Feminine Resilienz
Weibliche Ressourcen der Nachhaltigkeit

Die Unterrepräsentanz von berufstätigen Frauen in ranghohen Positionen ist nach wie vor ein strittiges Thema in der Gesellschaft und der Politik. In Wissenschaft und Forschung war der Fokus bisher mehr darauf gerichtet, wodurch Frauen der berufliche Erfolg verwehrt wird, wo strukturelle Barrieren oder persönliche Faktoren einen hinderlichen Einfluss haben.

von | Januar 2025 | Allgemein | 0 Kommentare

Frauenpower für Nachhaltigkeit
Drei nachhaltig orientierte Frauen richten ihre Blicke hinaus auf die Weite des Meeres, Bildquelle Pixabay
Drei nachhaltig orientierte Frauen richten ihre Blicke hinaus auf die Weite des Meeres, Bildquelle Pixabay

Dieser bislang eher defizitär orientierte Blick auf gut qualifizierte und erfolgsmotivierte Frauen vernachlässigte die Frage nach den Ressourcen und Kompetenzen von Frauen, die beruflich erfolgreich geworden sind. Dabei wurde die Frage nach Erfolgsfaktoren für Frauen mit Behinderung überhaupt nicht gestellt. In einer Untersuchung mit qualitativen Interviews wurde nach den Ressourcen von Frauen mit und ohne Behinderung gefragt und ihre Kompetenzen, Strategien und die Relevanz von sozialen Beziehungen ermittelt.

Was bedeutet es für Frauen mit oder ohne Behinderung, beruflich erfolgreich zu sein? Über welche Kompetenzen verfügen sie? Wie gestalten sie soziale Beziehungen und welche Strategien wenden sie an? Welche Empfehlungen geben sie anderen Frauen, Arbeitgeber:innen, bzw. Organisationen und Unternehmen?

Die Frage, warum Nachhaltigkeit in Positionen mit wenig offizieller Kontrolle hauptsächlich Frauensache ist, lässt sich auf die Stellung von Frauen im kapitalistischen Patriarchat zurückführen. Es lagert jede Form des Kümmerns systematisch an sie aus und ignoriert gleichzeitig, dass oftmals inoffizielle Aufgaben für ein würdevolles Leben genauso notwendig sind, wie für eine dauerhafte Existenz, die angesichts der Klimakrise eine bestimmbare Zukunft haben kann.

Futurewoman

 Die weiblichen Stärken sind im Kampf gegen den Klimawandel essenziell. Diese These, die von Futurewoman aufgestellt wurde, soll dazu anregen, auch weibliche Talente mehr auf individueller Ebene im Berufsleben einzusetzen. Unternehmen müssen daher individuelle Karrieren für Frauen ermöglichen, um ihre Stärken besser zu fördern, damit sie sich im Kampf gegen den Klimawandel wappnen können.

Futurewoman macht Frauen beim Thema der Nachhaltigkeit sichtbar und fördert sie in ihren Karrieren. Ziel ist es, mehr Expertinnen der Nachhaltigkeit auf die Bühnen und in die Medien zu bringen. Mit futuretalks und der futureacademy trägt Futurewoman dazu bei, dass mehr Frauen in Entscheiderinnen-Positionen gelangen, wo sie dann im Sinne der Nachhaltigkeit agieren können.

(Futurewoman von links nach rechts: Julia Selle – Geschäftsführerin Stiftung Hilfe mit Plan, Ines Imdahl – Geschäftsführerin & Inhaberin Rheingold Salon, Rebecca Göckel – Geschäftsführerin von NoMoo, Janine Steeger, Christine Schneider, Dr. Simone Rudolph & Simone Wamsteker / Bildquelle: Futurewoman Tina Umlauf)

Frauen leben definitiv nachhaltiger

Nicht erst seit Fridays for Future und ihren prominenten weiblichen Akteur:innen fällt auf: Beim Nachhaltigkeits-Thema sind Frauen wichtige Entscheiderinnen. Sie interessieren sich stärker für Nachhaltigkeit, Umwelt- und Klimaschutz und spiegeln das auch in ihrem Konsum wider: biologische, regionale und gesündere Produkte werden bevorzugt, denn gerade im Bereich der Ernährung sind Qualität und Biodiversität wichtig.

