Kommentar von Jürgen Zietlow
Der neue, moderierte UmDEX 2.0 bietet verlässliche Orientierung
UmDEX 2.0 ist umfangreicher, aussagekräftig und kooperativ. UmDEX ist keine Front, sondern eine durchlässige Struktur: Abgrenzung echter Nachhaltigkeit ja, aber keine Ausgrenzung! Glaubwürdigkeit schaffen, Interesse wecken, Lust auf Nachhaltigkeit fördern. Komplexität reduzieren: Nutzer:innen finden im Umfeld der Tabelle Facts plus Navigation zu vielen relevanten Quellen im Netz. Das wirkt: Immer mehr Druckereien positionieren sich nachhaltig: taktisch, operativ, technisch und strategisch – sie messen, erfassen, dokumentieren und publizieren ihre Umweltdaten im UmDEX.
Der neue UmDEX 2.0 ist noch interaktiver und integraler. Das Motto seit 4 Jahren lautet: Besser. Gemeinsam! Nachhaltig. [/caption]
Der neue UmDEX 2.0 ist noch interaktiver und integraler. Das Motto seit 4 Jahren lautet: Besser. Gemeinsam! Nachhaltig. [/caption]
Unser Motto seit vier Jahren: Besser. Gemeinsam! Nachhaltig.
Die UmDEX-Website ist kein Mass-Customization-Produkt. So eigensinnig und vielschichtig wie Print selbst, bietet der UmDEX den einzigen verlässlichen und vollständigen Überblick über zertifiziert nachhaltige Druckereien in der DACH-Region. Noch 2024 kommt eine erweitere 2.1-Version, mit weiterführenden Funktionen.
Schon in den Tabellenköpfen finden Nutzer:innen erste Quick-Fachinformationen. Flyouts über und unter der UmDEX-Tabelle führen zu über 250 relevanten Quellen im Netz (Behörden, Institutionen, Zertifizierer, Beratungsstellen etc.). Der UmDEX zeigt, was bei der nachhaltigen Medienproduktion wirklich zählt. Nutzer:innen finden hier sämtliche qualifiziert nachhaltigen Druckereien in der DACH-Region, angereichert durch Best Cases, Fachliteratur usw.
Es kribbelt und krabbelt in diesem Branchensegment.
Die zentrale Zielsetzung der UmDEX-Initiative ist die Abgrenzung zum Greenwashing:
- In der Druckbranche selbst und
- gegenüber bestimmten Dienstleistern der digitalen Wirtschaft.
Um so intensiver, wenn diese offensichtlich den Eindruck erwecken möchten, dass digitales Marketing generell nachhaltiger und wirkungsvoller wäre als gedrucktes. DAS digitale Marketing oder DIE Printwerbung gibt es ohnehin nicht. Ohne Präzision ist bei solchen Aussagen grundsätzlich alles nichts. Jede Kampagne, jedes dafür erforderliche Asset, kurz: jeder Druckauftrag ist individuell. Schon die jeweiligen Zielsetzungen.
Gibt es Performance- u. Greenwashing im digitalen Marketing?
Nicht generell. Doch ist nicht alles Gold, was digital ist! Tatsächlich: Empfehlungen, gedrucktes durch digitales Marketing zu ersetzen, basieren nach meiner Beobachtung meistens auf zwei Argumenten:
- Performance und
- Nachhaltigkeit.
Diese Argumente wurden in letzter Zeit vonseiten der digitalen Wirtschaft ungewöhnlich stark gegen Print positioniert. Dabei sind es die Synergien beider Mediengattungen. Hybrid angewendet, sind die Kombination beider Mediengattungen in vielen Cases echte Königswege in fast allen Kommunikations-Szenarien.
„Sowohl als auch“ und nicht: „Entweder oder“.
A) Performance und die Ghostbusters
Angebote für digitales Marketing basieren nach allem, was ich in den letzten Jahren gehört habe, nicht selten auf „Wenn-Dann“-Theorien. Oft sind dies nur Prognosen. Basierend auf nicht standardisierten Interpretationen von Erfolg oder Rücklauf. Ein Beispiel: Der Rang in einer Suchmaschine lässt sich immer noch, sogar ohne die Druckbranche zu kennen, durch Content manipulieren. Doch was bringt es den Suchenden oder den Auftraggebern von SEO-Dienstleistungen, wenn auf ihrer Landingpage zwar irgendein Content, aber nicht das gefunden wird, was der Auszug im Suchergebnis, z. B. auf Google verspricht?
