Klimaneutral Drucken
CO2-Vermeidung – Maßnahmen zur Klimaneutralität

Der Meeresspiegel steigt seit Jahren. Die Pegelstände der Flüsse sinken, Seen verlanden. Überschwemmungen und Waldbrände zerstören Existenzen und Regionen. Die menschgemachten Katastrophen haben ein kaum noch beherrschbares Ausmaß erreicht. Statt Fünf vor Zwölf, ist es schon längst halb Eins. Politik und Wirtschaft suchen derzeit nach probaten Mitteln für eine zukunftsorientierte Dekarbonisierung. Dabei gäbe es schon längst sinnvolle Möglichkeiten, die betrieblichen CO2-Emissionen zu senken und damit ein ausgewogenes Verhältnis von Ökologie und Ökonomie zu schaffen. Vermeidung, Verminderung und Ausgleich von Treibhausgasen sind die wichtigsten Maßnahmen, wie der klimaneutrale Standort der Industriedruck Brandenburg GmbH beweist.

Die Verhinderung der Klimaerwärmung ist die wichtigste industrielle Herausforderung der kommenden Jahre, Bildquelle Pixabay
Die Verhinderung der Klimaerwärmung ist die wichtigste industrielle Herausforderung der kommenden Jahre, Bildquelle Pixabay

Die Philosophie des Ausgleichs von CO2-Emissionen beruht auf der wissenschaftlichen Erkenntnis, wonach das globale Klima von Treibhausgasen beeinflusst wird, unabhängig vom Ort ihres Entstehens. Im Umkehrschluss bedeutet das, dass die Treibhausgas-Emissionen, die an einem Ort entstehen, durch die Verminderung von Treibhausgasen an einem anderen Ort kompensiert werden können. Die Druckbranche ist – im Gegensatz zu anderen Industrien – seit Jahrzehnten Vorreiterin in Bezug auf klimaneutrale und ressourcenschonende Produktion.

Nicht wenige Unternehmen bilanzieren schon seit vielen Jahren ihre betrieblichen Treibhausgasemissionen. Sie implementieren klimaschonende Produktionsprozesse in ihren Unternehmen und gleichen nicht vermeidbare Emissionen durch finanzielle Unterstützung klimaschonender regionaler oder globaler Projekte aus. Welche positiven Auswirkungen betriebliche Maßnahmen zur Ressourcenschonung auf den CO2-Ausstoß einer Druckerei haben können, zeigen wir am praktischen Beispiel der Industriedruck Brandenburg GmbH.

Industriedruck Brandenburg GmbH – ein vorbildlich klimaneutraler Standort

Als Standort des ehemaligen Druckhaus Berlin gehört die Industriedruck Brandenburg GmbH zu einer der umweltverträglichsten Druckereien in Deutschland. Seit vielen Jahren schon ist Industriedruck Brandenburg GmbH nach dem Umweltmanagementsystem EMAS validiert. In der Formatklasse des Unternehmens gibt es keine zweite Druckerei, die diesen Umweltstandard erfüllt. Am Standort des Unternehmens steht die größte Offset-Druckmaschine der Region. Eine 5-Farb-Offsetmaschine + Lack, mit einem Bogenformat von 120 x 164 cm. Seit 2019 ist die Produktion des Unternehmens autark. Von der Druckplatte bis zum geschnittenen Produkt wird alles vor Ort gefertigt. Lediglich die Aufbereitung der Druckdaten und die Arbeitsvorbereitung findet extern statt.

