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Quintessenzen
Um die nachhaltige Medienproduktion in ihrer Gesamtheit zu verstehen, ist eine präzise Sprache hilfreich. Oft werden Begriffe widersprüchlich verwendet, was das Verstehen erschwert. Eine stetig wachsende Zusammenfassung von Fragestellungen, die uns häufig erreichen bzw. uns als Journalisten selbst beschäftigen.
Die Ziele der Brancheninitiative erklären sich aus der Motivation ihrer Gründung. Das zentrale Anliegen aller heute beteiligten oder gelisteten Druckdienstleister war die Schaffung von Glaubwürdigkeit bei der nachhaltigen Medienproduktion. Zusammenfassend:
Um die Frage zu beantworten, wie viele (nominell und prozentual) zertifiziert nachhaltige Druckdienstleister es im Sinne der UmDEX-Branchendefinition (UmDEX-Klasse) es in der DACH-Region gibt, muss analysiert werden, auf welcher Grundgesamtheit eine solche Aussage erfolgt, kurz: Wie viele Druckereien gibt es insgesamt in der DACH-Region.
Die Antwort auf diese Frage ist wiederum von zwei Begriffsdefinitionen abhängig:
A) Definition „Nachhaltige Medienproduktion“?
B) Definition „Druckerei“
Begriffe wie „Klimaneutral“, „Umweltfreundlich“, „Umweltdruckerei“ etc. sind rechtlich nicht geschützt. Zwangsläufig führen sehr viele Suchen im Internet nur bedingt oder gar nicht zum Ergebnis, was regelmäßig irritiert.
Um die Definition „Nachhaltige Medienproduktion“ zu präzisieren, wurde die UmDEX-Brancheninitiative gegründet.
Mit dem UmDEX/Print werden hochwertig zertifizierte Druckereien anhand von nachweisbaren, belastbaren Siegeln und Zeichen auf Basis von Typ-1-Umweltzeichen und anerkannten Standards definiert:
Insgesamt erfasst der UmDEX 21 Top- oder Primär-Standards je Druckerei, neben 20 weiteren teils auch sogenannten Soft Skills wie soziales Engagement, bestimmte Mitgliedschaften, besondere nachhaltige Anstrengungen oder freiwillige Umwelt- bzw. Nachhaltigkeitsberichte etc.
Der UmDEX ist eine von den beteiligten Druckereien selbst aus ihrer Praxis entwickelte Definition von Nachhaltig, die branchenweit als Orientierung und Richtwert anerkannt ist.
Schwieriger ist die Definition des Druckerei-Begriffs. Als Druckerei gelten theoretisch sämtliche Unternehmen, die gedruckte oder bedruckte Erzeugnisse herstellen. Die Bandbreit ist hier enorm, nur einige Beispiele:
Manche Druckereien fungieren als konzerngebundene Produktionsstätten, die ausschließlich für eigene Zwecke produzieren. Agenturen treten nicht selten als Druckdienstleister auf. Manchmal mit wenigen oder ohne eigene Produktionsmittel.
Auch besteht keine einheitliche Definition zur Betriebsgröße. Selbst eine Ein-Mann/Frau-Druckerei ist eine im Sinne der Definition, also generell ungeachtet von Personal und Umsatz.
Während führende Adresshändler bis zu 9.000 Einträge ausgeben, allerdings auch atypische Unternehmen wie Copy-Shops und kleine Printstores listen, gibt Statista 4.800 Unternehmen an. Der Bundesverband Druck spricht aktuell von circa 6.500 Druckereien.
Zur Annäherung haben wir wesentliche Quellen in der Dachregion sondiert:
Im Ergebnis aller Recherchen haben wir eine Gesamtzahl von circa 5.000 Druckereien ermittelt.
Ausgehend von den fixen Aufwänden für jede Druckerei, die sich und/oder bestimmte Produkte in Sinne des UmDEX zertifizieren lassen bzw. Managementsysteme wie DIN EN ISO installieren haben wir auf Basis aller vorliegenden Daten 30 Prozent von den ermittelten 5.000 Druckereien abgezogen. Circa 1.500 Druckereien, die nach der Definition zwar klassische, zugängliche und weitgehend selbst produzierende Betriebe sind, die Anforderungen mit Blick auf den Aufwand für die professionelle Nachhaltigkeit jedoch kaum leisten können, im wesentlichen Betriebe mit weniger oder deutlich weniger als fünf Mitarbeitende.
So ergibt sich die eine Gesamtzahl von circa 3.500 Druckdienstleistern, die Substrate aus Papier oder andere Materialien (PVC Banner, Mesh Banner, BlockOut etc.) im Hoch-, Tief-, Flach- und Durchdruckverfahren, vornehmlich im Offset- oder Digitaldruckverfahren bedrucken und, jedenfalls theoretisch, Druckereien der UmDEX-Klasse werden könnten.
