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Die Ökodruckerei Lokay ist klimapositiv. Was bedeutet das?

Klimaneutral war gestern. Heute ist zusätzlich die Klimapositivität das Gebot der Stunde, denn der Zeitpunkt an dem sich der Klimawandel verselbständigt, wird schon bald erreicht sein. Der permanente Anstieg der Lufttemperatur löst natürliche Prozesse aus, die zunehmend die Erwärmung des globalen Klimas bewirken. Die Erderwärmung wird erst dann wieder zum Stillstand kommen, wenn es gelingt, trotz des Erhalts menschlicher Lebensbedingungen, ein neues Gleichgewicht zwischen Ausstoß und Senkung von Treibhausgasen zu schaffen. Klimaneutrale und klimapositive Unternehmen wie die Ökodruckerei Lokay zeigen gangbare Wege für eine solche Umkehr auf.

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CO2 Grafik, Bildquelle Pixabay
CO2 Grafik, Bildquelle Pixabay

Der Treibhauseffekt beruht hauptsächlich auf dem Wasserdampfgehalt der Luft. Er sorgt dafür, dass an den meisten Orten der Erde erträgliche Temperaturen vorherrschen. Die Treibhausgase, allen voran Kohlendioxid und Methan, bewirken zusammen mit dem Wasserdampf eine verhältnismäßig konstante Lufttemperatur. Weil diese Gase vorhanden sind, kann sich die Luft soweit erwärmen, dass sie in der Lage ist, ein bestimmtes Quantum Wasserdampf aufzunehmen. Fast 72 Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt. Dort verdunstet es. Niederschläge bringen es wieder auf die Erde zurück. Ein gewisser Teil des Dampfes ist aber stets in der Luft vorhanden. Dieser Teil wird jedoch umso größer, je wärmer die Luft wird.

Klimapositiv zum natürlichen Gleichgewicht

Der natürliche klimatische Mittelwert der Temperatur ist abhängig vom konstanten Gehalt an Treibhausgasen in der Luft. Zudem wird dieses Gleichgewicht von den Eismassen an den Polen, in Gletschern und auf hohen Bergen bestimmt. Weiße Eisflächen reflektieren den größten Teil der dort ankommenden solaren Wärmestrahlen. Das hat eine regulierende Wirkung auf das Klima. Erhöht sich jedoch die Durchschnittstemperatur, beginnen die Eismassen zu schmelzen und die Wirkung lässt nach. In der Folge bewirkt die Erwärmung der Erdoberfläche, dass die in den Ozeanen und im auftauenden Permafrostboden gespeicherten Treibhausgase verstärkt in die Lufthülle gelangen und somit den Klimawandel vorantreiben.

Können wir von der Natur lernen?

Methan verschwindet normalerweise aus der Luft, indem es sich nach und nach in Kohlendioxid und Wasser umwandelt. Es entsteht durch die Stoffwechselvorgänge von Lebewesen immer wieder neu. Kohlendioxid verschwindet aus der Luft, wenn es von Pflanzen aufgenommen wird. Es wird jedoch wieder freigesetzt, wenn Pflanzen verrotten und Lebewesen atmen. Dieser Vorgang ist klimaneutral, hat in Millionen von Jahren gut funktioniert und ein natürliches Gleichgewicht bewirkt. Um dieses, mittlerweile durch die globale industrielle Entwicklung gestörte Gleichgewicht wieder zu erreichen, muss die Industrie lernen, nachhaltige Produktionsprozesse und Verfahren zu entwickeln, die in der Lage sind, Treibhausgase und andere Reststoffe in biologische Kreisläufe zu überführen und als zukünftige Rohstoffe zu nutzen.

Welche Maßnahmen sind klimapositiv?

Der Kohlendioxid- und Methangehalt in der Luft ist in den vergangenen 200 Jahren der Industrialisierung stetig angestiegen. Klimapositiv sind daher alle Aktivitäten, die dazu führen, den Anteil der Treibhausgase langfristig wieder auf das vorindustrielle Niveau zu begrenzen. Klimapositiv sind zudem Maßnahmen, die den Staubeintrag in die Luft verringern. Dass planetare Eismassen Wärme zurückstrahlen können, hängt von ihrer weißen Oberfläche ab. Lagert sich dort dunkles Material ab, nimmt das mehr Sonnenwärme auf und trägt dazu bei, dass das Eis noch schneller schmilzt.

