Green Horizons Award
Das verbindet Kanada, Paraguay und Braunschweig

Nachhaltigkeit geht weit über konkreten Umweltschutz hinaus und kombiniert ökologische, wirtschaftliche und soziale Belange. Der Green Horizons Award wird von der Oeding-Unternehmensgruppe gestiftet und würdigt kritische Dokumentarfilme. Für die oeding print GmbH ist dies Teil einer klar strukturierten und wirkungsvoll nachhaltigen Agenda.

Green Horizons Award
Der Filmemacher Martin Boudot (links) erhält im Rahmen des 33. Internationalen Filmfestival Braunschweig den Green Horizons Award für den Dokumentarfilm “Green Warriors: Paraguay´s Poisoned Fields” . Die Trophäe wurde durch Roland Makulla (rechts), Umwelt- Qualitäts- und Projektmanager bei der oeding print GmbH, überreicht. Bildquelle: Internationales Filmfest Braunschweig e.V.

Komplexe Prozesse, soziales Engagement und Umweltschutz sind elementar zusammenwirkende Bausteine der Nachhaltigkeit – auch bei der nachhaltigen Medienproduktion. Dabei geht es im Wesentlichen um konkreten Umweltschutz, mit Fokus auf Material, Energie und auf die Produktionsmittel. Die Nachhaltige Medienproduktion umfasst aber noch weit mehr als Strom aus regenerativen Quellen, die Verwendung von Recyclingpapieren bzw. die Vermeidung, Reduzierung oder den Ausgleich von CO2-Emissionen:

Nachhaltigkeit ist mehr als die Umsetzung umweltgerechter Maßnahmen

Die Interaktion zwischen lokalen, regionalen, nationalen, internationalen und selbst globalen Bemühungen bei der Erreichung von nachhaltigen Zielen, ist ein besonderes Merkmal bei der nachhaltigen Medienproduktion. Es geht um die effiziente und wirkungsvolle Steuerung durch klar definierte Prozessschritte. Die Verbindung zwischen solchen lokalen betrieblichen Maßnahmen des Umweltschutzes und den nächst größeren Instanzen wie Staaten und schließlich auch Staatengemeinschaften ist charakteristisch.

a) Gemeinsame Standards

Prozesse, Normen und Regeln funktionieren gewissermaßen wie Keilriemen zwischen diesen Instanzen. Daten werden getauscht, Benchmarks über Verbände ermöglicht. Zum Beispiel EMAS (Eco Management and Audit Scheme), auch als EU-Öko-Audit bekannt: Ein Umwelt-Managementsystem, das auf strukturierten Prozessen basiert und gemeinsame Standards definiert – bei uns und auch sonst überall in der EU.

Jedem Akteur ist bewusst, dass Umweltschutz nur in globalen Dimensionen wirken kann – dahingehend sind internationale Reglements wichtig, denn

auch der Klimawandel ist ein globales Ereignis.

Zudem ist die globalisierte Wirtschaft längst schon Realität. Fast jeder Mensch auf der Welt trägt Produkte der Globalisierung bei sich. Die Digitalisierung, besonders das Internet, verdeutlichen, wie nah selbst ferne Orte plötzlich sind.

So geht auch die qualifizierte Nachhaltige Medienproduktion folgerichtig über den lokalen, betrieblichen Umweltschutz hinaus und umfasst alle Bereiche von Gesellschaft, Politik und Wirtschaft – sie verbindet wirtschaftliche, soziale und ökologische Belange auch in überregionalen Dimensionen. In etwa vergleichbar mit dem Erfolgsmodell der sozialen Marktwirtschaft, der wir in Deutschland sehr viel zu verdanken haben, wird dieser globalen Dimension in der Deutschen Politik Rechnung getragen –

mit Blick auf eine globale, nachhaltige Marktwirtschaft.