> Nachhaltigkeitsquote in Deutschland: 2,3 bis 3,3 Prozent
Laut der UmDEX-Recherche sind von 3.500 potenziellen Druckereien 108 (Stand 2024) Unternehmen mit diversen TYP I-Umweltzeichen wie EMAS, Blauer Engel DE-UZ 195 und DIN ISO 14001 ausgezeichnet. Wobei (noch) nicht alle den Sprung in den UmDEX geschafft haben, weil hier neben der Typ-I-Bedingung auch eine gewisse Punktezahl erreicht sein muss. Das sind rund 3,1 Prozent gesamt bzw. 2,3 Prozent bezogen auf die 80 im UmDEX gelisteten Druckdienstleister.
> Nachhaltigkeitsquote in Österreich; 1,4 bis 24,0 Prozent
Laut der österreichischen Branchenplattform gibt es in Österreich 350 produzierende Druckunternehmen der verschiedensten Produktionsgrößen und Portfolios. Von diesen Druckereien sind 84 Unternehmen mit dem Typ I-Umweltzeichen ÖUZ zertifiziert. Dennoch schafften bisher nur 5 Druckereien den Sprung in den UmDEX, da andere Kriterien zumeist fehlten. Auffällig ist, dass es in Relation zum deutschen Markt in Österreich mit einer Quote von 24 Prozent signifikant mehr Unternehmen gibt, die mit wenigstens einem hochwertigen Typ-1-Kriterium zertifiziert sind.
> Nachhaltigkeitsquote in der Schweiz 0 bis 2,3 Prozent:
Laut Angaben des „GAV Graphische Industrie“, der in der Schweiz die Arbeitsverträge für diese Branche regelt, gibt es auch in der Schweiz 350 Unternehmen, die meisten davon sind mittlere, kleine und kleinste grafische Unternehmen, etwa wie in Deutschland und Österreich. Laut unserer Recherche sind davon lediglich 8 Betriebe mit Typ-I-Umweltzeichen (z. B. ISO 14001 und dem Cradle to Cradle-Label) ausgezeichnet bzw. zertifiziert.
Das Ziel z. B. vom Labelgeber des Blauen Engel DE-UZ 195, nämlich im Mittel zehn bis 15 Prozent aller Druckereien zu einer Zertifizierung einer möglichst breiten Produktpalette zu bewegen, ist bis dato vollständig verfehlt.
Mit Blick auf diese vorsichtige und einer guten Quote eher zuträglichen Schätzung der potenziellen Unternehmen in der deutschen Druckbranche wurde bisher in Deutschland kaum mehr als maximal 1/5 bis 1/8 dieses Zieles erreicht.
Das bisherige Scheitern trotz hoher, sechsstelliger Budgets, die an Agenturen mit dem Ziel ausgekehrt wurden, für den Blauen Engel DE-UZ 195 zu werben,
zeigt die Notwendigkeit des UmDEX und unterstreicht auch die Bedeutung der vom UmDEX ins Leben gerufenen Kampagne KFB
(Kampagne zur Förderung des Blauen Engel).
Im Flyout „Wie viele (nachhaltige) Druckereien gibt es in der DACH-Region“ haben wir das Potenzial für professionell nachhaltige Druckereien und nachhaltige Druckereien nach dem UmDEX-Branchenstandart ermittelt. Das wirft die Frage auf, warum es immer noch so wenige Druckereien gibt, die belastbar nachweislich nachhaltig dienstleisten. Antworten auf diese Frage sind nicht eindeutig identifizierbar. Ein Blick auf relevante Einflussfaktoren lässt plausible Ableitungen zu.
Für den UmDEX 2.0 haben wir generell rund 450 Druckerei-Profile aufgrund verschiedener Bezüge zum Thema Nachhaltigkeit recherchiert. 250 Websites und Social-Media-Profile haben wir genauer (und davon etwa 120 intensiv) analysiert. Recherchen
Der Begründung, warum derzeit so wenige Druckereien nachhaltig dienstleisten, ging eine Definition der beiden Begriffe:
vgl. Flyout „Wie viele (nachhaltige) Druckereien gibt es in der DACH-Region?“
Auf Basis der gründlich recherchierten Grundgesamtheit haben wir sieben Gruppen von Druckdienstleistern bezüglich ihrer Außendarstellung bei der Nachhaltigkeit identifiziert, die verdeutlichen, wie wichtig eine Bewertung der Nachhaltigkeit anhand von belastbaren Kriterien (UmDEX-Tabelle) ist:
Nicht selten wird hier mehr Aufwand für einen Eindruck der Nachhaltigkeit investiert als er sich durch professionelle Zertifizierungen tatsächlich ergeben würde.