Geister-Content
Agenturen könnten beim nächsten Kunden selbst dann mit diesem Beispiel, dem guten Rang und dem vielleicht erreichten Traffic werben, wenn der zitierte Kunde mangels Präzision eigentlich zu wenig Verkäufe generiert hätte. Zombie-Content: das ist leider auch heute noch gang und gäbe.
Wenn gedruckte durch digitale Werbung ersetzt werden soll, müssen jeweilige Auftraggeber:innen also zumeist viel Vertrauen investieren, wenn die Messapparate und Marketinggeräte jeweiliger Agenturen optisch perfekt designte Graphen und Tabellen als Grundlage für Investitionsempfehlungen zeigen. Viele können solche Analysen gar nicht dechiffrieren, verstehen also nach eigenen Angaben oft schon gewisse Basics nicht – wollen aber auch den digitalen Anschluss nicht verlieren.
Sätze wie:
„.Die Bounce-Rates lassen sich durch UX-Behavioral Targeting mit Fokus auf spezieller KPIs reduzieren und die CPLs bzw. CPVs optimieren, wenn wir die Click Paths im Sinne der Click-Through-Rates, auch mit Blick auf zentrale Conversion Funnels, beeinflussen“,
klingen nach einem handfesten Plan. Wird schon stimmen?
Die Ghostbusters im digitalen Marketing
Professionelle Agenturen beherrschen die hohe Kunst der Präsentation. Das ist schon richtig und wichtig. Einige jedoch vermarkten nach meinen Erfahrungen auch solche Konzepte, die im Einzelfall jeder Logik entbehren. Warum dieser Eifer? Hier lockt ein Milliardenmarkt, wenn es denn gelänge,
Print als haptisches Medium im haptischen Marketing vollständig durch digitale Medien zu ersetzen. Die Quadratur des Kreises.
Paradox: Manchmal weicht der gesunde Menschenverstand scheinbar einer eher abstrakten Mystifizierung des Digitalen- Selbst, wenn kaum belastbare Daten für den Erfolg digitaler Medien, als Substitut für Print im haptischen Marketing, vorliegen. Manchmal agieren da Dienstleister, die einerseits selbst leidenschaftlich für datengetriebenes Marketing werben, aber kaum eigene, belastbare Vergleichsdaten über die Wirkung (Performance) vorlegen können. Und auch wenig Belastbares zur Nachhaltigkeit.
Da kommt mir der Kultfilm „.Ghostbusters“ in den Sinn.
Bill Murray und andere Ghostbusters jagen in dieser Komödie böse Gespenster mittels allerlei Geräten – sonst wären diese Geister ja gar nicht sichtbar. Parallel zu Dienstleistern, die zwar bei der Eigenwerbung nicht mit Protonen-Beamern, Bosonen-Pfeilen oder depolarisierten Strahlen-Apparaten hantieren, so wie die Geisterjäger – aber mit fast ähnlich klingenden Gerätschaften. Auch mit dem Ziel, Unsichtbares, in diesem Fall im digitalen Marketing, irgendwie sichtbar zu machen.
Was bringt es, Daten sichtbar zu machen, wenn diese nicht greifbar sind?
Noch eine Metapher aus diesem legendären Hollywood-Streifen ist diese Rutschstange in der alten Feuerwache im New Yorker Szene-Stadtteil Tribeca, 14 North Moore Street, die in jedem Film zu sehen ist.
Ist diese Messing-Stange eigentlich ein Relikt aus der Vergangenheit? Ja, ganz sicher! Und nein, definitiv nicht!
Erfunden von David B. Kenyon, damals Hauptmann der 21. Wache in Chicago, wurde die weltweit erste Stange am 21. April 1878 in Betrieb genommen. Und heute? Heute ist sie immer noch das beste Mittel, um schnellstmöglich zum Ziel, in diesem Fall zum Feuerwehrwagen, zu kommen.
Print ist wie diese Rutschstange!
Trotz der totalen Digitalisierung, dem automatischen Feuertor und allerlei Modernisierungen: Die Rutschstange blieb. Warum?
Weil es mit Blick auf die Physik schlichtweg nichts Besseres aus der digitalen Welt gibt. So wie bei diversen Kommunikations-Szenarien. Der Haptik-Effekt von Print ist digital nicht zu ersetzen.
