlen werden immer noch meistens getrennt ausgewiesen.

In aktuellen Strukturen von Management, Berichtswesen und Rechnungslegung gibt nur wenig Verbindungen zwischen diesen Welten. Das ändert sich gerade erst langsam.

Müssen Druckereien die Rentabilität der Nachhaltigkeit schätzen?

Martin Lind: Eher nicht. Damit nachhaltige Kennzahlen grundlegend erfasst werden, bietet sich ein professionelles Umweltmanagementsystem an, das über die Anforderungen des Blauen Engel UZ-195 hinausgeht. EMAS oder DIN ISO 14001 bedingen eine weiterführende Erfassung aller relevanten Kennzahlen aus unterschiedlichen Unternehmensbereichen. Diese Daten werden turnusmäßig in Umweltberichten zusammengefasst. So entstehen konkrete Vergleichswerte zu den jeweiligen Vorjahren. Zu diesen Vergleichswerten können auch Kostenveränderungen in Relation gesetzt werden. Konkrete Beispiele in unserer Branche sind Einsparungen bei IPA oder bei der Makulatur. Dagegen lassen sich die Imageeffekte weniger konkret bemessen. Und die Absatzeffekte zumindest grob, denen ja dann zumeist auch Marketing- bzw. Beratungskosten gegenüberstehen. Trotzdem dürften Image- und konkrete Absatzeffekt mittlerweile erheblich sein.

Ist ein Umweltmanagementsystem eine Bedingung für eine Produktzertifizierung mit dem Blauen Engel DE-UZ 195?

Martin Lind: Nein, aber sehr hilfreich. Viele Daten, die auch bei der Zertifizierung mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 abgefragt werden, sind somit bereits erfasst. Ein Managementsystem definiert Prozesse. Wo definierte Prozesse fehlen, entstehen möglicherweise unvorhersehbare Kosten. Managementsysteme reduzieren den Aufwand schon signifikant. Wie erwähnt, können Druckereien somit auch den wirtschaftlichen Nutzen besser kalkulieren und, um nochmals auf das Image zu sprechen zu kommen:

Facts sells!

Ein öffentlicher Umweltbericht, diese verpflichtende Transparenz, ist natürlich auch ein fundamentales Aushängeschild für eine Druckerei.

Selbsternannte „Sprecher“ weniger nachhaltiger Mediendienstleister zweifeln engagiert und öffentlich am Nutzen der professionellen Nachhaltigkeit oder der Aussagekraft von Umweltbilanzen.  

Martin Lind: Wo ein Wille zum Schummeln ist, da ist bedingt wohl auch ein Weg. Eigentlich eher eine Sackgasse – sowohl mit Blick auf die Zertifizierung mit dem Blauen Engel DE.UZ 195 als auch bei Ökobilanzen. Am Ende sind solche Äußerungen ziemlich inkompetent und vor allem überhaupt nicht zielführend, etwa, dass Unternehmen bei der Formulierung von Umweltberichten zu viele Spielräume hätten, um Umweltleistungen tendenziell positiv darzulegen. Faktisch passiert das auch kaum.

In solchen Berichten reihen sich die Vergleichswerte Jahr für Jahr aneinander und Unternehmen werden bei Umweltmanagementsystem zudem auch jährlich revalidiert. Generell agieren Unternehmen, die Nachhaltige Medienproduktion professionell angehen, nicht derart kleinlich, nur, um kurzfristige Effekten zu erzielen. Professionell geführte Unternehmen blicken multiperspektivisch auf das ganze Thema und berichten ordentlich.

Und können dann ja auch viel präziser und selbstbewusster beraten.

Martin Lind: Unternehmer, die das ernst nehmen, profitieren natürlich von ihrer sehr guten Beraterkompetenz. Hier werden dann auch weiterführende Themen angesprochen, etwa nachhaltige Substrate, Druckhilfsmittel, nachhaltige Veredelungsvarianten, Druckformate, reduzierte, da personalisierte Distributionen und so weiter.

Profis sehen den generellen Nutzen der Nachhaltigkeit ganzheitlich, als Summe von Moral und Image, vor allem aber aufgrund von eigenen ökonomischen Effekten und realen Absatzchancen.

Wer Umweltbilanzen schönt, den holen früher oder später dann die jeweils aktuellen Werte ein. Auch hier finden Kontrollen statt, etwa durch das UmDEX-Team, die alle verfügbaren Umweltberichte laufend archivieren.