Wie Druckereien nach außen auftreten, lässt sich in der Gesamtheit der Recherche, mit Erfahrung, aber auch zumeist schon auf einzelnen Druckerei-Websites identifizieren. Diese jeweilige Außendarstellung entsprechender Druckereien ist von bestimmten Einstellungen geprägt, zum Beispiel:
In allen drei Fällen wird ggf. wider Willen gehandelt, nicht aus Überzeugung.
Ohne Überzeugung leidet die Beratungskompetenz.
Beratungskompetenz beginnt bereits auf den jeweiligen Websites. Ohne Beratungskompetenz leidet wiederum die Nachfrage nach entsprechenden Druckprodukten. Ohne Nachfrage leidet wiederum die Überzeugung um so stärker.
Schnell entsteht eine dynamische Negativ-Spirale.
Nach unseren Recherchen lassen sich ca. 60 % bis 75 % der Druckereien relativ klar den vorgenannten Gründen zuordnen – auf nicht wenige Druckdienstleister treffen aber auch gleich mehrere Gründe zu.
Die Motivation für bestimmte, forcierte Außenwirkungen sind weitgehend zwei Lagern zuzuordnen:
Die Schere bezüglich der Motivation zwischen diesen beiden Gruppen geht zwangsläufig immer weiter auf:
Unternehmen, die sich als Beteiligte definieren (vom Problem zum Teil der Lösung) und zunehmend engagiert handeln, schöpfen mittlerweile fast unisono auch die finanziellen Vorteile ihrer nachhaltigen Transformation, z. B.:
Unternehmen, die sich als Belastete definieren, werden zunehmend durch gesetzliche Vorgaben gedrängt, sich mit ihrer eigenen nachhaltigen Transformation zu beschäftigen. Das Gefühl, belastet zu sein, wächst. Weitere Untätigkeit würde bedeuten:
Beide Gruppen werden sich zwar parallel zu mehr Nachhaltigkeit entwickeln, wobei sich jedoch die, die sich als belastet definieren unter zunehmendem Druck handeln (= noch mehr empfundene Belastung) und die, die sich als beteiligt definieren als zunehmend wesentlich Beteiligte eines gesamtwirtschaftlich nachhaltigen Prozesses.
Nach unseren Analysen kommt es wesentlich auf die Einstellung des Managements an. Ein überzeugtes Management wird seine Belegschaft überzeugen, die wiederum Kunden überzeugt. Bei fast allen UmDEX-Top-Druckereien sind Werte und Haltung die Basis für nachhaltiges Handeln.
Es gibt eine Reihe hochwertiger Labels, mit denen Druckereien ihr Engagement im Klima- und Umweltschutz nachweisen: Der UmDEX fokussiert auf 41 Attribute bzw. Ausprägungen –
Hard Skills aber auch Soft Skills.
Da der UmDEX im Umfeld von oft unklaren Aussagen zur Nachhaltigkeit auf Druckerei-Websites insbesondere Glaubwürdigkeit beim nachhaltigen Engagement von Druckereien herstellen soll, liegt der zentrale Fokus bei den sog. Typ-1-Umweltzeichen, vgl. Flyout: „Welche Typen von Umweltzeichen gibt es?”
Schließlich kommt es darauf an, dass Umweltzeichen von Betrieb zu Betrieb identisch umgesetzt werden müssen, alle die gleichen Bedingungen zu erfüllen haben und Umwelterklärungen oder Nachhaltigkeitsberichte nach einem bestimmten Framework aufgebaut, also vergleichbar sind. Nur das schafft Transparenz, Fairness und Glaubwürdigkeit für Drucksacheneinkäufer:innen.
In der UmDEX-Tabelle werden derzeit 21 bis 24 nachhaltige Attribute dargestellt, die sich zweifelsfrei nachweisen lassen (Sustainable Hard Skills). Die sogenannten UmDEX-Top-Kriterien sind die folgenden:
Der Blauer Engel RAL DE-UZ-195 …
… ist ein Druckproduktlabel, das besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen auszeichnet, die überwiegend aus zertifizierten Recyclingpapieren der Klasse RAL-UZ 14, RAL-UZ 56 oder RAL-UZ 72 hergestellt sind.
Für die Herstellung des Druckprodukts dürfen nur Produktionsmaterialien wie Farben, Klebstoffe usw., verwendet werden, die nicht gentechnisch verändert sind. Sie müssen sowohl aromatenfrei wie auch emissionsarm, deinkbar und unbedenklich gegenüber Umwelt und Gesundheit sein. Diese Eigenschaften des Produkts werden durch die Methode 11 und 12 der INGEDE e.V. überprüft.