Je stärker die vom Klimawandel angefeuerten Stürme über die Erde fegen, desto mehr verursacht der Staub aus den Abgasen von Schiffen, Flugzeugen, Autos und Kraftwerken einen permanenten Fallout, der die regulierende Wirkung der verbliebenen Eisflächen auf das Klima verhindert.

Maßnahmen, die diese Entwicklung verhindern, leisten einen wichtigen Beitrag zur Klimapositivität.

Was kann ein Unternehmen tun, um klimapositiv zu werden?

Um klimapositiv zu werden, muss ein Unternehmen im Vorfeld seine Produktionsprozesse gezielt auf Klimaneutralität umstellen. Hierzu schreibt das Greenhouse Gas Protokoll vor, welche Maßnahmen ein Unternehmen umsetzten muss, um die in Sope 1, 2 und 3 definierten Kriterien klimaschädlicher industrieller Produktion, wie etwa fossile Energie, klimaschädliche Produktionsstoffe und -prozesse zu vermeiden oder zu minimieren. Dadurch werden alle vom Unternehmen erzeugten CO2-Emissionen gesenkt. Für alle nicht vermeidbaren Emissionen kann das Unternehmen zusätzlich Kompensationszertifikate erwerben, um Projekte zu unterstützen, die dabei helfen, Klimaschäden auszugleichen.

Konkrete Maßnahmen:

  • Mischwälder müssen aufgeforstet werden, um das Kohlendioxid der Luft zu binden
  • gezielte Forschungsvorhaben umsetzen, um Kohlendioxid und Methan als Rohstoffquellen zu erschließen
  • Die klimaneutrale Produktion von Wasserstoff als Energiequelle beschleunigen
  • Treibhausgasneutrale Energiequellen in Regionen des globalen Südens entwickeln
  • In Regionen der Dritten Welt Infrastrukturen, Bildungsinstitutionen und Einkommensgerechtigkeit schaffen, um dort Nachhaltigkeit im eigenen Handeln zu ermöglichen

Klimaneutral ist noch nicht Klimapositiv

Um sich „klimaneutral“ zu nennen, muss ein Unternehmen nicht komplett emissionsfrei sein. Es muss nur die herrschenden Standards gemäß den Scopes 1, 2 und 3 des Greenhouse Gas Protokolls erfüllen.

Hier genügt es, selbstgesteckte Ziele bei der CO2-Reduktion zu erreichen und die übrigen Emissionen nachträglich zu kompensieren. Dazu kauft das Unternehmen Zertifikate von Klimaschutzprojekten, durch deren Hilfe dann irgendwo auf der Welt die gleiche Menge an CO2 ausgeglichen wird, die im Unternehmen freigesetzt wurde.

Diagramm Erfasster CO2-Ausstoss bei Lokay Druck, Grafik Umweltdruckerei Lokay

Teilbereiche der produktbezogenen Wertschöpfungskette werden zwar betrachtet, aber eben nicht alle. Die Bilanzierung der Treibhausgase gemäß den Scopes 1 und 2 beschränkt sich hauptsächlich auf Emissionen, die direkt vor Ort oder bei den Energielieferanten entstehen. Alles, was jedoch vor den Toren des Unternehmens passiert, etwa der Transport des Produkts, seine Nutzung durch Konsumenten, oder seine Entsorgung kann unberücksichtigt bleiben und wird erst in Scope 3 bilanziert.

Daher erfassen weltweit nur die wenigsten klimaneutralen Unternehmen die externen CO2-Emissionen ihrer unternehmerischen Wertschöpfungskette, die im Greenhouse Gas Protocol unter Scope 3 beschrieben werden.

Die Umweltdruckerei Lokay achtet auf Emissionen, die oft vernachlässigt werden

Seit 2007 produziert die Umweltdruckerei Lokay klimaneutral und konnte dadurch über 90 Prozent der produktions- und energiebedingten Treibhausgase gemäß Scope 1, 2 und seit 2021 auch Scope 3 vermeiden oder minimieren. Das gelang durch ein installiertes LED-Beleuchtungssystem mit Bewegungsmeldern, durch Nutzung der Abwärme der Druckmaschinen fürs Heizen, Einsatz von Ökostrom, Verwendung ressourcenschonender Maschinen und der Umstellung des Fuhrparks auf Hybrid- und Elektroautos.