Viele Unternehmen wollen den Aufwand wohl hinauszögern und adaptieren solch kritischen Töne, denn die Aufgaben summieren sich: Blauer Engel DE-UZ 195, nachhaltig fokussierte Managementsysteme, klimaneutrales Drucken und so weiter.

Martin Lind: Professionelle Druckereien adaptieren solche Kritik nach unseren Erfahrungen nicht. Kritiker disqualifizieren sich schon mit Blick auf die Wirtschaftlichkeit bei der Nachhaltigkeit. Zertifizierte Druckereien investieren nicht aus Spaß Geld und personelle Ressourcen – sondern fokussieren immer konkreter auf den gesamten Kosten/Nutzen-Faktor.

Stichwort Kosten/Nutzen: Wie aufwändig sind Auszeichnungen bestimmter Produktgruppen mit dem Blauen Engel De-UZ 195 und/oder Zertifizierungen z. B. nach DIN ISO 14001 oder EMAS?

Martin Lind: Unterteilen wir Ihre Frage in 1) personellen und 2) den finanziellen Aufwand, zum Beispiel für die Zertifizierungsprozesse oder ggf. für technische Umrüstungen:

  1. Der personelle Aufwand ist nicht zu unterschätzen, einschließlich der ggf. erforderlichen, technischen Umrüstung von älteren Produktionsmitteln, z, B. bei den Druckmaschinen oder bei Druckplattenbelichtern, um die Bedingungen der Zertifizierung zu erfüllen. Dazu kommt die Erfassung von externen Lieferanten und Leistungen, wo einige Unternehmen möglicherweise fast bei Null anfangen, wenn vorher noch kein Umweltmanagementsystem wie 14001 bestand.
  2. Die Kosten für die eigentlichen Zertifizierungsprozesse hingegen sind fast schon marginal – einmal von nichtstaatlichen Labels wie Cradle to Cradle abgesehen. Zumeist erfüllen die Maschinen bereits alle Anforderungen und nur selten muss in neue Maschinen oder Geräte investiert werden, um den Zertifizierungsbedingungen gerecht zu werden. Das ist jeweils vom individuellen Einzelfall abhängig.

Dann kommt auf eine KMU-Druckerei mit halbwegs zeigemäßen Maschinen eher ein überschaubarer Aufwand zu, besonders, wenn schon ein Managementsystem besteht?

Christin Lieke: Generell spielt ein schon bestehendes Umweltmanagementsystem der Zertifizierung mit dem Blauen Engel in die Karten. Vieles, was die RAL gGmbH für die Zertifizierung von bestimmten Druckprodukten verlangt, liegt dann bereits vor. Wie von Herrn Lind erwähnt, ist ein Umweltmanagementsystem generell auch für die wirtschaftliche Bewertung wichtig. Im Grunde ist beides, also die Produktzertifizierung mit dem Blauen Engel und ein Umweltmanagement State of the Art bei der Nachhaltigen Medienproduktion und macht in der Kombination auch wirklich Sinn.

Und die weiteren Labels der Nachhaltigkeit?

Danica Lind: Viele Druckereien sind zum Beispiel mit FSC und/oder PEFC zertifiziert und kennen hier die Abläufe. Hier geht es aber „nur“ um die Nachweise einer funktionierenden Materialwirtschaft. Auch sind Klimaagenturen, in der Druckbranche zumeist Climatepartner oder NatureOffice sowie natürlich auch der Klimarechner der Druckverbände und deren Prozesse weitgehend bekannt. Insoweit die Klimaneutralität konkret durch einen Unternehmensfußabdruck berechnet wird und nicht nur ein Ablasshandel nach Durchschnittswerten ist, ist das ein nennenswertes Instrument zur nachhaltigen Entwicklung eines Unternehmens. Aber diese Labels sind nicht mit den Prozessen bei der Produktzertifizierung nach DE-UZ 195 oder mit den Managementprozessen wie den DIN ISO-Normen 14001 oder 50001 vergleichbar.

Dann sind die wesentlichen Zertifikate und Prozesse die vorgenannten? Was ist mit Cradle to Cradle – das Label wird derzeit immer wieder mal diskutiert?