  • EMAS-validiert Als eine der ersten Druckereien in Deutschland ist das Unternehmen seit 2002 und seitdem ununterbrochen mit dem weltweit anspruchsvollsten Umweltmanagementsystem EMAS validiert.
  • Blauer Engel für Druckerzeugnisse 2015 konnte das Unternehmen als Betriebsteil der Druckhaus Berlin als erste Druckerei bundesweit – und in Berlin/Brandenburg bis heute die einzige – die strengen Kriterien des Blauen Engels für Druckerzeugnisse erfüllen (DE-UZ 195). Im Großformat ist es bundesweit dafür der einzige Anbieter. Der Blaue Engel garantiert die Einhaltung höchster Ansprüche an Umwelt-, Gesundheits- und Gebrauchseigenschaften eines Produkts. Kunden und Kundinnen können das Logo Blauer Engel in ihren Printprodukten abbilden und zeigen somit ihr Engagement für Umwelt und Nachhaltigkeit.
  • Verwendung von Biofarben und Biolacken Es werden mineralöl- und kobaltfreie Druckfarben aus nachwachsenden Rohstoffen verwendet. Die Druckfarben entsprechen den Kriterien des Blauen Engel für Druckerzeugnisse.
  • alkoholfreier Druck Produziert wird ohne den Zusatz von Isopropyl-Alkohohl im Feuchtwasser. Dadurch werden die VOC-Emissionen im Drucksaal erheblich reduziert. Die Gesundheitsbelastung der Mitarbeiter sinkt. Positiver Nebeneffekt: Durch feinere Einstellung des Feuchtwassers beim alkoholfreien Druck reduzieren sich die Trockenzeiten der frisch gedruckten Farbe.
  • Umweltfreundliche Prozesslose Druckplatten Durch die Verwendung prozessloser Platten werden keine chemischen Entwickler und Fixierer für die Bearbeitung der Druckplatten benötigt. Zugleich wird auch kein Frischwasser für die Reinigung  und keine Gummierung zum Schutz der entwickelten Platten benötigt. Positive Nebeneffekte: Die aufwändige Reinigung der Entwicklungsmaschine entfällt. Und es wird Energie gespart durch den Wegfall der Trocknung der gummierten Platten. 
  • 100 Prozent Ökostrom Seit vielen Jahren nutzt das Unternehmen ausschließlich Ökostrom. Er wird zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen erzeugt.
  • FSC®-Zertifizierung Seit 2007  FSC®-zertifiziert, die Kunden und Kundinnen dürfen das FSC®-Logo für ihre Printprodukte nutzen. Das Logo signalisiert, dass das Papier des gekennzeichneten Printprodukts aus verantwortungsvoller Waldwirtschaft stammt.
  • Umweltbewusste Beratung Die Kundenberaterinnen und -berater unterstützen aktiv und kompetent bei der Auswahl umweltschonender Materialien und Verarbeitungsprozesse.

Mit diesem Engagement garantiert das Unternehmen eine Druckproduktion, die so umweltschonend und klimaneutral wie möglich ist – ein Anspruch, der von allen Mitarbeitenden getragen wird und das Unternehmen als Vorreiter der Branche ausmacht. Mit den beschriebenen Maßnahmen zur CO2-Reduzierung hat Industriedruck Brandenburg GmbH ein bisher am Standort nicht dagewesenes Niedrig-Niveau erreicht.

  • Klimaneutraler Druck Dabei wird nach der Devise verfahren: vermeiden – vermindern – kompensieren. Dazu wird der gesamte Fußabdruck der Druckerei (veröffentlicht im jährlichen Umweltbericht) gemeinsam mit climatepartner ermittelt und die verbleibenden jährlichen Emissionen (ca. 100 Tonnen CO2) über den Ankauf von Klimazertifikaten vollständig ausgeglichen. Das Unternehmen bietet zudem für seine Kund:innen klimaneutralen Druck an. Die Menge der Emissionen werden dabei auf die jeweiligen Druckaufträge umgerechnet und  Kund:innen können entscheiden, ob sie diese Emissionen durch Teilnahme am Klimaschutzprojekt  Regionale Projekte/Bäume planzen/ Deutschland kompensieren wollen. Der größte Anteil der CO2-Emissionen eines Druckprodukts resultiert aus dem eingesetzten Papier. Hier haben Kund:innen maßgeblichen Einfluss durch die Auswahl eines zertifizierten Papiers mit möglichst geringem CO2-Fußabdruck.

Vergleich der C02-Emissionen bei Industriedruck Brandenburg

Die folgende Tabelle zeigt die Bilanzierung der jährlichen Einsparungen der Co2-Emissionen des Unternehmens vor und nach der Umsetzung der oben genannten Maßnahmen.

CO2-Bilanzierung der
Emissionsquellen Scopes
Bezeichnung CO2-EmissionOhne Maßnahmen, Kg CO2/JahrMit Maßnahmen, Kg CO2/JahrUmgesetzte Maßnahmen
Scope 2Strom379,3930Umstellung auf Ökostrom
Scope 3Prozesslose Druckplatten10.5370Einsparung von Strom, Wasser, Entwickler, Regenerat und Vermeidung der Entsorgung
Scope 3Alkoholfreier Druck2.6610Reduzierung von 3 % auf 0 % IPA-Einsatz.
Scope 3Hilfs- und Betriebsstoffe44.93244.832
Scope 3Anfahrt Mitarbeitende52.52352.523Geplante Maßnahme: Fahrgemeinschaften
Scope 2Wärme19.02219.022Geplante Maßnahme: Abwärmenutzung
Scope 1Fuhrpark4.2214.221Ein Firmen-Pool-Fahrzeug (Stand 2021)
Scope 3Geschäftsreisen514514Bahnreisen (Stand 2021)
Gesamtsumme der CO2-Emission513.803121.112
Scope 3Vorkette Strom, Wärme, Fuhrpark51.86824.421