Worüber reden wir hier eigentlich? Druckprodukte sind so physisch wie ihre Adressat:innen. Versuche, Print in Bereichen, in denen es auf Bedeutung oder starke Emotionalisierung und insbesondere auf haptische Trigger-Effekte ankommt, vollständig durch digitale „GameChanger“ zu ersetzen, krepieren häufig. Wie oft, darüber liegen keine offiziellen Zahlen vor.
Schreiben Sie mir bitte einen Kommentar unter diesen Beitrag, wenn Sie andere Erfahrungen konkret und belastbar nachweisen können.
Die generelle Heiligsprechung der Digitalisierung lässt sich eben nicht einfach 1:1 ins haptische Marketing übersetzen. Digitale und noch so disruptive Innovationen können multisensorische Fähigkeiten von Papier in der haptischen Markenkommunikation natürlich nicht vollständig substituieren. Punkt! Jedenfalls nicht, solange emotionale Menschen mit taktilen Fähigkeiten und nicht Maschinen Kaufentscheidungen treffen.
Wir Rezipient:innen sind keine Geister, sondern reale Wesen aus dem Diesseits!
Print ist wie diese Rutschstange: effizient, nützlich und direkt. Das gilt sowieso für Verpackungen, weil sie nicht digitalisierbar sind. Genau so fundamental aber auch für Botschaften, bei denen die taktilen Sinne des Homo sapiens durch multisensorische Impulse stimuliert werden sollen.
Marken wollen kein Ghostbusters-Equipment, sondern handfeste Resultate! Gedruckte Kampagnen basieren auf belastbarer Praxis und greifbaren Responses, seit hunderten Jahren. Print erreicht Menschen begreifbar – überhaupt: Print kommt und stößt an! Digitale Botschaften wollen abgerufen werden: ein kaum quantifizierbares Problem, angesichts der Dichte von Apps auf unseren Smartphones.
Data Driven Marketing und haptische Werbung sind zwei Paar Schuhe.
Viele Werbetreibende und Budget-Entscheider:innen haben sowas wie eine Red Flag gesetzt: Ihre Versuche, gedruckte Botschaften wie Beilagen, Bücher, Bildbände, Geschäftsberichte, Prospekte und andere aus Papier hergestellte Marketingmittel digital zu ersetzen, mündete nicht selten in finanziellen Destastern. Umso mehr, wenn in den Rentabilitätsberechnungen sämtliche Peripherie-Kosten ehrlich einflossen: SEO, Content, direkte Werbekosten (Social, Search etc.), Funktionen, App-Programmierung, Shop- und Analyseprogramme, Websites, Agenturkosten und so weiter. Ganz zu schweigen von den sich summierenden CO₂-Emissionen der jeweiligen Bereiche.
Nicht selten stehen Verantwortliche plötzlich vor einem digitalen Fass ohne Boden.
Dabei: Programmatic Printing, Closed-Shops, QR- oder AR-Codes, Landingpages, Geomarketing: Es gibt spannende digitale Assets, um Printkampagnen sehr wirkungsvoll zu begleiten. Die vollständige Substitution haptischer gegen digitale Medien funktioniert nur selten im Marketing oder bei der gehobenen Kommunikation (Bücher, Bildbände, Geschäftsberichte etc.).
Bis hierher, so meine Erfahrungen, gehen mittlerweile viele Budget-Entscheider:innen auch mit. Lerneffekte halt.
Wenn Budgets von Print ins Digitale umgeschichtet werden sollen, dann immer häufiger zudem aus Gründen der Nachhaltigkeit.
Wie schon beim Performance-Argument, sind auch hier die Stärken der digitalen Mediengattung zumeist herbei missioniert. Fakten über die Nachhaltigkeit digitaler Medien, etwa konkrete Umwelt- oder CO₂-Bilanzen oder besonders nachhaltige Attribute, analog zum UmDEX für Print, gibt es so gut wie nicht. Wieder soll diese diffuse digitale Zauberkraft als Magnet genügen und handfeste Fakten ersetzen. Alles, was digital ist, ist gut? Und nachhaltig?
B) Nachhaltigkeit
Wie erwähnt, haben (bzw. hatten) Dienstleister rund ums digitale Marketing, besonders die, die Print infrage gestellt haben, zwei zentrale Argumente auf der Kante:
- Wirkung und Performance: Aufgrund der vorbeschriebenen Argumente pro Print wird häufig versucht, fehlende Daten pro Digital durch abstrakte Suggestionen (Heiligsprechung der Digitalisierung) zu ersetzen. Gepaart mit dem hippen Thema Nachhaltigkeit.