Danica Lind: Generell ist der Ansatz ‚von der Wiege zur Wiege’ folgerichtig. Allerdings ist die Druckbranche in puncto Wertstoffkreislauf, auch im internationalen Vergleich, bereits Spitzenreiter. Wir haben eine Recyclingquote von über 80 Prozent. Schließlich werden auch Cradle to Cradle-Papiere in ebendiesen Papierkreislauf eingeführt, also die bewährten Strukturen genutzt. So gesehen ist dieses Label für die Druckbranche, auch mit Blick auf das EU Ecolabel für Frischfaserpapiere oder wenn eine Druckerei bereits für bestimmte Produktgruppen mit DE-UZ 195 zertifiziert ist, aus meiner Sicht nicht zusätzlich erforderlich. Ich verweise hier auf das Whitepaper von Guido Rochus Schmidt (UmDEX) und Rüdiger Maaß von Fachverband Medienproduktion e. V., an dem auch INGEDE, EPEA selbst, das UBA und andere mitgewirkt haben. Darin werden die faktischen Merkmale vom Blauen Engel DE-UZ 195, vom EU Ecolabel sowie von Cradle to Cradle konkret gegenübergestellt.

Druckereien können auf solche oder ähnliche Labes im Grunde verzichten?

Christin Lieke:  Aus technischer bzw. umwelttechnischer Sicht und in Bezug auf Recyclingpapier ja. Bei grafischen Frischfaserpapieren mag sich ein Nutzen ergeben, da diese ja nicht mit dem Blauen Engel DE-UZ 195 ausgezeichnet werden. Doch alternativ bietet sich hier das EU-Ecolabel an, das europaweit gut bekannt ist und für Druckereien wesentlich günstiger als Cradle to Cradle. Das Label wird auch von RAL gGmbH vergeben. Bis heute ist der Cradle to Cradle-Zertifizierungsprozess ziemlich komplex: Da gibt es fünf Stufen,

von BRONZE bis PLATINUM,  die sich auf den ersten Blick schwieriger überblicken lassen als die Kriterien beim Blauen Engel DE-UZ 195, wo es im Grunde nur ein Ja oder Nein gibt.

Uns liegen bis heute auch noch keine verständlichen Informationen darüber vor, durch welche Eigenschaften sich ein mit Cradle to Cradle zertifiziertes Papier von konventionellem Frischfaserpapier unterscheidet. Verglichen mit den bestehenden Designkonzepten vom EU Ecolabel oder dem Blauen Engel, ist ein weiteres Label aktuell eigentlich nicht erforderlich.

Also für Frischfaserpapier das EU-Ecolabel?

Christin Lieke: Das bietet sich durchaus an. Wie gesagt, ist das Label bekannt. Und es wird auch von der RAL gGmbH zertifiziert. Der Aufwand ist mit etwa dem Blauen Engel identisch. Vieles wäre sogar mit den Anforderungen, die sich aus der DE-UZ 195-Zertifizierung ergeben, bereits abgedeckt. Je nachdem, welchen Status die Druckerei in puncto Nachhaltigkeit hat, ist ggf. mal das EU-Ecolabel, mal der Blaue Engel etwas komplexer in der Umsetzung. Die Anmeldekosten sind beim EU-Ecolabel etwa drei, bis viermal höher als beim Blauen Engel, aber verglichen mit Cradle to Cradle immer noch sehr überschaubar.

Plus EMAS oder DIN ISO 14001?

Martin Lind: Wie gesagt, ergänzen sich die Prozesse wunderbar. Der Blaue Engel bietet ein klares Gerüst für bestimmte Produktzertifizierungen, etwa die Grenzwerte bei den VOCs, beim Alkoholgehalt im Druckprozess, beim Einsatz von Chemie, dem Abfallkonzept, bei sonstigen Druckhilfsmitteln, bei der Makulatur und so weiter. Beim Umweltmanagementsystem geht es darum, dass Unternehmen jedes Jahr aufs Neue darüber nachdenken, wie sie sich Jahr für Jahr nachhaltiger aufstellen können – womit sie ihre Prozesse optimieren, dann wiederum besonders auch mit konkreten wirtschaftlichen Effekten.

Skeptiker des professionellen Weges konstatieren einen Label-Dschungel in der Druckbranche. Ist das so?

Christin Lieke:  Nein, überhaupt nicht. Die Alleinstellungen der professionellen nachhaltigen Medienproduktion haben wir ja schon besprochen: Aus allen Abteilungen werden die Umweltdaten erfasst. Umweltmanagementsysteme werden auditiert und revalidiert und Druckereien verpflichten sich zur Transparenz mittels Umweltberichten. Was ist daran kompliziert? Diese gemeinsamen Standards sichern fairen Wettbewerb und geben Orientierung für Printbuyer.