Bestätigt die INGEDE e.V. die ökologische Unbedenklichkeit der Produkteigenschaften, wird es durch die in Bonn ansässige RAL gGmbH mit dem genannten Label zertifiziert.
Das EU-Ecolabel …
… ist die Richtlinie der Europäischen Union für Druckprodukte und ein in allen 27 EU-Mitgliedsstaaten sowie Norwegen, Island, der Schweiz und der Türkei anerkanntes Umweltzeichen. Der Zeicheninhaber des EU Ecolabels ist die Europäische Kommission.
Mit dem Beschluss der EU-Kommission (2020/1803) wurde der Kriterienkatalog für Druckerzeugnisse, Schreibwaren aus Papier und Papiertragetaschenerzeugnissen bekanntgegeben. Der Kriterienkatalog 053 für diese Produktgruppe setzt hohe Umweltanforderungen an Produktionsmaterialien wie Papier, Farbe und Druckhilfsmitteln. Auch betriebliche Handlungsfelder wie Abfallmanagement, Energieeffizienz und Mitarbeiterschulungen sind dabei von zentraler Bedeutung.
Der Betrieb hat im Zuge einer Jahresmeldung entsprechende Nachweise gegenüber der Zeichenvergabestelle eine VOC-Bilanz, ein Abfallwirtschaftskonzept sowie Aufzeichnungen über Papier- und sonstige Abfälle vorzulegen. Die Jahresmeldungen werden von unabhängigen Gutachtern überprüft.
Sind alle erforderlichen Kriterien erfüllt und durch das Deutsche Institut für Gütesicherung und Kennzeichnung bestätigt, erhält die Druckerei das Zertifikat, das sowohl in der Unternehmenskommunikation als auch auf Druckprodukten präsentiert werden darf und im Textfeld beispielhaft folgenden Wortlaut enthält: „Bitte sammeln Sie Altpapier für das Recycling.“
Zertifiziert werden deutsche Unternehmen durch die in Bonn ansässige RAL gGmbH.
Das EMAS Öko-Audit-System der EU …
… ist das anspruchsvollste System der Europäischen Union für nachhaltiges Umweltmanagement. Es beinhaltet automatisch das Umweltmanagementsystem DIN EN ISO 14001:2015, denn inhaltlich geht es darüber hinaus. Organisationen jeder Art können mit dem EU-Label ausgezeichnet werden, wenn sie die strengen Anforderungen der europäischen EMAS-Verordnung erfüllen.
EMAS-Unternehmen verbessern kontinuierlich ihre Umweltleistungen mithilfe eines standardisierten Managementsystems und dokumentieren diese Leistungen mit Kennzahlen der jeweiligen Produktionsabläufe und bewerten somit die erreichten und zukünftigen Umweltziele.
Eine entsprechende Umwelterklärung muss öffentlich zugänglich und ihre Überwachung gesetzlich geregelt und durch staatliche Stellen abgesichert sein. Dadurch wird eine hohe Transparenz der betrieblichen Leistungen geschaffen. Da ein Teil der EMAS-Anforderungen die Einhaltung aller Umweltvorschriften ist, bestätigt der Gutachter auch die Einhaltung der notwendigen Rechtskonformität (Legal Compliance).
Geprüfte und durch externe Gutachter:innen validierte Druckereien erhalten ein Zertifikat mit der Identifikationsnummer des Unternehmens. Das Zertifikat ist je nach Betriebsgröße ein oder zwei Jahre gültig. Nach Ablauf dieser Frist muss es erneut von externen Gutachtern:innen validiert werden.
Zu beachten ist, dass dieses Zertifikat ein Standortzertifikat ist. Es ist kein Umwelt-Gütesiegel für ein einzelnes Druckprodukt, sondern bestätigt den nachhaltigen Charakter der Produktionsprozesse des zertifizierten Unternehmens.
Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Gutachter und Berater:innen z.B. TÜV
Die DIN EN ISO 14001:2015 …
… ist eine internationale Normierung für den Prozess zur Verbesserung betrieblicher Umweltleistungen. Sie legt Anforderungen an ein Umweltmanagementsystem fest und kann sowohl auf produzierende als auch auf dienstleistende Unternehmen angewendet werden.
Vorgeschrieben wird hier eine ständige Aktualisierung des Umweltrechtsregisters sowie die innerbetriebliche Aktualisierung und Kommunikation der Umweltleistungen durch periodisch abzuhaltende innerbetriebliche Audits. Die zentralen Elemente der ISO 14001: 2015 sind die Festlegung von Umweltzielen und entsprechenden Maßnahmen, Zuständigkeiten und Verfahrensweisen, sowie die anschließende Umsetzung der beschlossenen Maßnahmen und Verfahrensweisen.