- Die Nachhaltigkeit wurde und wird teils immer noch als zweites Fundamental-Argument pro Digital inszeniert. Generell OK, wenn die Daten denn stimmen. Wenn es überhaupt welche gibt!
Seit Anbahnung der Green Claim Directive wären viele bisherigen Aussagen, mangels exakter Nachweise, schnell zu klaren Verstöße gegen das Wettbewerbsrecht geworden. Genau genommen sogar Straftaten. Die Realität? Für gesetzlich geforderte Nachweise für viele der bisherigen Aussagen zur Nachhaltigkeit sind tatsächlich (gedruckt oder digital) viele Messpunkte erforderlich. Und konkrete Erfassungsmethoden sowie standardisierte Dokumentationen. Und da sitzt der Teufel nun mal im Detail. Nachhaltige Druckereien, wie die österreichische Druckerei Janetschek, wissen das schon längst!
By the Way: die Wirkung und die Nachhaltigkeit interagieren. Je wirkungsvoller eine Mediengattung wird, desto weniger Einheiten braucht es theoretisch, um dieselben Effekte zu erzielen. Da wird den Medienbranchen immer wieder diese Frage gestellt:
„Wie viele digitale Einheiten zum Beispiel (E-Mails, WhatsApp, Views) braucht es eigentlich, um die Performance von X gedruckten Einheiten (Beilage, Prospekt, Katalog etc.) zu substituieren?“ Daraus ließe sich zum Beispiel neben dem Cost per Order auch die jeweilige CO₂-Emission ableiten. Und sogar eine Form von „Sustainability per Order“ berechnen. Dafür fehlen aber, wie erwähnt, verwertbare Daten aus der Peripherie des digitalen Marketings –
Sämtliche Druckereien der UmDEX-Tabelle ermitteln all diese Daten für Drucksachen hingegen sehr akribisch und publizieren diese transparent.
Zwei zu Null für Print also? Druckereien wollen sich eigentlich gar nicht messen – müssen aber immer wieder auf teils intensives, ja teils sogar richtig fieses Greenwashing auch aus der digitalen Branche eingehen. Konstruktiver ist und bleibt die Suche nach optimalen Kommunikationskonzepten – wie erwähnt sind das sehr oft hybride Szenarien. Wenn Print z. B. datenbasiert ausgesteuert wird, kann das sowohl die Umfänge einzelner Drucksachen als auch die Auflagen reduzieren. Das ist ökonomisch sauber und ökologisch optimal.
Greenwashing: Das Ende der nachhaltigen Gaga-Rhetorik
Wir erinnern uns noch an die millionenfach verbreiteten Pressemeldungen einiger Handelsketten beim Substituieren gedruckter Beilagen durch digitale „Pendants“ – an so Slogans wie: „Damit der Biber mehr Bäume zu nagen hat.“ Klar, Marketing darf auch niedlich sein, aber die Suggestionen waren schallend falsch und wurden faktisch bis heute nicht belegt. Die Green Claims Richtlinie wird Unternehmen künftig verpflichten, entsprechende Aussage zum Umweltschutz en détail nachzuweisen.
Interessant ist, dass seit Bekanntwerden dieser Directive derartige Umwelt-Poesie verstummten, denn: Konkrete Nachweise, Emissionswerte, Wirkungsanalysen: Bis heute oft Fehlanzeigen.
Der Schaden für die Druckbranche war und ist immens! Suggestionen von der grünen Digitalisierung bzw. der weniger grünen Gattung Print mussten und müssen mit viel Aufwand entkräftet werden – ich taxiere den branchenweit so entstandenen Schaden auf durchaus einige Hundert Millionen Euro während der letzten zwei Jahre. Das ist kein Pappenstiel.
Tatsächlich sprechen belastbare (und nachgewiesene) Argumente auch in puncto Nachhaltigkeit für Print – auch, wenn pauschale Aussagen hier wie dort gar nicht möglich sind. Wie erwähnt: Es kommt immer auf den individuellen Einzelfall an und, wie von mir seit vielen Jahren betont, auf die Wirkung, den Zweck, die Nutzungsdauer und so weiter. Ist eine Druckerei
- Typ-I-zertifiziert (ggf. sogar mehrfach, wie viele Druckereien der UmDEX-Klasse),
- setzt hochwertige Normen und Standards nach den Statuten von Umwelt- und Unternehmens-Siegeln freiwillig um, denken wir nur an Umwelt- und Energiemanagementsysteme etc.,
- misst ihre Umweltdaten und dokumentiert, analysiert und kommuniziert die Ergebnisse transparent,
sind im Vergleich dazu vollständig digitale Strategien im Marketing sowohl mit Blick auf die Wirkung als auch bei der Nachhaltigkeit oft von allen guten Geistern verlassen. Nix da Ghostbusters! Print punktet umso mehr, wenn die Drucksacheneinkäufer:innen noch ihren Teil beitragen, etwa durch die Bestellung von Recyclingpapier oder die Kompensation sämtlicher nicht vermeidbarer CO₂-Emissionen.