Sie unterstützen Druckereien beim Blauen Engel DE-UZ 195. Sie beraten aber auch bei der Vorbereitung für eine Zertifizierung mit DIN ISO 14001 oder EMAS? In welcher Reihenfolge und was ist komplizierter?

Danica Lind: (lacht). Wirklich kompliziert ist beides nicht. Es kostet vor allem Zeit. Aufwändiger sind beide Prozesse, wenn eine Druckerei gerade erst anfängt. Soweit das Unternehmen nicht mit einem Umweltmanagementsystem wie 14001 zertifiziert ist, müssen viele der geforderten Daten im Rahmen der UZ-195-Zertifizierung neu erfasst werden – denn hier ist ja auch ein ‚kleines’ Umweltmanagement integriert, was entsprechende Daten erfordert. Nochmal: Umweltmanagement ist kein Marketing-Asset, sondern ein Wirtschaftsfaktor. Der Blaue Engel DE-UZ 195 zeichnet konkret Druckprodukte als nachhaltig aus. Beides kann separat installiert werden, doch in Kombination wird ein echter Schuh daraus.

Wie gehe ich das Thema als Druckerei nun also konkret an?

Martin Lind: Jede Druckerei muss zunächst die jeweiligen Bedingungen kennen, um sich entsprechend vorzubereiten. Generell teilt sich der Aufwand in die Erfassung von Daten und ggf. die entsprechende Umrüstung bestimmter Produktionsanlagen auf, was allerdings eher selten ists.

Da fange ich als Druckerei schlimmstenfalls also bei Null an und muss ggf. sogar noch neue Maschinen kaufen?

Christin Lieke: Aus Ihrem Munde klingt das wie ein Weltuntergang, aber ja, im Grunde wäre das so. Aber diese Vorbereitung ist kein Hexenwerk und Erfordernisse, neue Maschinen zu kaufen, sind die Ausnahme, da Maschinen im Regelfall umgerüstet werden können. Zum Beispiel neue Walzen bei einer Druckmaschine, damit sie den Alkoholgehalt beim Drucken reduzieren können oder zum Beispiel neue Laserköpfe bei Plattenbelichtern. Wir haben damit auch praktische Erfahrungen.

Autofahren ist auch kein Hexenwerk. Wenn man es kann. Sie sind mit Ihrem Team so etwas wie Fahrlehrer?

Martin Lind: Schöne Metapher. Im Grunde ist dem so. Vor der Prüfung besprechen wir mit der Druckerei den Status quo, im Rahmen eines ersten Sondierungsgespräches. Dazu haben wir einen Fragebogen entwickelt, den wir Punkt für Punkt mit dem Team in der Druckerei abhaken. Zudem verschaffen wir uns einen Überblick über die technische Ausstattung.

Danach können wir einen konkreten Fahrplan erstellen und den Aufwand taxieren. Unsere Kunden erhalten eine detaillierte Todo-Liste. Bei Interesse entscheiden wir sodann gemeinsam, wer welche Aufgaben übernimmt.

Hier ist uns sehr wichtig, dass alle Mitarbeiter auf die Reise mitgenommen werden, nicht nur die, mit denen wir im Prozess auch zusammenarbeiten. Generell ist ein Verständnis für die Prozesse in allen Abteilungen der Druckerei sehr wichtig. Wenn das Team nicht versteht, warum die Daten erfasst werden sollen, dann könnte das den reibungslosen Ablauf hemmen.

Wieviel Zeit und Geld kostet dieser Prozess?

Martin Lind: (lacht) Genauso könnten Sie mich auch fragen, was ein Golf kostet. Ich müsste von Ihnen dann wissen: Welches Baujahr? Welche Motorisierung? Welche Kilometerleistung? Welches Modell? Es kommt immer auf den Status quo bei der jeweiligen Druckerei an.

Nach dem ersten Sondierungsgespräch wissen Druckereien aber doch, woran sie sind, oder nicht?

Martin Lind:  Genau. Unser Kunden erhalten ein Merkblatt, in dem wir das generelle Vorgehen konkret erklären. Im ersten Sondierungsgespräch checken wir gemeinsam den Status. Sodann entsteht eine konkrete Handlungsempfehlung und unser Angebot dafür. Unsere Kunden wissen dann also ganz genau, welcher Aufwand auf sie zukommt und können auch erst dann entscheiden, ob, und wenn ja, wie dieser Aufwand abgearbeitet wird.

Sie helfen also auch bei der konkreten Umsetzung in den Unternehmen?