In Deutschland hat der Parlamentarische Beirat für nachhaltige Entwicklung, PBnE, die Nachhaltigkeitspolitik beständig weiterentwickelt, indem er das Bewusstsein für die Nachhaltigkeit bei allen politischen Entscheidungen schärft. Der Rat begleitet die Nachhaltigkeitspolitik der Bundesregierung auf nationaler, europäischer sowie auf globaler Ebene der Vereinten Nationen (UN, United Nations). Im Fokus dieser Politik steht die Agenda 2030, die sogenannten Sustainable Development Goals (SDGs):

17 Ziele für nachhaltige Entwicklung, die 2015 von allen Mitgliedstaaten, also quasi allen Staaten der Welt, verabschiedet wurden. Ein gemeinsamer Entwurf für Nachhaltigkeit, Wohlstand und Menschenrechte. Mit der Weiterentwicklung der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie hat die Bundesregierung dieser globalen Agenda vollumfänglich Rechnung getragen und sämtliche Ziele in Sachen Nachhaltigkeit darauf ausgerichtet.

Ein Abgrenzungsmerkmal zum Greenwashing in der Druckbranche ist, dass sich qualifiziert nachhaltige Mediendienstleister zu diesem Geist der Gemeinsamkeit bekennen: Vor Ort, im lokalen Umweltschutz der eigenen Betriebe und durch Anerkennung klar definierter, teils international relevanter Standards. EMAS oder auch die DIN ISO-Normen 14001 (Umwelt-Management), 50001 (Energie-Management), der Blaue Engel DE-UZ-195 (nicht nur Papier, sondern eine jeweilig vollständige Produktzertifizierung), sind Mechanismen für mehr Umweltschutz. Auf nationaler Ebene, häufig aber auch mit internationaler Fokussierung (EU).

Trotz aller berechtigter Kritik und Rückschläge ist dieser gemeinsame Weg aller Staaten die einzig greifbare Chance für globale Veränderungen.

Roland Makulla, Umweltmanager oeding print GmbH

Umwelt-, Qualitäts- und Projektmanager bei der oeding print GmbH, Roland Makulla, hat die nachhaltige Orientierung des Unternehmens von Beginn an begleitet und forciert. Das Bild von 2016 zeigt einen Ausschnitt der Umweltauszeichnungen des Unternehmens. Bildquelle: Fotograf Peter Sierigk i. A. von oeding print GmbH.

Diese Spielregeln garantieren für deutsche und teilweise bereits auch für internationale Mediendienstleister einen fairen Handel, Vergleichbarkeit und Reflektion durch Benchmarks. Für Drucksacheneinkäufer entsteht Verlässlichkeit. Durch regelmäßige Validierungen (Auditierungen bei den Druckdienstleistern) und die Pflicht, Umweltberichte zu veröffentlichen, entsteht

Transparenz, Glaubwürdigkeit und Vertrauen.

Greenwasher sind dahingehend Separatisten, die beim Umweltschutz zumeist nicht über ihre eigene Region hinausdenken mögen. Die Kooperation verschiedener Instanzen wird nicht mitgetragen – zertifizierte und auditierte Prozesse nicht anerkannt. Greenwasher scheuen den finanziellen und personellen Aufwand. Sie entziehen sich somit häufig jeder Kontrolle oder Berichterstattung mittels eigener, öffentlich zugänglicher Umweltberichte, wie sie zum Beispiel das Öko-Audit-System der Europäischen Union (EMAS) verlangt.

Schließlich sind sämtliche Aussagen zum Umweltschutz, wie der generelle Einsatz von Recyclingpapier, aus Kundensicht höchst intransparent.

Selbst wenn diverse Headlines stimmten, mit denen Greenwasher sich gerne als hochwertige, umweltfreundliche Dienstleister darstellen, bleiben die Maßnahmen faktisch weit hinter dem ganzheitlichen Ansatz der qualifizierten, nachhaltigen Medienproduktion zurück:

Die erfasst nämlich sämtlich Potenziale des betrieblichen Umweltschutzes, etwa den Chemie- oder Wasserverbrauch, bauliche Maßnahmen, Druckhilfsmittel und vieles mehr. Durch zusätzlich lokalisierte Synergieeffekte zwischen allen Einzelmaßnahmen, kann sich ein tiefgreifender Umweltschutz entfalten. In Summe ist das viel mehr als nur möglicherweise durchgeführte Einzelmaßnahmen, die sich nicht prüfen lassen. Denn so bleibt es

Umweltschutz-Poesie mit geringer Substanz.