Glaubwürdigkeit: Beginn der nachhaltigen Ära bei der Druckproduktion
Besonders Druckereien der UmDEX-Klasse agieren bei der Nachhaltigkeit taktisch, operativ, strategisch und technisch. Mit Blick auf die Managementsysteme und Zertifikate zur Nachhaltigkeit, auch professionell formal-administrativ. Sie produzieren Produkte, die größtenteils aus einem natürlichen, nachwachsenden Rohstoff bestehen. Neben der Brancheninitiative UmDEX hat auch der Bundesverband Druck und Medien e.V., so auch in der Kampagne „Umwelt.Bewusst.Gedruckt.“, Basis-Fakten zur Nachhaltigkeit zusammengefasst. Etwa, dass der Anteil von Papier am gesamten CO₂-Ausstoß pro Kopf, inklusive aller Beilagen, bei kaum mehr als 1 Prozent des Gesamtausstoßes rangiert. Für grafische Papiere müssen keine Bestandsbäume gefällt werden und vieles weitere mehr.
Print war schon nachhaltig, als sich das digitale Marketing erst entfaltete.
Vor rund 20 Jahren, als die Digitalisierung immer mehr Agenturen und Unternehmen hervorbrachte, die ihre Existenz daran gebunden haben, waren Teile der Druck- und Papierbranche, insbesondere Druckdienstleister, Papierhersteller und Maschinenbauer schon dabei, Print in eine nachhaltige Revolution zu führen.
Ich vergleiche diese nachhaltige Transformation in Teilen der Druckbranche ein Stück weit mit der transformatorischen Wucht des Gutenbergschen Buchdrucks selbst.
So fundamental nachhaltig haben sich viele Unternehmen im Umwelt- und Klimaschutz entwickelt.
Apropos Fakten: UmDEX 2.0
Fakten zur Nachhaltigkeit aus dem Universum gedruckter Medien gibt so viele weitere, dass ich diese in den folgenden Headlines, mit jeweils weiterführenden Informationen, zusammengefasst habe:
Motivation zur Gründung der UmDEX-Initiative
Als die Brancheninitiative UmDEX von der sog. Braunschweiger Gruppe offiziell gegründet wurde, waren die gründenden Druckereien bereits Jahre in puncto Umwelt- und Klimaschutz aktiv. Die Initiative wuchs von ihren Gründungsmitgliedern: oeding print GmbH, Industriedruck Brandenburg GmbH, Druckstudio GmbH und Druckerei Lokay zu einer Initiative mit annähernd 100 gelisteten Druckdienstleistern, die allesamt wenigstens ein sogenanntes Typ-I-Umweltzeichen, nebst gewissen weiteren Maßnahmen zum Klima- und Umweltschutz, nachweisen können.
UmDEX/print ist ein anerkanntes Meta-Label für Nachhaltigkeit in der Druck- und Medienbranche. Kurz: Der Ort im Internet, wo Nutzer:innen die nachhaltigsten Druckereien in der DACH-Region anhand belastbarer Kriterien auch in der näheren Umgebung finden.
UmDEX ist unabhängig, moderiert und faktenbasiert.
Welche Ziele verfolgt die UmDEX-Initiative?
Das zentrale Anliegen aller heute beteiligten oder gelisteten Druckdienstleister war die Schaffung von Glaubwürdigkeit bei der nachhaltigen Medienproduktion. Zusammenfassend:
- Abgrenzung vom Greenwashing. Bei Recherchen finden unsere Autor:innen immer noch viel Greenwashing. Teils argumentieren Handelsketten unehrlich, wie hier angedeutet. Teils wollen aber auch Druckereien den Eindruck von Nachhaltigkeit nur aufgrund von Content auf den jeweiligen Websites erwecken, ohne jedoch entsprechende Prozesse oder Zertifikate nachzuweisen. Solche Druckereien sind nicht selten nur wegen des Contents, aber nicht wegen ihrer nachhaltigen Leistungen, auch in Suchmaschinen irrelevant und viel zu hoch gerankt.