Seit dem Jahr 2021 ist das Unternehmen nun klimapositiv indem es die in Scope 3 des Greenhouse Gas Protokolls definierten Emissionen in allen Bereichen vermeidet oder kompensiert.

Weil Lokay schon so lange klimabewusst handelt, war es für das Unternehmen nur konsequent, für das Jahr 2021 auch die Emissionen aus Scope 3 zu erfassen. Zu den indirekten Emissionen zählen die Anfahrtswege der Mitarbeitenden, aber auch die Klimaperformance der Hotels, die bei Messe-Übernachtungen gebucht werden, oder der klimatische Fußabdruck neuer Computer, die das Unternehmen einkauft.

Druckerei Lokay, klimapositiv

Vortrag Jonas Muhly, Umweltbeauftragter bei Lokay, Bild: Umweltdruckerei Lokay

So werden zum Beispiel Hotels gebucht, die selbst klimaneutral sind. Oder der Weg zur Arbeit wird mit Diensträdern gefördert. Aber auch die Entsorgung von Papier, das bei Lokay bedruckt wurde, wird in die Rechnung aufgenommen. Und nur das, was wirklich nicht vermeidbar ist, wird schließlich mit Zertifikaten für Projekte des Gold-Standards kompensiert.

„Unser Ehrgeiz ist es, irgendwann an jeder Stelle des Herstellungsprozesses jede Form von Treibhausgasen zu vermeiden“, sagt Druckereichef Ralf Lokay. „Solange wir das nicht schaffen, gleichen wir die verbliebenen Emissionen gleich doppelt aus. Ein Anreiz, immer weiter zu gehen. Darum sind wir ab sofort klimapositiv.“

Geschäftsführer Lokay e. K. Ralf Lokay

Geschäftsführer Lokay e. K. Ralf Lokay

Klimapositivität – eine technologische Herausforderung an die Industrie

Um das klimatische Gleichgewicht zwischen Anstieg und Senkung der Treibhausgasemissionen grundsätzlich nachhaltig herzustellen, müssen Technologien für einen effizienten Rohstoffverbrauch optimiert werden. Bei allen Herstellungsprozessen sollen möglichst wenige Abfälle entstehen. Anfallende Reststoffe müssen recycelbar sein und in den Wirtschaftskreislauf zurückgeführt werden. Entstehen bei produktionstechnischen Verfahren Treibhausgase, müssen diese abgefangen und gebunden werden oder als technische Gase Verwendung finden. Die grüne Chemie hat die Aufgabe, solche Verfahren zu entwickeln. Kohlenstoffhaltige Abfälle lassen sich als Rohstoffe nutzen. Dazu kann die moderne Biotechnologie beitragen, denn die auf Basis biotechnischer Verfahren hergestellten Zwischenprodukte sind ideale Einsatzstoffe.

Klimaneutralität und Klimapositivität sind vor diesem Hintergrund lediglich zwei Aspekte zur Erreichung des globalen klimatischen Gleichgewichts. Um die Suffizienz industrieller Produktion und dadurch einem nachhaltig positiven Klimawandel zum Erfolg zu verhelfen, bedarf es einer mannigfachen Umsetzung interdisziplinärer, technologischer Verfahren und zusätzlich einem gesamtgesellschaftlichen Bewusstsein wirtschaftlicher Genügsamkeit.

Weitere Informationen: https://kluthe.com/magazin/was-bedeutet-klimapositiv/

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Guido Rochus Schmidt

Guido Rochus Schmidt

Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.

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​Klimaneutral war gestern, denn der Zeitpunkt an dem sich der Klimawandel verselbständigt, wird schon bald erreicht sein. Die Erderwärmung wird erst dann wieder zum Stillstand kommen, wenn es gelingt, das Gleichgewicht zwischen Ausstoß und Senkung von Treibhausgasen nicht nur zu neutralisieren, sondern ins Positive zu wandeln. Klimapositivität ist daher das Gebot der Stunde,

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