Der Fokus dieses Systems liegt in der Praxis auf der Optimierung des Managements bezüglich Produktionsoptimierung und Abfallvermeidung, weniger auf zukunftsorientierten Entwicklungsmöglichkeiten. Zu beachten ist, dass dieses Zertifikat ein Standortzertifikat ist. Es ist kein Umwelt-Gütesiegel für ein einzelnes Druckprodukt, sondern bestätigt den nachhaltigen Charakter der Produktionsprozesse des zertifizierten Unternehmens.
Zertifiziert wird diese Normierung durch unabhängige, staatlich geprüfte Umweltgutachter und Berater:innen.
Die DIN ISO 50001 …
ist eine weltweit gültige Norm für den systematischen Aufbau eines Energiemanagements. Die Einführung eines Energiemanagementsystems ist grundsätzlich freiwillig; es gibt, analog zum DIN ISO 14001, keine gesetzliche Zertifizierungspflicht.
Ein systematisches Energiemanagement beruht auf der Erfassung der Energieflüsse in einem Unternehmen (Energiequellen, Energieeinsatz, Energieverbraucher) und einer Bewertung der Energieeffizienz, insbesondere der für den gesamten Energieverbrauch bedeutsamen Anlagen und Einrichtungen sowie der Produktionsprozesse und sonstiger Tätigkeiten.
Entsprechende organisatorische und technische Maßnahmen sollen dazu führen, die energiebezogene Leistung systematisch und längerfristig zu verbessern. Grundsätzlich ist die Einführung eines Energiemanagementsystems für die Minimierung der CO₂-Emissionen als Synonym für den Energieverbrauch sinnvoll, trifft aber keine Aussagen über die Umweltschutzmaßnahmen eines Unternehmens.
Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Gutachter und Berater:innen z.B. vom TÜV.
Die Gemeinwohl-Ökonomie (ECOnGood) …
… ist ein zertifiziertes ethisches Wirtschaftssystem, das auf gemeinwohlfördernden Werten wie Fairness, Nachhaltigkeit und Basisdemokratie aufbaut. Im Unterschied zu ISO 14001:2015 und EMAS verlangt die Gemeinwohl-Ökonomie zusätzlich, dass nicht nur die Umweltleistungen des Unternehmens, seiner jeweiligen Lieferanten und durch Selbstauskunft eingefordert werden, sondern ebenso entsprechende Nachweise zu den Werten Menschenwürde, Solidarität Einkommensstruktur zwischen Eigentümern, Geschäftsführern, Angestellten und allen weiteren Mitarbeitern, Solidarität, Transparenz und Mitentscheidung.
Auf politischer Ebene will die Gemeinwohl-Ökonomie rechtliche Veränderung bewirken, wie besondere Steuererleichterungen für Unternehmen, deren Wirtschaftsweise dem Gemeinwohl dient, oder eine bevorzugte Berücksichtigung zertifizierter Unternehmen bei staatlichen und behördlichen Ausschreibungsverfahren.
Ein Unternehmen, das sich nach den Werten der Gemeinwohl-Ökonomie zertifizieren lässt, bilanziert seine Umweltleistung mittels eines geprüften Managementsystems. Es beschreibt zusätzlich demokratische wie auch menschenwürdige Strukturen im Betrieb.
Durch ein Punktesystem werden innerbetriebliche Standards wie Menschenwürde, Solidarität, Gerechtigkeit, ökologische Nachhaltigkeit, Transparenz, Mitentscheidung und Einkommensspreizung bewertet. Diese Bewertung erfolgt durch unabhängige Gutachter. Ab einer bestimmten Punktezahl erhält das Unternehmen ein Zertifikat. Die Zertifizierung ist auf zwei Jahre befristet und muss dann erneut validiert werden.
Die Zertifizierung erfolgt durch unabhängige Gutachter und Berater:innen
Cradle to Cradle (C2C) …
… ist ein Ansatz für eine konsequente Kreislaufwirtschaft mit dem Ziel, den Idealfall des Recyclings zu erreichen. Alle bei der Produktion eingesetzten Rohstoffe sollen am Ende des Lebenszyklus eines Produkts wieder vollständig und gleichwertig in den Produktionsprozess zurückgeführt werden können. Zu beachten ist hier jedoch, dass das Prinzip der Zirkularität, wonach Produkte und Materialien so lange wie möglich zu verwenden sind, ohne dass sie ihren Wert verlieren, gerade bei vielen Produkten der Druckbranche schwer oder so gut wie gar nicht umsetzbar ist.