- Kollaboration: Abgrenzung meint nicht Ausgrenzung. Im Gegenteil: Ziel des UmDEX ist, alle Druckereien kollegial und informell auf ihrem Weg zur nachhaltigen Transformation zu unterstützen.
- Thematische Navigation für alle am Thema interessierten Unternehmen in der grafischen Industrie.
-
Glaubwürdigkeit ist bei der nachhaltigen Medienproduktion elementar. Sie entsteht auf Basis vergleichbarer, veröffentlichter und offiziell validierter, zertifizierter bzw. auditierter Daten.
Aufklärung durch Reduzierung von Komplexität.
Lust wecken auf die nachhaltige Medienproduktion. -
Aufmerksamkeit schaffen und Interesse fördern.
Nachhaltige Beratungskompetenz bei Agenturen und Druckereien stärken.
Werbung für die Gattung Print als nachhaltige und wettbewerbsfähige Mediengattung. - Förderung gemeinsamer Standards: demokratisch entwickelte und organisch gewachsene offizielle Prozesse und Normen (Transparenz-Prinzip) und
- Förderung gemeinsamer Kriterien: international anerkannte (nicht privatwirtschaftliche) Regeln als Basis für einen fairen Wettbewerb nach der Maxime: gleiches Recht für alle.
Leider stellten wir bei unseren Recherchen in der Druckbranche bei rund 70 Druckereien fest, dass diese teils vorsätzlich und sehr subtil grün waschen. Wir fanden z. B. umfassende Erklärungen über die Qualität des Druckproduktsiegels Blauer Enge DE-UZ 195, obgleich die publizierende Druckerei selbst nicht zertifiziert ist.
Häufig wird der Eindruck der professionellen Nachhaltigkeit nur dadurch erzeugt, viel Content über das Thema zu veröffentlichen, ohne jedes reale Engagement. Auch hier sind nicht selten SEO-Agenturen im Spiel, die diesen Content wider besseres Wissen empfehlen.
Wesentliche Merkmale professioneller Nachhaltigkeit
Ein zentrales Merkmal von Druckdienstleistern, die Sie im UmDEX finden, ist deren prozessorientierte Steuerung durch international anerkannte Normen und Standards (Navigationssysteme): Etwa offizielle, hochwertige Typ-1-Umweltzeichen wie Produktzertifikate (z. B. Blauer Engel DE-UZ 195) bzw. Unternehmenszertifikate, zum Beispiel Umweltmanagementsysteme wie EMAS oder ISO-Normen wie 14001 (Umwelt) oder ISO 50001 (Energie) usw.
Druckereien der UmDEX-Klasse optimieren ihren CO₂-Fußabdruck bzw. ihre generellen Auswirkungen auf das Klima- und die Umwelt in einem sich dynamisch regelmäßig neu kalibrierenden Optimierungsprozess:
- Strategisch: Aktionsplan zur Erreichung selbst bestimmter oder extern festgelegter, für eine Zertifizierung geforderte Ziele.
- Taktisch: Priorität und Reihenfolge einzelner Schritte der Strategie, dynamisch angepasst.
- Operativ: Reale Business-Umsetzung
- Technisch: Anpassung und Harmonisierung von Workflows und Kalibrierung von Soft- und Hardware
- Administrativ (formal): Laufende Kontrolle aller Bereiche, siehe nächstes Flyout.
Die professionelle nachhaltige Medienproduktion definiert einen Anfang, aber kein Ende.
Charakteristik: Druckereien der UmDEX-Klasse
Knapp zwei Prozent aller Druckdienstleister in der DACH-Region, die nachweislich professionell und zertifiziert nachhaltig dienstleisten, erfüllen freiwillig eine Reihe von administrativen Aufgaben. Charakteristisch für die professionelle nachhaltige Medienproduktion sind:
- Messen relevanter Umweltdaten aus allen relevanten Unternehmensbereichen.
- Strukturiertes Erfassen und Dokumentieren entsprechender Daten.
- Analysieren der erfassten Daten und Vergleiche mit den Vorjahren, teils Benchmarks.
- Dokumentieren der jeweiligen Ergebnisse.
- Veröffentlichen: Öffentliche Zugänglichmachung über Umwelterklärungen, je nach Zertifizierung und Managementsystem (Transparenzpflicht).