Bilanzierung betrieblicher Treibhausgasemissionen

Für die Bilanzierung von betrieblichen Treibhausgasemissionen und dem dazugehörigen Berichtswesen wurde in den 90er Jahren von internationalen Verbänden wie dem World Resources Institute (WRI), einer Denkfabrik zum Thema Umweltschutz, und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) ein transnationaler Standard entwickelt – das Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol). Das GHG Protocol gilt als der umfassendste, weltweit angewendete Standard zur Erstellung von Treibhausgasbilanzen. Bei der Einführung der Bilanzierung im Unternehmen werden drei Bereiche von Emissionsquellen (Scopes) festgelegt, sowie die zeitliche Dauer der Bilanzierung und die Organisationgrenzen (Größe des Betriebs, Joint Ventures etc.). Scope 1: Die in diesem Bereich definierten Emissionen stammen aus Emissionsquellen innerhalb des Unternehmens, etwa von Blockheizkraftwerken, Gasheizungen, Kühlgeräten, oder unternehmenseigenen Fahrzeugflotten. Sie bilden die direkten Emissionen, die bei der Leistungserbringung unter Unternehmenskontrolle stehen. Scope 2: Die Emissionen in diesem Bereich entstehen bei der Erzeugung von Energie (Strom und Wärme), die das Unternehmen von außerhalb bezieht. Sie werden als indirekte Emissionen bezeichnet. Scope 3: Hier werden sämtliche übrigen Emissionen erfasst, die entlang der Wertschöpfungskette durch die Unternehmenstätigkeit verursacht werden, aber nicht komplett unter der Kontrolle des Unternehmens stehen: Zulieferung von Produktionsmitteln (Farben, Druckhilfsmittel, Papier), Dienstleistungen, die extern beauftragt werden, Mobilitätsnutzung durch Mitarbeiter:innen. Aus der Betrachtung aller in den drei Scopes definierten Emissionsquellen wird anschließend ein individuelles gesamtheitliches Emissionsprofil des Betriebs erstellt. Dieses dient dann als Grundlage für die Berechnung der Höhe der betrieblichen CO2-Emission sowie der Kosten für Kompensierungszertifikate für Klimaschutzprojekte.

Vermeiden. Vermindern. Kompensieren.

Für die Klimabilanz eines Unternehmens ist jedoch mitentscheidend, welche emissionsreduzierenden Maßnahmen zusätzlich innerbetrieblich umgesetzt werden. Im Bereich Scope 1 kann eine Druckerei wichtige standort- und produktionsbezogene Maßnahmen ergreifen:

  • etwa die Möglichkeit, durch den Einsatz einer Photovoltaikanlage die Menge zugekauften Stroms zu minimieren,
  • oder mit einer Solarthermieanlage die Menge an Gas oder Heizöl zu reduzieren,
  • oder mit Hilfe von Wärmerückgewinnungsanlagen die Abwärme der Druckmaschinen für Heizzwecke zu nutzen,
  • oder alkoholfreiem Druckprozess, durch den Einsatz moderner Mess- und Dosiereinheiten sowie durch spezielle Feuchtmittelzusätze und modifizierte Feuchtwalzen.
  • Isopropylalkohol ist ein sogenanntes VOC also eine hochflüchtige gesundheits- und umweltschädliche Kohlenwasserstoffverbindung, die ähnlich dem Kohlenstoffdioxid klimaschädliche Auswirkungen hat

Auch im Bereich Scope 2 kann ein Unternehmen wichtige standortbezogene Umweltmaßnahmen ergreifen:

  • etwa durch den seit 2015 vom GHG Protocol vorgeschlagenen, marktbezogenen Einkauf von Strom aus zertifizierten erneuerbaren Energien, der für das Unternehmen geringere Emissionen verursacht als der auf Länderebene ermittelte durchschnittliche Emissionsfaktor für den allgemein gängigen Strommix (sog. Graustrom)

Im Bereich Scope 3 stehen einem Unternehmen zudem ebenfalls wichtige externe Möglichkeiten der Einflussnahme bei der Berücksichtigung von Umweltschutzmaßnahmen zur Verfügung:

  • etwa der Einsatz mineralölfreier Druckfarben,
  • die Nutzung biologisch abbaubarer Druckhilfsmittel,
  • der Einkauf von nachhaltig zertifizierten Recyclingpapieren,
  • oder die Wahl emissionsarm produzierender Dienstleister,
  • aber auch die Schulung der Beschäftigten zur ökologisch sinnvollen Nutzung ihrer privaten Mobilität.