Die C2C-Zertifizierung (Cradle to Cradle Certified Product Standard) wird seit 2010 vom Cradle to Cradle Products Innovation Institute mit Sitz in San Francisco (USA) verliehen.
Ein Logo steht für eine Marke, eine Person, ein Unternehmen oder ein Produkt, ist also zwar offiziell aber nicht amtlich.
Das Label ([ˈleɪbəl]; Plural: Labels; steht im Englischen für Zettel, besser: Etikett, mit dem zum Beispiel der Preis einer Ware ausgezeichnet wird. Im Marketing gilt es allgemein als ein wirtschaftliches Wiedererkennungszeichen bzw. als ein individuell eindeutiges Identifikationszeichen.
Ein Label kann aber auch für klar definierte Funktions- und Qualitätsangaben stehen. Dann kann ein Label von verschiedenen Unternehmen oder für bestimmte Produktgruppen verwendet werden. Die damit verbundenen Bedingungen gelten sodann für alle Verwender gleichermaßen.
Der Unterschied zwischen
ist, dass ein Unternehmen selbst jederzeit ein Label, z. B. „Nachhaltig gedruckt“ oder „Grün drucken“ gestalten und in den Verkehr bringen kann: Ohne Relevanz oder Vergleichbarkeit. Tatsächlich zertifizieren sich Unternehmen auf diese Weise auch in der Druckbranche häufig selbst.
Ein Siegel oder Umweltzeichen wird im allgemeinen Sprachgebrauch zumeist von einer externen Stelle vergeben und entspricht sodann einem klar definierten Regelwerk, welches für alle Unternehmen, die dieses Siegel verwenden möchten, identisch auszulegen ist.
Begriffe wie „Zeichen“, „Prüfzeichen“ oder auch „Gütesiegel“ haben sich zumeist als offizielle Begrifflichkeiten für offizielle Klassifizierungen von Produkten oder Dienstleistungen etabliert.
Entscheidend ist also nicht nur ein wohlklingender Titel oder ein aufwändig gestaltetes Design, sondern besonders bei Begrifflichkeiten wie „Umweltlabel“ wer dieses Label emittiert, wer es prüft und welche Bedingungen damit verbunden sind.
Ein Zertifikat (lateinisch: certus „bestimmt“, „gewiss“, „sicher“) ist eine amtliche Bescheinigung, eine Urkunde oder eine bestimmte Art der Beglaubigung. Zertifizierung vgl.: Flyout „Wie unterscheiden sich Validierung, Verifizierung, Auditierung und Zertifizierung?”.
Um Verbraucher:innen Klarheit zu garantieren, definiert die DIN EN ISO-Norm 14021 Umweltzeichen in 3 Typen, vgl. Flyout „Welche Typen von Umweltzeichen gibt es?“
Wesentlich zur qualitativen Bewertung von Zeichen z. B. für den Umwelt- und Klimaschutz ist ein Blick auf die Seriosität der jeweiligen Zeicheninhaber und/oder Zeichengeber, die ggf. auch als Vergabestellen fungieren, und die jeweiligen Zertifizierungsstellen, für EMAS z. B. der TÜV.
Zum Beispiel ist die Zeicheninhaberin des Blauen Engels das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV). Vergeben wird das Zeichen an Zeichennehmer wie Druckereien von der RAL gGmbH. Zeicheninhabern wie Druckdienstleistern kommt eine hohe Verantwortung für die Nutzung jeweiliger Zeichen zu.
Im Vergleich zu privatwirtschaftlichen Logos oder Labels, zeichnen sich amtliche Zeichen durch Öffentlichkeit und Transparenz bei der Entwicklung entsprechender Standards aus. Novellen und Änderungen der Vergabekriterien gehen zumeist sogenannte Expert:innen-Anhörungen voraus. Bedarfsgruppen (für die Druckbranche z. B. Druckereien, Maschinenbauer, Hersteller von Druckhilfsmitteln, Papierhersteller etc.) werden hier also in die Entwicklung neuer Vergabekriterien involviert.
Solche sog. Typ-1-Umweltzeichen sind dynamisch und passen sich regelmäßig an neue Impulse aus der Wirtschaft (Materialien, Maschinen, Produktionsverfahren etc.) an – sind also dynamische Prozesse.
Bei der Verifizierung (abgeleitet aus dem lateinischen veritas = Wahrheit) wird geprüft, ob ein Produkt oder eine Dienstleistung bei seiner/ihrer Entwicklung mit den spezifizierten Anforderungen, die z. B. vonseiten eines Zeichengebers etwa in Vergabeverordnungen oder in einem Pflichtenheft festgehalten werden, übereinstimmt. Die Verifizierung ist ein klar geregeltes und nach objektiven Mitteln vollzogenes Verfahren zur Prüfung, ob die geforderten Eigenschaften erfüllt sind.