Danica Lind: Ja, genau das ist unsere Dienstleistung. Wir begleiten unsere Kunden nicht nur bei der Erfassung der Daten, sondern auch bei der ggf. erforderlichen Umrüstung von Maschinen, bis hin zur fertigen Zertifizierung, inklusive des Antrages und dem Ausfüllen der entsprechenden Anlagen dazu. Um noch mal auf das Fahrlehrer-Beispiel zu kommen:

Unsere Kunden können sodann auch sicher selbst fahren und vieles von dem, was wir dienstleisten künftig auch selbst umsetzen.

In welchem Zeitraum kann eine Druckerei mit der finalen Zertifizierung rechnen?

Christin Lieke: Wie erwähnt, ermitteln wir das individuell. Im optimalen Fall ist es so, dass die Daten innerhalb einiger Wochen, vielleicht innerhalb von zwei, drei Monaten erfasst sind, denn Sie arbeiten ja auch nicht permanent daran. Final stellen wir den entsprechenden Antrag bei der RAL gGmbH – das passiert über einen eigenen Onlinezugang unserer Kunden bei der RAL gGmbH, die offizielle Nutzer und Antragsteller dort sind. Über diesen Weg werden der Antrag und die Anlagen (1 bis 6) online eingereicht, die vorher als ZIP-Dateien (Word und Excel) heruntergeladen und ausgefüllt werden.

Was bleibt Ihren Kunden noch an eigenem Aufwand?

Martin Lind: Generell:

Wir sind kein herkömmlicher Berater, sondern vermitteln Erfahrung aus der eigenen Praxis. Das macht es für viele Kunden leichter. Und es hilft bei einer schnellen Umsetzung.

„Viel Aufwand“ ist relativ. Uns ist daran gelegen, idealerweise mit einem Umweltbeauftragen von vornherein eng zusammenzuarbeiten.

Wir hatten einen Kunden, der über ein Jahr gebraucht hat. Dem haben wir das nach Prüfung mit sechs Tagen Aufwand angeboten.

Es ist weitaus effizienter und am Ende sicherlich kostensparender, wenn sich Vertriebsleiter:innen um Konzepte bemühen, den Blauen Engel optimal zu vermarkten als sich mit Details einer Neuzertifizierung zu belasten.

Nochmals: Es ist wichtig, dass vonseiten des gesamten Teams in der Druckerei adaptiert wird, warum konkret wo welche Daten erfasst werden müssen. Um die Belegschaften darauf einzustimmen, bieten wir auch Workshops an, wo wir über das gesamte Universum der Nachhaltigen Medienproduktion informieren. Das schließt auch das Thema Beratungskompetenz und generelle Fragestellungen rund um das Thema des Marketing-Assets Nachhaltigkeit mit ein.

Ich hätte noch einige Fragen. Die holen wir in einem zweiten Interview nach. Vielleicht anhand einer konkreten Zertifizierung Ihrerseits? Vielen Dank für Ihre Zeit, Ihnen allen!

Danica Lind: Sehr gerne anhand eines unserer Kunden. Danke Ihnen für Ihr Interesse!

Christin Lieke: Vielen Dank, Herr Zietlow.

Martin Lind: Besten Dank!

1 Kommentar

  1. Oliver

    Das Lesen dieses Artikels hat mir sehr viel Spass gemacht. Neue Aspekte des „Wandels“ waren neu für mich, aber dennoch sehr wichtig für mich. Jetzt bin ich wieder auf dem aktuellen Stand. Danke.

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Jürgen Zietlow

Jürgen Zietlow

Umweltjournalist, Spezialist für nachhaltige Kommunikation. Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Fachjournalist, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur Magazin MEDIEN | seit 2010 Analyst für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring/Media | Entwickler LineCore-Methode® (Recherche-/ Redaktionssystem).

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Klimapositivität
​Klimaneutral war gestern, denn der Zeitpunkt an dem sich der Klimawandel verselbständigt, wird schon bald erreicht sein. Die Erderwärmung wird erst dann wieder zum Stillstand kommen, wenn es gelingt, das Gleichgewicht zwischen Ausstoß und Senkung von Treibhausgasen nicht nur zu neutralisieren, sondern ins Positive zu wandeln. Klimapositivität ist daher das Gebot der Stunde,

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  1. Oliver

    Das Lesen dieses Artikels hat mir sehr viel Spass gemacht. Neue Aspekte des „Wandels“ waren neu für mich, aber dennoch sehr wichtig für mich. Jetzt bin ich wieder auf dem aktuellen Stand. Danke.

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