- Regelmäßige, unabhängige Prüfung: Auditierungen (analog Validierungen) durch autorisierte Auditor:innen (Umweltbetriebsprüfung).
- Umwelt-Website im Internet mit umfassenden Informationen zur nachhaltigen Strategie.
Fazit: Laufender Prozess im Sinne der permanenten Optimierung eigener Umweltleistungen.
Funktionen der UmDEX-Tabelle
- Der UmDEX basiert auf unabhängigen Recherchen.
- Der UmDEX ist garantiert kostenlos für Gelistete und Nutzer. Die kostenfreie Aufnahme in die UmDEX-Tabelle ist bedingungslos, wenn gewisse Standards der UmDEX-Matrix erfüllt sind.
- Der UmDEX basiert auf der Recherche von 400 unterschiedlich relevanten Unternehmen, davon 250 intensivere Sondierungen.
- Gelistet werden Druckereien, die mindestens ein Typ-1-Umweltzeichen sowie weitere Ausprägungen nachweisen können.
- Der UmDEX ist kein Ranking: Druckereien treten nicht gegeneinander an. Alle gelisteten Druckereien sind nennenswert nachhaltig. Der UmDEX/500 gruppiert jedoch die Besten unter herausragenden Druckereien.
- Der UmDEX zeigt 21 von insgesamt 42 erfassten Kriterien. Das sind faktisch nachprüfbare und belastbare Kriterien, die unterschiedlich gewichtet sind.
- Ein Recherche-Team recherchiert sowohl Hard Skills als auch Soft Skills.
- Der UmDEX ermöglicht eine Direktsuche und eine Sortierung bestimmter Spalten sowie die Filterung von 12 Kriterien. Weitere folgen.
Die Daten werden durch diverse Recherchen auf den Websites der Druckereien, in offiziellen Verzeichnissen, durch direkte Nachfrage oder anhand von vielen Meldungen aus der Druckbranche erfasst. Druckereien können Neu- und Änderungsanträge direkt unter der Tabelle stellen. Daneben fragen unsere Redakteur:innen unklare Fakten telefonisch oder per E-Mail regelmäßig nach. Zweimal jährlich erhalten die Umweltverantwortlichen aller gelisteten Druckereien eine Nachfrage per E-Mail.
Die Kooperationsbereitschaft ist herausragend – an dieser Stelle ein großes Dankeschön!
Redaktionelle Erfahrungen bei der Recherche
Zu den positiven Erfahrungen zählen:
- Es hat sich bewährt, sowohl die Hard Skills (professionelle Managementsysteme und Zertifikate) wegen ihrer eindeutigen Vergleichbarkeit zu bewerten als auch die Soft Skills zu erfassen.
- Die optimierten Fragebögen zeigen positive Wirkung. Wir erhalten präzisere Angaben. Künftig werden wir zweimal jährlich, statt einmal die relevanten Druckdienstleister befragen.
- Die Zahl der Druckereien, die von Null zum UmDEX-Starter-Label gekommen sind, ist um 80 % gestiegen – das sind Druckereien die neuerdings mindestens ein Typ-1-Siegel vorweisen können.
- Die Zahl der Druckereien, die sofort den Sprung zum UmDEX/300 geschafft haben, ist um knapp 50 % gestiegen.
- Im Vergleich zur letzten Erhebung fanden wir 15 neue UmDEX 500-Druckereien, obwohl es diverse Fusionen und Insolvenzen in der gesamten Gruppe, also auch entsprechende Abgänge gab.
- Aus 31 der 250 intensiver recherchierten Websites ließ sich ableiten, dass die entsprechenden Druckereien wohl bald die Bedingungen zum Eintrag in dem UmDEX erfüllen werden: Teils wird offen und glaubhaft über die eigene nachhaltige Agenda gesprochen, die Unternehmen engagieren sich in regionalen Initiativen, berichten regelmäßig im eigenen Blog über eigene Fortschritte bei der nachhaltigen Transformation und/oder auch sehr konkret über die teils bereits datierten Absichten, ein Typ-1-Siegel zu installieren.
Zu den negativen Erfahrungen zählen:
- Die Recherchen gestalten sich nach wie vor schwierig und erfordern immer noch zu viele Rückfragen. Zum Beispiel zur Klimakompensation oder bei technischen Ausstattungen wie dem Drucken ohne IPA, den konkreten Angaben bei der Erzeugung von eigener Energie und einiges mehr.