Bei einer Validierung (abgeleitet aus dem lateinischen validus = Wirksamkeit) wird im laufenden Prozess die Wirksamkeit bzw. Gültigkeit festgestellt und/oder kontrolliert, ob festgelegte Nutzungsziele erfüllt werden, also z. B. das Zertifikat gültig bleibt. Hier wird also die Tauglichkeit des Zeichennehmers regelmäßig überprüft. Die Validierung beginnt in der Regel mit der Auswahl von spezifizierten Anforderungen zur Erreichung der in den Kriterien festgelegten Nutzungszielen und kann zumeist auch erst nach der Verifizierung der realisierten Anforderungen abgeschlossen werden.
Bei der Installation eines Siegels oder Zeichens erfolgt in einem Unternehmen
erst die Verifizierung und dann die Validierung.
Ein anderer Begriff für Validierung, der seltener verwendet wird, ist die Evaluierung. Zusammenfassend:
Verifizierung und Validierung sind keinesfalls gleichzusetzen – jedoch eng miteinander verknüpft.
Die Begrifflichkeit Auditierung ist sehr nahe am Begriff „Verifizierung“ und nimmt klar Bezug zur einem Überprüfungsprozess für offizielle Normen bzw. Managementsysteme wie die DIN EN ISO 14001 (Umweltmanagement-System) oder DIN EN ISO 50001 (Energiemanagement-System).
Vorgaben zur korrekten Auditierung macht die DIN EN ISO 19011, die ein Leitfaden zur Auditierung von Managementsystemen ist. Auditierung ist ein systematischer, unabhängiger und dokumentierter Prozess zur Erlangung von Auditnachweisen bzw. zur objektivernAuswertung, um zu ermitteln, inwieweit die Auditkriterien erfüllt sind.
Unterschieden wird hier zwischen dem sogenannten statischen Qualitätsmanagement und dem dynamischen, bei dem neben der Auditierung in festgelegten Zyklen (z. B. einmal jährlich) auch Entwicklungstrends etc. erfasst werden.
Oft ist auch die Rede von einem Zertifizierungs-Audit. Die Zertifizierung ist ein Verfahren, bei dem die Einhaltung klar definierter Anforderungen nachgewiesen worden sein muss. Die Bestätigung erfolgt grundsätzlich durch eine dritte, offiziell akkreditierte Stelle, nämlich, dass offizielle und anerkannte Normen und Standards erfüllt werden.
Ein Zertifikat ist sodann das offizielle Dokument, das als Konformitätsnachweis für eine erfolgreiche Prüfung dient.
Analog zu den Begrifflichkeiten Verifizierung und Validierung, erfolgt
erst die Auditierung und dann die Zertifizierung.
Mit einer DIN EN ISO-Zertifizierung weisen Institutionen und Behörden generell nach, dass sie Normen für entwickelte Managementsysteme verschiedenster Portfolios einhalten, vgl. Flyout „Was unterscheidet Logo, Label, Zeichen, Siegel und Zertifikate.“
> DIN steht für Deutsches Institut für Normung e.V.
Sie ist die unabhängige Plattform für Normung und Standardisierung in Deutschland, aber auch weltweit. Gemeinsam mit Wirtschaft, Wissenschaft, öffentlicher Hand und Zivilgesellschaft trägt DIN wesentlich dazu bei, Zukunftsfelder zu erschließen und zu normieren.
DIN ist ein Sammelwerk von Normen. Normen sind zumeist demokratisch entwickelte Anforderungen an Produkte, Dienstleistungen oder Verfahren. Sie schaffen Klarheit über definierte Eigenschaften, erleichtert den freien Warenverkehr und fördert den Export. Sie unterstützt die Rationalisierung und Qualitätssicherung in Wirtschaft, Technik, Wissenschaft und Verwaltung.
> EN steht für Europäische Norm.
Alle Zertifikate, die diesen Titel tragen, wurden durch das Europäische Komitee für Normung vergeben.
> ISO steht für International Organization for Standardization. Die DIN EN ISO besagt also, dass die Norm in Deutschland, in Europa und international anerkannt wird.
Die Nummern hinter den ISO – Normen stehen für die jeweiligen Formen der betrieblichen Managementsysteme. Einen guten Überblick bietet in diesem Fall Wikipedia mit einer Liste aller relevanten DIN-Normen. Weitere Beispiele sind:
Insgesamt gibt es annähernd 100.000 ISO-Nummern. Europäische Normen können auch über die Normensuche der Europäischen Normungsorganisationen CEN und CENELEC gefunden werden. CEN [frz.: Comité Européen de Normalisation] besteht aus 30 nationalen Normierungsämtern der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft und der europ. Freihandelszone EFTA sowie aus 9 außerordentlichen und beratenden Mitgliedern, die gemeinsame Standards in den Bereichen Industrie und Dienstleistungen entwickeln und deren Einsetzung überwachen.