Der Aktionismus von Greenwashern ist auffällig unstrukturiert – ohne Agenda. Ohne öffentliche, transparente Umweltberichte wird den Kunden abverlangt, zu glauben, was in eigener Regie, quasi nach Lust und Laune, veröffentlicht wird.

b) Soziales Engagement: Mission Statements

Auch soziale Projekte werden eher wahllos, jedenfalls ohne erkennbare Mission Statements, unterstützt. Im Greenwashing steht der Effekt im Fokus. Heute hier ein Scheck, morgen dort. Wie beim Umweltschutz, sind die Motive und Details unzureichend kommuniziert: ohne Leitmotiv, das einem tieferen Sinn und Zweck folgt.

Demgegenüber ist qualifiziertes, nachhaltiges soziales Engagement langfristig angelegt, wird detailliert und nachvollziehbar kommuniziert und ist mit weiteren Aktivitäten eines Unternehmens verbunden. Es braucht keine besondere Expertise, um die Unterschiede zwischen Marketing und Leidenschaft zu erkennen. Es geht nicht um Nuancen, sondern um wesentliche Unterschiede:

Braunschweig International Filmfestival

Kunst und Kultur sind Ausdruck des menschlichen Daseins. Die Auseinandersetzung mit Kunst und Kultur verweist auf die Vergangenheit und den Umgang mit überbrachten Werten. Sie hat zugleich eine zukunftsgerichtete Dimension mit Visionen einer künftigen Gesellschaft. Dem Sinn und Zweck von gesellschaftlichem, sozialen Engagement kommt eine zentrale Rolle zu.”
(Deutscher Kulturrat)

Nachhaltige Kunst- und Kulturförderung

Die Beweggründe für Engagement in der Kunst- und Kulturförderung kommuniziert die oeding print GmbH so nachvollziehbar und verständlich, wie die Maßnahmen im Umweltschutz und verbinden beides logisch miteinander:

1. Der Braunschweiger Mediendienstleister zählt zu den nachhaltigsten Druckereien in Europa. Das Unternehmen ist nach den vorgenannten Umweltstandards wie EMAS und DE-UZ 195 (Blauer Engel) zertifiziert und arbeitet mit integrierten Umwelt- und Energiemanagement-Systemen. Erst vor wenigen Jahren ist ein neues Produktions- und Verwaltungsgebäude errichtet worden – in Bezug auf Energie ist dieses Gebäude Deutschlands erste Null-Emissions-Druckerei.

Roland Makulla, Umwelt- Qualitäts- und Projektmanager, ist in puncto Nachhaltigkeit häufig ein Vordenker. Ihm ist es u. a. zu verdanken, dass es endlich einen anerkannten Standard für die Produktion von veganen Drucksachen gibt. Damit ist es künftig nicht mehr möglich, nur teilweise vegane Drucksachen als vollwertig vegan zu vermarkten. Ein großer Schritt zu mehr Transparenz und Sicherheit für Einkäufer von Printprodukten.

Stiftung des Green Horizons Award

2. Der Raubbau an der Natur, zum Beispiel die zunehmende Rodung von wertvollem Regenwald, die Verschmutzung der Weltmeere oder Umweltverbrechen bei der Förderung fossiler Energieträger, sind die Schattenseiten der neoliberalen Globalisierung. Produkte aus dem Welthandel enthalten nicht selten gesundheitsschädliche Inhaltsstoffe, sind toxisch oder sorgen am Ort ihrer Erzeugung für lebensbedrohliche Situationen. So nahe wie eine plötzlich auftretende Virus-Pandemie aus Fernost, sind uns viele Produkte im Supermarkt schon seit Jahren – manchmal sogar bedrohlicher als die Gefahren durch ein neuartiges Virus.

Green Horizons Award

Das Braunschweig International Filmfestival wurde 1987 von 20 Hochschulstudenten gegründet und erreicht jährlich rund 28.000 Besucher. Die generelle Idee des Festivals ist Europäisches Kino auf hohem Niveau. Bildquelle: Patrick Slesiona/Filmfestival Braunschweig.