Berücksichtig ein Druckunternehmen alle in den Scopes 1 – 3 möglichen Maßnahmen zur Emissionsreduktion, kann es den Faktor der betrieblichen Co2-Emissionen um ein Vielfaches gegenüber Unternehmen senken, die diese Maßnahmen nicht oder nur in geringem Umfang umsetzen. Die Gesamtkosten der CO2-Kompensation durch Klimaschutzzertifikate sinken daher für ein nachhaltig klimaneutral produzierendes Unternehmen entsprechend, denn die Höhe der Kosten für ein Unternehmen richtet sich allgemein an die Verpflichtung:

Die Kosten für Schäden, die durch den Treibhausgasausstoß entstehen, müssen diejenigen tragen, die die Schäden verursachen.

Die Übernahme von Emissionszertifikaten ist daher ein guter Weg, mit dem sich die Menge der Treibhausgase, die ausgestoßen werden dürfen, transparent und nachvollziehbar regeln lässt. Ein weiterer wichtiger Schritt zur Vermeidung betrieblicher Treibhausgasemissionen ist die Umstellung auf  Ökostrom aus regenerativen Quellen. Für Druckereien ist Strom neben Papier der Hauptfaktor bei der Produktion und somit der größte Emissionsverursacher. Daher steigen immer mehr Druckunternehmen zur Vermeidung von Treibhausgasen auf zertifizierten Ökostrom um. Doch hier muss berücksichtigt werden, dass der Stromanbieter korrekt zertifizierten Ökostrom bereitstellt.

Stromzertifikate dienen leider nicht immer der Transparenz

Es gibt viele Möglichkeiten für stromerzeugende Energieunternehmen, sich klimaneutral zu vermarkten. Zum Beispiel kann Graustrom, der aus fossilen Brennstoffen oder Atomenergie produziert wird, ganz legal als Ökostrom angeboten werden, wenn diese Unternehmen ein entsprechendes Zertifikat des Renewable Energy Certificate System (RECS) erwerben. Strom aus erneuerbaren Quellen muss in Europa gekennzeichnet werden. Und für jede Megawattstunde dieses Stroms erhält der Ökostromerzeuger einen zertifizierten Herkunftsnachweis. Diese Zertifikate können im Rahmen des sogenannten „Renewable Energy Certificate System“ (RECS) europaweit gehandelt werden. Das ist in Verordnungen und Gesetzen entsprechend festgelegt. Das RECS ist Teil des europäischen Handels mit Stromzertifikaten. Zertifizierter Ökostrom kann somit von Ökostromproduzenten am nationalen oder internationalen Markt auch an Produzenten von Graustrom verkauft werden, was oft genug der Fall ist, wenn ein Ökostromerzeuger nicht genügend Abnehmer für Ökostrom hat. Graustromproduzenten können somit auch Ökostrom verkaufen. Als Ökostrom (Grüner Strom) wird i.d.R. Strom bezeichnet, der aus regenerativen Energiequellen stammt. Da der Begriff Ökostrom jedoch nicht rechtlich geschützt ist, können ihn Stromproduzenten für den Handel frei benutzen, wodurch das Angebot an Ökostromtarifen in den letzten Jahren stark gestiegen und der Markt dadurch sehr undurchsichtig geworden ist.

Eine Analyse des Umweltbundesamtes kommt zu dem Schluss, dass der Handel mit Ökostrom-Zertifikaten an sich keinen realen Mehrwert für Umwelt und Klima hat.

Welche Ökostromlabels sind empfehlenswert?