- Häufig fehlen immer noch nachvollziehbare, eindeutige Zertifikate, die wir erst auf Nachfrage per E-Mail erhalten. So auch Umwelterklärungen.
- Unverständlich erschien uns auch, warum Druckereien, die in Newslettern mit EMAS oder dem Blauen Engel weben, diese Assets nicht ebenso präsent auf ihren Websites zeigen. Gelegentlich sind selbst gewichtige Ausprägungen schwer zu finden.
- Oft fanden wir viele schöne Worte. Wie erwähnt, sind nicht selten SEO-Agenturen am Werke, die nicht ggf. nicht viel Ahnung vom Thema haben, es aber schaffen, ihre Kunden bei der Nachhaltigkeit in Suchmaschinen nach oben zu ranken. Schlecht nur, wenn dann auf deren Landingpages nichts das zu finden ist, was im Suchergebnis angedeutet wurde – z. B. zwar Content über dem Blauen Engel aber keine entsprechenden Zertifizierungen vorliegen. So schaden gewisse Agenturen dem Image der jeweiligen Druckereien. Der gute Traffic wird dann zum Bumerang.
Muss das sein? Die ewige Sinnfrage
so schließen sich die beiden großen Kreise:
- Wirkung verschiedener Mediengattungen im Marketing und
- Nachhaltigkeit beider Mediengattungen.
Bleibt die Sinnfrage, etwa, ob das Thema Nachhaltigkeit überhaupt sein muss, denn „mal ganz unter uns: den Klimawandel, den gab es doch schon immer, nicht wahr?“ So jedenfalls hören wir es immer wieder. Und ja – es war sogar noch sehr viel wärmer. Und doch kam der Klimawandel nie so schnell. Nie betraf er annähernd acht Milliarden Menschen. Nie konnten Völker weniger „völkerwandern“ als heute. Da wären wir inmitten der Migrationsthematik, die hier aber nicht unser Thema ist.
UmDEX-Druckereien gelingt es:
- die räumliche Dimension (nicht nur der eigene Betrieb oder die eigene Region oder das eigene Land) und
- die zeitliche Dimension (nicht nur das nächste Quartal oder Geschäftsjahr)
also die Perspektiven zu erweitern. So lassen sich zukunftsfähige Lösungen sehr viel besser lokalisieren und dann auch adaptieren. Neben den zentralen Themen des Klima- und Umweltschutzes bringt die geerelle nachhaltige Transformation viele weiterer, existenziell wichtiger Vorteile mit sich. Kurz:
- Energie-Souveränität, etwa Unabhängigkeit von despotischen Drittstaaten.
- Regionalisierung, Dezentralisierung der Energieversorgung, mit zunehmend positiven Energiepreis-Effekten, auch für die Industrie.
- Mittelfristig sinkende Energiepreise, Stichworte: „Bürgerkraftwerke“ und „Bürgerenergie“.
- Preisstabilität, Schaffung eines fairen Generationenvertrages. Erneuerbare sind schon heute die günstigste Form der Energieversorgung.
- Wirtschaftliche Zukunftsfähigkeit: Green Economy, EU-weite, führende Position in der Weltwirtschaft bei Greentech-Spitzentechnologien. Die Weltwirtschaft hat sich längst für E-Mobilität und für Erneuerbare entschieden, ungeachtet kritischer Töne von Populisten überall in er EU.
Die Dekarbonisierung der Wirtschaft ist der zentrale Trigger für die nachhaltige Transformation der EU und Weltwirtschaft. CO₂-Preise steuern und quantifizieren konkrete Vorteile für Unternehmen, die sich selbst nachhaltig transformieren.
Druckereien der UmDEX-Klasse wirtschaften ökonomisch erfolgreich. Investitionen in die Nachhaltigkeit amortisierten sich. Druckereien, die z. B. eigene Energie erzeugen und CO₂-neutralen Strom zukaufen, elektrisch fahren und hochwertig zertifiziert sind, können ihren Kunden nachhaltige und preiswerte Druckdienstleistungen anbieten.
So schlicht sich auch die große Klammer:
Der UmDEX wirbt nicht nur für die nachhaltige Mediengattung Print. Wir fokussieren besonders auf die nachhaltig produzierenden Unternehmen. Wir weisen nach, dass Print in vielen Szenarien in den Disziplinen Wirkung und Nachhaltigkeit eine Mediengattung mit Zukunft ist.
Jürgen Zietlow
Umweltjournalist, Sustainable Publishing Analyst & Solution. Consulting for sustainable Communication.
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