Mission Statement der oeding print GmbH

Der von der oeding print GmbH initiierte und gestiftete Green Horizons Award zielt in diese Richtung. Eine Jury würdigt Filme, die das größte Potenzial haben, Menschen zu einer Veränderung von Verhalten, Gedanken oder der Einstellung im Interesse einer nachhaltigen Entwicklung zu bewegen. Filme also, die zeigen, wie nahe uns allen diese globalen Zusammenhänge sind.

Sinn und Zweck sind, zu veranschaulichen, warum Nachhaltigkeit zwar konkreter, regionaler Umweltschutz ist – der Wirkung willen aber nicht isoliert, sondern als Teil einer zunehmend globalen Agenda. Es ist wichtig, eine ebenso global organisierte institutionelle Allianz zu fördern, die Ziele für eine weltweite und nachhaltige Entwicklung forciert und der neoliberalen Globalisierung zumeist vermittelnd, aber auch fordernd gegenübersteht, wie etwa die UN und ihre Organisationen.

Die Nachhaltigkeitsziele der UN sind ein Weltzukunftsvertrag.

Der Green Horizons Award ist eingebettet in das Braunschweig International Filmfestival, das 1987 von 20 Hochschulstudenten gegründet wurde und jährlich rund 28.000 Besucher erreicht. Die generelle Idee des Festivals ist europäisches Kino auf hohem Niveau. Herausragende Filme werden in verschiedenen Kategorien prämiert.

Preisverleihung 33. Braunschweiger Filmfestival

Preisverleihung verschiedener Awards im Rahmen des Braunschweiger Filmfestivals 2019. Rechts im Bild Martin Boudot, Gewinner des Green Horizons Award. Bildquelle: Patrick Slesiona/Filmfestival Braunschweig.

DER HEINRICH ist der Publikumspreis für europäische Debütfilme. Der deutsch-französische Jugendpreis KINEMA sowie der Hauptpreis DIE EUROPA zeichnen herausragende darstellerische Leistungen und Verdienste um die europäische Filmkultur aus. Mit dem SCHWARZEN LÖWEN werden Filme prämiert, die visuell oder thematisch experimentell sind und die Filmemacher damit gewisse Risiken eingehen.

Gewinner des Green Horizons Award 2018 und 2019

Die Themen der Filme, die bisher mit dem Green Horizons Award ausgezeichneten wurden, betreffen uns alle unmittelbar: Als Konsumenten oder auch Drucksacheneinkäufer. Roland Makulla vom Stifter oeding print GmbH ist selbst Mitglied der Jury.

2018: Dark Eden

Ein Dokumentarfilm, der die Zuschauer an einen Ort führt, dessen Bewohner eine offensichtliche Verseuchung ihrer heimischen Umwelt wohl oder übel ausblenden. Oder einfach nicht sehen, was sie im Grunde doch wissen. Die deutsche Filmemacherin Jasmin Herold und ihr kanadischer Filmpartner Michael Beamisch berichten vom Leben in Fort Mc Murray, einer Stadt in der kanadischen Provinz Alberta. Die Protagonisten des Films sind entweder aus Profitgier oder Alternativlosigkeit Teil dieser Maschinerie, die dort Ölsande in gigantischem Umfang abbaut –

als mittlerweile größtes Industrieprojekt der Welt.

Auf einer Fläche der Größe Englands (142.000 Quadratkilometer) liegt hier das drittgrößte Ölvorkommen weltweit im Sand. Fast alle Ölkonzerne wollen mitverdienen. Um das Öl vom Sand zu trennen, werden große Mengen Chemikalien verbraucht. So entstanden lebensbedrohliche Verunreinigungen im Abwasser. Quecksilber, Arsen oder Kadmium werden in riesigen Kläranlagen gelagert und sickern kontinuierlich ins Grundwasser. Der Film erzählt von Glücksrittern und verzweifelten Optimisten, die auf verschiedene Weise zu den kleinen Profiteuren der übermächtigen Ölindustrie zählen.