Mit knapp 64 Prozent gegenüber 36 Prozent führen deutlich mehr Frauen als Männer einen Lifestyle, der dezidiert auf Gesundheit und Nachhaltigkeit ausgelegt ist. Dazu gehört, dass deutlich mehr Frauen als Männer sich vegetarisch oder vegan ernähren und zu Secondhandkleidung greifen. Daher wird laut einer im Jahre 2018 in Großbritannien durchgeführten Studie von einer Eco Gender Gap gesprochen, da festgestellt wurde, dass Frauen mehr Wert auf Nachhaltigkeit legen und eher bereit sind, sich umweltfreundlich zu verhalten.

Entsprechende Studien und Erhebungen, die sich mit diesem Thema beschäftigen, werden allerdings dafür kritisiert, dass sie einerseits die klassische Mann-Frau-Binarität, andererseits auch einen vermeintlichen Unterschied zwischen der Frau im Globalen Norden (aufgeklärte, bewusste Konsumentin) und im Globalen Süden (passive Verbraucherin) rekonstruieren und bestätigen. In der Forschung sind intersektionale Perspektiven bisher selten – die Analysen bleiben oft bei der Feststellung der Unterschiede von Männern und Frauen bezüglich des nachhaltigen Verhaltens stehen.

Obwohl sie deutlich weniger verdienen als Männer, übernehmen Frauen nach bestimmten Schätzungen rund 70 Prozent der globalen Konsumentscheidungen. Damit einher geht auch die Verpflichtung, möglichst gesunde Produkte für ihr privates Umfeld auszuwählen: Es wird erwartet, dass insbesondere Mütter stets die besten Entscheidungen für die zu versorgenden Personen treffen. Da mittlerweile deutlich geworden ist, wie schädlich Produkte aus Plastik und bestimmte Stoffe in Lebensmitteln sein können, ist es die logische Konsequenz, sich für nachhaltig produzierte, unbedenklichere Güter und Produkte einzusetzen.

Frauen achten verstärkt auf Nachhaltigkeit und bewussten, wie auch gesunden Konsum. Das speist sich aus ihrer Sozialisation: Frauen müssen sich stärker um sich und ihren Körper kümmern, werden sie doch überwiegend als Hüllen betrachtet, deren Zeit abläuft und die so lange wie möglich „in Form“ gehalten werden müssen. Darüber hinaus sind Werte wie Mitleidsfähigkeit, Einfühlungsvermögen, Rücksichtnahme und Verzicht starke weibliche Eigenschaften, die in der geschlechterspezifischen Entwicklung gefördert und auch gefordert werden, und bei späteren gesellschaftsbezogenen Entscheidungen eine wichtige Rolle spielen.

Sichtbar wird das unter anderem in politischer, aber auch in unternehmerischer Führung. Zum einen ist der Frauenanteil in grünen Start-ups signifikant höher als in nicht-grünen Neu-Unternehmen. Zum anderen ist auffällig, dass Unternehmen, die von Männern gegründet werden, auch im nachhaltigen Bereich lediglich ein Ziel zu kennen scheinen: Wachstum. Das geht einher mit umfangreichen Kollektionen, teuren Investitionen in Marketing – und bisweilen nicht ganz so fairen Geschäftspraktiken, sowie dem ein oder anderen Shitstorm aufgrund unbedachter Unternehmensentscheidungen.

Von Frauen gegründete Unternehmen wachsen oft langsamer, benutzen Werbung gezielter und setzen sich intensiver mit Aufgaben auseinander, die über das bloße Produkt und seine Vermarktung hinausgehen.