Wer also Ökostrom beziehen möchte, ohne Graustromproduzenten zu unterstützen, sollte einen Anbieter mit Ökostrom-Label wählen, der den notwendigen Nutzen für eine reale Energiewende garantiert. Im Gegensatz zu Zertifikaten, die gehandelt werden und sich überwiegend auf die Quellen und die Zusammensetzung des Stroms beziehen, sagen diese Ökostrom-Labels mehr über die Qualität des Ökostroms aus. Denn Stromerzeuger mit Ökostrom-Labels investieren einen bestimmten, von unabhängigen, staatlich anerkannten Gutachtern überprüften Prozentsatz pro verkaufter Megawattstunde in die Förderung nachhaltiger Stromproduktion. Mittlerweile gibt es einige seriöse Stromanbieter, die Energie zu 100 Prozent aus umweltfreundlichen erneuerbaren Quellen wie Sonnenenergie, Windkraft und Wasserkraft herstellen und nicht an Atomkraftwerken, neuen Steinkohlekraftwerken und Braunkohlekraftwerken beteiligt sind:

  • ok-Power Label Grüner-Strom-LabelDie Bürgerwerke
  • EWS SchönauMANN StromÖKOSTROM+
  • GrünstromwerkEnspire Grüner StromBremer SolidarStrom
  • PROENGENOPolarsternGreenpeace Energy
  • Fare Trade PowerNaturstromPROKONLichtblick

Klimaneutral gedruckt auf Kundenwunsch

Die Klimaneutral gedruckt-Zertifizierung eines Druckunternehmens durch Beratungsfirmen wie natureOfficemyclimateSWISS CLIMATE, ClimatePartner, oder die CO2 Klimainitiative des Bundesverbands Druck & Medien (BVDM) wird von allen nach dem beschriebenen Prinzip der Treibhausgas – Bilanzierung umgesetzt. Neben der Zertifizierung des Unternehmens bieten die genannten Firmen auch den Handel mit Zertifikaten für Klimaschutzprojekte an. Dabei prüfen unabhängige internationale Institutionen, wie der WWF, oder die in Amerika ansässige Organisation Verra, Nutzen und Qualität der angebotenen Klimaschutzprojekte und zertifizieren diese nach einem Standard. Die zwei weltweit verbreiteten Standards sind hierfür der Verified Carbon Standard (kurz VCS) und der Gold Standard. Beide erfüllen die vom Kyoto-Protokoll geforderten Kriterien und Auflagen.

Bewertungsstandards von Klimaschutzprojekten

Der Verified Carbon Standard (VCS-Zertifikat) wurde 2005 gegründet und ist der am weitesten verbreitete Qualitätsstandard zur Validierung und Verifizierung von freiwilligen Emissionsminderungen. Neben der dauerhaften klimaschützenden Auswirkung müssen die unterstützten Projekte auch das jeweilige Land nachhaltig in seiner Entwicklung fördern. Die Emissionsminderungen aus Projekten, die das VCS-Zertifikat tragen, müssen von unabhängigen Dritten geprüft, einzigartig, transparent und nachhaltig berechnet sein. Der Gold Standard wurde 2003 vom WWF und anderen Umweltschutzorganisationen entwickelt, um die ökologische und soziale Nachhaltigkeit der Klimaschutzprojekte sicherzustellen. Er gilt als der weltweit strengster Standard im freiwilligen Emissionshandel. Nur Projekte, die nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasen führen und gleichzeitig gut für die lokale Umwelt und die sozialen Belange der Bevölkerung sind, werden durch den Gold Standard von unabhängigen Gutachtern zertifiziert.

Auswahl von Klimaschutzprojekten

Die genannten Beratungs- und Zertifizierungsfirmen bieten eine große Auswahl an Klimaschutzprojekten an. Alle Projekte sind nach dem beschriebenen VCS-Standard, oder den Gold Standard zertifiziert. Druckereien, die klimaneutral zertifiziert sind, können sich aus dem Projekteportfolio der für sie zuständigen Beratungsfirma, das für ihr Unternehmen passende Klimaschutzprojekt aussuchen.

  • myclimate entwickelte bislang über einhundert Klimaschutzprojekte in rund dreißig Ländern. Diese dienten nicht allein dem Schutz des Klimas, sondern sind ganzheitlich nachhaltig angelegt.
  • SWISS CLIMATE betreut Projekte in der Schweiz, Lateinamerika, Europa, China und Russland.
  • ClimatePartner bietet weltweit über alle Kontinente und Staaten Projekte an.
  • CO2 Klimainitiative des Bundesverbands Druck & Medien verwaltet Projekte, in Mali, Costa Rica, Türkei, Indien und Afrika.
  • natureOffice bietet Projekte aus Deutschland, Österreich, Niederlande, Togo an.