Die oeding print GmbH stiftet den Filmpreis Green Horizons Award seit 2018. Der Dokumentarfilm DARK EDEN, unter der Regie von Jasmin Herold (2. v. l.) und Michael Beamish (links), war der erste Gewinner dieses Preises. In der Mitte: Geschäftsführerin der oeding print GmbH, Frauke Oeding-Blumenberg. Bildquelle: Filmfest Braunschweig. Bildquelle: Patrick Slesiona/Filmfestival Braunschweig.

Damit bringt der Film ein Stück Selbsterkenntnis auf die Leinwand. Er ist ein wertvoller Beitrag, auch um die dunkle Seite der Globalisierung zu verinnerlichen. Jasmin Herold erinnert sich: „Es wollte keiner mit uns sprechen, weil die Repressalien dieser Industrie existenzgefährdend sind – bei jeglicher Kritik wirst du ja sofort gefeuert“. Ein Ende des Öl-Abbaus hätte jedoch tiefgreifende Auswirkungen, denn durch die Einnahmen werden Schulen, Krankenhäuser und Theater finanziert. Damit zeigt der Film ein Prinzip, das wir alle mehr oder weniger kennen. „Wir nehme uns da nicht aus. Fast alle von uns fahren regelmäßig Auto und fliegen in den Urlaub. Wir kaufen Artikel aus Kunststoff.

Moral muss man sich leisten können,“

so die Deutsche und der Kanadier, die hoffen, mit dem Film möglichst viele Menschen zum Nachdenken zu bringen. Die Arbeit in Fort Mc Murray wurde 2016 übrigens durch die größten Waldbrände der kanadischen Geschichte beendet – jedes zehnte Haus im Ort wurde zerstört. Paradox, wie unmittelbar sich Ursache und die Folgen hier gegenüberstehen: Die Waldbrände, die in derart historischen Dimensionen durch den Klimawandel entfacht werden und dann die Ursache des Klimawandels, nämlich die Verbrennung fossiler Brennstoffe wie Öl.

2019: Green Warriors: Paraguay’s Poisoned Field

Der Film handelt vom Soja-Anbau und dadurch vergifteten Feldern in Paraguay. Die Dokumentation zeig, dass nicht nur in Brasilien der Regenwald für die Gewinnung von immer mehr industrieller, landwirtschaftlicher Flächen in Brand gesetzt wird. Eine weitere Geschichte, die auf die dunkle Seite der Globalisierung verweist.

Der französische Filmemacher Martin Boudot beleuchtet in seinem Film die globalen Produktions- und Vertriebsketten in Bezug auf den Soja-Anbau. Sein Fokus liegt auf den damit verbundenen Konsequenzen für Menschen, Tiere und die Umwelt. Der Film dokumentiert, wie sehr die Landbevölkerung in Nähe der industriellen Nutzflächen unmittelbar betroffen ist. Direkt neben ihren Wohnhäusern werden die Soja-Felder mit hoch toxischen Insektiziden und Herbiziden eingenebelt. Erschütternd, denn manche Kinder und Tiere sterben danach quasi auf der Stelle, andere leiden aufgrund einer DNA-Schädigung unter diversen Behinderungen.

Green Horizons Award

Martin Boudot (link im Bild) erhält im Rahmen des 33. Internationalen Filmfestival Braunschweig den Green Horizons Award für den Dokumentarfilm „Green Warriors: Paraguay´s Poisoned Fields“. Überreicht von Roland Makulla (rechts im Bild), Umwelt- Qualitäts- und Projektmanager bei der oeding print GmbH. Bildquelle: Patrick Slesiona/Filmfestival Braunschweig.

Der französische Journalist schickte Pflanzenproben ins Labor und veranlasste gemeinsam mit einer Ärztin eine Reihe von Untersuchungen bei betroffenen Kindern. Mit diesem Beweismaterial gingen sie an die Öffentlichkeit. So werden nicht nur die Missstände dokumentiert, sondern auch künftige Handlungsgeschehen positiv beeinflusst. Der Film schärft den Blick für globale Zusammenhänge, denn 80 Prozent des importierten Sojas werden auch in der EU als Tierfutter verwendet – leider auch für sogenannte Bio-Druckfarben, bei denen Mineralölanteile des Bindemittels durch Lein- oder Sojaöl ersetzt wird.