Futurewoman sind Macherinnen

Frauen in Führungspositionen ziehen weibliche Talente magisch an und ermutigen sie, allein durch ihre Präsenz im Unterneh­men, weiter nach oben zu steigen. Im Folgenden stellt UmDEX Print seinen Leserinnen und Lesern aus einer Reihe von 60 Vorbildfrauen einige dieser Macherinnen vor.

Birgit Ossendorf-Will, Director HR Ströer Group: Mutig sein!

Alina Marm, Head of Global Sustainability and Circular Economy/ Siegwerk: Man kann nicht alles planen, manchmal muss man einfach springen!

Anja Ratsch, Head of HR & Legal/ Eurowings: Versucht nicht, die besseren Männer zu sein. Überdenkt Eure Zurückhaltung, aber bleibt Frauen.

Dr. Daniela Büchel, Mitglied des Vorstands – Human Resources und Nachhaltigkeit/ REWE Group: Es ist wichtig, Menschen zu haben, die einem etwas zutrauen und einen fördern!

Petra Loubek, Leiterin Innendienste Regional/Ströer: Selbstmarketing ist das Non plus Ultra im Geschäftsleben!

Dr. Claudia Max, Chief Underwriting Officer/ Zürich Gruppe Deutschland: Meine Erfolgsfaktoren – Authentisch sein und etwas wagen

Eva-Maria Michel, ehem. Stellvertretende Intendantin und Justiziarin/ WDR: Meine Mentorin war für mich der große Glücksfall!

Nina Luig, Geschäftsführerin CEO Köln-Düsseldorfer Deutsche Rheinschifffahrt GmbH: Habt einen Plan und kommuniziert klar, was ihr möchtet.

Stephanie Schmitz, Director HR Germany Siegwerk: Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, anzufangen, bevor man bereit ist.

Rebecca Göckel, Co-Founder der pflanzlichen Bio-Eismarke NOMOO: Für mich ist es eine wichtige Eigenschaft, sich dort durchzusetzen, wo es schwierig wird.

Transformation in Nachhaltigkeit ist seit vielen Jahren Frauensache!

Nur wenige Unternehmen der Druckbranche beschäftigen Frauen in wichtigen betrieblichen Aufgabenfeldern. Dabei wird vernachlässigt, dass in der nachhaltigen Transformation von Unternehmen gerade Frauen eine zentrale Rolle übernehmen.

Vor 21 Jahren im Jahr 2002 startete schließlich im Umweltbundesamt UBA das Projekt „Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit“, das auch aus heutiger Sicht noch als Leuchtturmprojekt bezeichnet werden kann. Es hatte zum Ziel, Voraussetzungen für eine Umweltpolitik zu schaffen, die Geschlechtergerechtigkeit gleichermaßen als Chance und als Verantwortung begriff. Als Chance wurde dabei die qualitative Verbesserung der Umweltpolitik durch eine erweiterte weibliche Perspektive betrachtet, während mit Verantwortung die Vermeidung frauendiskriminierender Politik angemahnt wurde.

Wer mehr über die Thematik: Futurwoman, Frauen in der Nachhaltigkeit und Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit erfahren will, findet sie unter diesen Links:

Frau kann Nachhaltigkeit

Female Resorces

Geschlechterverhältnisse und Nachhaltigkeit

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Guido Rochus Schmidt

Guido Rochus Schmidt

Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.
Fokus-Slider f. alle Bereiche
Menschen, die der nachhaltigen Transformation und ihren Gründe skeptisch gegenüberstehen, hegen manchmal auch Zweifel am Green Deal – unweit der Frage, wie wichtig die nachhaltige Medienproduktion ist. Was motiviert Druckereien wie Lokay, weit über gesetzliche Anforderungen hinaus nachhaltig zertifizierte Druckprodukte herzustellen – könnten sie sich doch einfach ein grünes Mäntelchen anziehen, so wie andere? Wissen schafft Klarheit – als Basis für Haltung und Werte. Weg frei für den Fortschritt!

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