Neben dem Ankauf von Klimaschutzzertifikaten über die genannten Beratungsfirmen, kompensieren manche Druckereien ihre Emissionen selbst, etwa durch Ausgleichszahlungen an regionale oder eigene Projekte. Das Unternehmen Industriedruck Brandenburg in Wustermark unterstützt das Klimaschutzprojekt Regionale Projekte/Bäume pflanzen/Deutschland, www.climatepartner.com/16127-2112-1001, die bonitasprint gmbh in Würzburg unterstützt das Klimaschutzprogramm im Bioreservat Rhön. Die österreichische Druckerei Janetschek in Heidenreichstein in Niederösterreich kompensiert ihre Emissionen durch Unterstützung eines Humusaufbauprojekts vor Ort.

Höhe der Kosten von Klimaschutzzertifikaten

Der Preis, der für ein Zertifikat bezahlt werden muss, wird stark von der Qualität und Größe eines Klimaschutzprojektes beeinflusst. Daher kann es zu erheblichen Preisschwankungen auch innerhalb eines Zertifikatstandards kommen. Weitere Einflussfaktoren sind das Alter der Zertifikate (Gründungsdatum des Projekts) sowie die Höhe der Nachfrage nach bestimmten Projekttypen oder Standorten. Auch das Volumen, das gekauft wird, ist ausschlaggebend. Wie im Groß- und Einzelhandel auch, wird der Stückpreis günstiger, wenn große Mengen aufgekauft werden. Der Preis eines Kompensationszertifikats setzt sich daher aus vielen Faktoren zusammen. Der Verified Carbon Standard hat momentan in Deutschland einen Marktanteil von 20 Prozent und unterliegt einer Preisspanne von 10 – 50 Euro pro Tonne emittiertem Treibhausgas. Der Marktanteil des Gold Standards liegt in Deutschland bei 73 Prozent, die Preisspanne ebenfalls bei 10 – 50 Euro pro Tonne emittiertem Treibhausgas. Die Mehrkosten, die ein Printbuyer für ein klimaneutral hergestelltes Druckprodukt zu bezahlen hat, setzten sich somit aus den Zertifikatskosten des jeweiligen Klimaschutzprojektes, für das sich ein Druckunternehmen entscheidet sowie der individuellen Emissionsbilanz der jeweiligen Druckerei zusammen. Im Durchschnitt liegen die Mehrkosten für ein klimaneutrales Druckprodukt bei etwa 1 – 2 Prozent.

Die Zukunft: Verbindlicher Klimaschutz durch das Bundes-Klimaschutzgesetz

Am 24.06.2021 hat der Deutsche Bundestag ein neues Bundes-Klimaschutzgesetz (KSG) beschlossen. Um die Erreichung der neuen Klimaziele zu unterstützen hat die Bundesregierung zusätzlich für 2022 ein Klimaschutzsofortprogramm verabschiedet. Bis 2040 müssen die Treibhausgase um 88 Prozent gemindert und bis 2045 die Treibhausgasneutralität verbindlich erreicht werden. Auch die Vorgaben zur Reduktion der Treibhausgasemissionen in den einzelnen Sektoren (Energiewirtschaft, Industrie, Gebäude, Verkehr Landwirtschaft und Abfall) wurden verschärft. Darüber hinaus wurde erstmals ein verbindliches Ziel für natürliche Senken, also die Bindung von CO2 durch Wälder oder Moore, festgelegt. Mit dem Sofortprogramm werden in den kommenden Jahren rund 8 Milliarden Euro zusätzlich für Klimaschutzmaßnahmen in allen Sektoren zur Verfügung gestellt. Dabei stehen vor allem die Sektoren Industrie, Energiewirtschaft und Gebäude im Mittelpunkt. Die Maßnahmen in diesen Sektoren haben ein Gesamtvolumen von knapp 6,5 Milliarden Euro. Zusätzliche Mittel fließen unter anderem in die Bundesförderung energieeffiziente Gebäude (BEG), das Investitionsprogramm Stahlindustrie und das Programm Dekarbonisierung der Industrie.

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Guido Rochus Schmidt

Guido Rochus Schmidt

Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.

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Klimapositivität
​Klimaneutral war gestern, denn der Zeitpunkt an dem sich der Klimawandel verselbständigt, wird schon bald erreicht sein. Die Erderwärmung wird erst dann wieder zum Stillstand kommen, wenn es gelingt, das Gleichgewicht zwischen Ausstoß und Senkung von Treibhausgasen nicht nur zu neutralisieren, sondern ins Positive zu wandeln. Klimapositivität ist daher das Gebot der Stunde,

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