Billiges Fleisch kostet also längst nicht nur den Preis, den wir an der Kasse im Supermarkt zahlen.

Vielmehr sind die beschriebenen menschenverachtenden und lebensbedrohlichen Anbaumethoden, massive Umweltzerstörungen vor Ort, die Beschleunigung des Klimawandels, aber auch die hiesige Tierquälerei durch Massentierhaltung und die Folgen der Gülleschwemme Teil der Gesamtrechnung. Die Konsequenzen bekommen wir auch in Deutschland bereits unmittelbar zu spüren. Durch die Nitratbelastung unseres Grundwassers und durch zunehmende Dürren steigen die Wasserpreise hierzulande seit Jahren.

Hinzu kommt, dass die giftigen Substanzen, die in Paraguay versprüht werden, zwar in Europa schon längst nicht mehr zugelassen sind. Doch landen diverse Gifte häufig über die Nahrungskette schließlich doch auf unseren Tellern. Profiteure dieser Monokulturen, dem sogenannten „Paraguay´s Gold“, sind insbesondere Chemie-Konzerne und weltweit agierende Lebensmittelkonzerne. Die Produktion von Düngemitteln verbraucht Unmengen an Öl.

Ungewollt begegnen sich die beiden Filme damit sogar konkret thematisch, ganz abgesehen von der Schnittmenge in Bezug auf die Gefahren der neoliberalen Globalisierung.

Hoffnung am grünen Horizont

Beide Film schärfen das Verständnis von globalen Prozessen, mit unmittelbaren, vielschichtigen Auswirkungen auf unseren eigenen Lebensraum. Zugleich machen die Dokumentationen Hoffnung: Solchen Beiträgen ist es zu verdanken, dass immer mehr Verbraucher in Deutschland und der Welt aus ethischen und gesundheitlichen Gründen auf Fleisch verzichten. Oder auf Fleisch aus der Massentierhaltung, mit der Bereitschaft, einen deutlich höheren Preis für faire, nachhaltige Produkte zu zahlen. Der Veggie-Boom zeigt, dass sich die Welt zwar nicht sofort, aber mittelfristig spürbar verändern kann. So wird die Massentierhaltung sehr wahrscheinlich langsam, aber sicher zu großen Teilen verdrängt.

Die Dokumentationen verdeutlichen, wie wichtig eine institutionelle, legislative Globalisierung ist, um das Gleichgewicht zugunsten der Menschen, des Klimas und einem vernünftigen Umgang mit Ressourcen zu forcieren. Große Erfolgsgeschichten beginnen meistens bei uns Konsumenten. So ist der Green Horizons Award ein wohl überlegter, gesellschaftlicher Beitrag der oeding-Unternehmensgruppe für mehr Verständnis gegenüber einer globalen, fairen und nachhaltigen Marktwirtschaft, der weltweit immer mehr Unternehmen folgen.

Um selbst etwas zu bewegen, ist der Kauf von Produkten und Dienstleistungen bei Unternehmen, die qualifiziert nachhaltig handeln und produzieren, elementar.

Quellen:

Trailer: Dark Eden

Trailer: Green Warriors: Paraguay’s Poisoned Fields

Website: oeding print GmbH

 

 

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Jürgen Zietlow

Jürgen Zietlow

Datenanalyst, Fachjournalist, Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation

Autor, Fachjournalist, Blogger, Umwelt-Lobbyist | 2005 bis 2017 Chefredakteur des Fachmagazins MEDIEN | seit 2010 Unternehmensberater für nachhaltige Kommunikation, Social Monitoring und Social Media | Entwickler der LineCore-Methode® (Recherche- und Redaktionssystem).

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Lobbyismus gegen Nachhaltigkeit
Die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Ausbau der Industrialisierung, die Ignorierung der Umweltverschmutzung durch naturschädliche Nahrungsmittelproduktion und die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe hält unverändert an. Daher werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht sein.

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