Ein sehr hilfreiches Tool bietet OBP, eine ISO-Plattform im Internet an. Dort können ISO-Dokumente durchsucht oder auch grafische Symbole gefunden werden.
Typ-I-Umweltzeichen dienen der einfachen Identifizierung von Produkten, die bestimmte umwelt- oder gesundheitsrelevante Anforderungen erfüllen. Welche Kriterien eine bestimmte Produktart erfüllen muss, wird zwar maßgeblich von einer herstellerunabhängigen Vergabestelle festgelegt, zumeist aber in Kooperation mit der Wirtschaft, Stichwort: Expert:innen-Anhörungen.
Unternehmen können sich, unter Einhaltung der entsprechenden Bedingungen, um die Vergabe des Zeichens bewerben. Hierfür werden fest definierte Nachweise verlangt, die beantragende Unternehmen selbst erbringen müssen oder z. B. in der Druckbranche auch von externen Quellen beschafft werden müssen, denken wir nur an den Blauen Engel DU-UZ 195, wo Nachweise über bestimmte Substrate und Druckhilfsmittel zu erbringen sind, insoweit diese noch nicht auf den bereits vom der Vergabestelle RAL gGmbH in sog. Positivlisten geführt werden.
Je nach Umweltzeichen kann die prüfende Instanz auch Werkbesichtigungen, Probenahmen und Laboruntersuchungen fordern.
Der größte Vorteil von Typ-I-Umweltzeichen ist ihre Anwenderfreundlichkeit. Ein entsprechend ausgezeichnetes Produkt erfüllt die zum Vergabezeitpunkt geltenden Anforderungen. Typ-I-Umweltzeichen eignen sich daher vor allem für Produkte, bei denen ein direkter Vergleich z. B. von Druckprodukten, wichtig ist. Einkäufer:innen von Druckprodukten wissen also beim Label Blauer Engel DE-UZ 195 genau, welche hohen Anforderungen an den Klima- Umwelt- und Arbeitsschutz erfüllt worden sind.
Umweltbezogene Kennzeichnung haben also einen bewertenden Charakter. Es werden Produkte ausgewiesen, die innerhalb einer bestimmten Produktgruppe unter Umweltgesichtspunkten vorzuziehen sind.
Die ISO-Systematik bezeichnet diese Art der Kennzeichnung als „Typ I“. Die Norm DIN EN ISO 14024 gibt Orientierung beim Aufbau solcher Systeme.
Zu den bekanntesten Typ-I-Umweltzeichen gehören der Blaue Engel in Deutschland, der Nordische Schwan in Skandinavien, das Österreichische Umweltzeichen und das Europäische Umweltzeichen.
die DIN EN ISO 14021 regelt eine gängige Form von Umweltkennzeichnungen und Umweltdeklarationen, den so genannten Typ II in der ISO-Systematik.
Möchte ein Hersteller oder Händler auf spezifische umwelt- oder gesundheitsrelevante Produkteigenschaften aufmerksam machen, kann er seine Produkte mit einem Umweltzeichen des Typs II auszeichnen. Bei dieser sogenannten Selbstdeklaration erfolgt keine unabhängige Prüfung und Bewertung.
Doch auch beim Typ-II-Umweltzeichen sind Vorgaben einzuhalten, wie erwähnt die Vorgaben der DIN EN ISO 14021. Diese definiert unter anderem Anforderungen an Produkte, die mit einem geschützten Begriff gekennzeichnet werden. Zu diesen Begriffen gehören z. B.:
Nicht näher spezifizierte Aussagen wie „umweltfreundlich“, „grün“ oder „ohne Emissionen“ sind hier nicht gestattet.
Gerade auch die Benutzung des Worts „nachhaltig“ wird in der Norm explizit verboten, da es für den komplexen Themenbereich der Nachhaltigkeit kein Verfahren zur Messung und Bewertung auf Produktebene gibt.
Typ-II-Umweltzeichen bieten den Vorteil, dass Hersteller mit Selbstdeklarationen flexibel auf Kundenwünsche und Marktanforderungen eingehen können:
Während bei Typ-I-Umweltzeichen zuvor durch den Zeichengeber umfassende Vergaberichtlinien erstellt werden müssen, können Hersteller in ihren Anbietererklärungen auf unbürokratische Weise bestimmte Produkteigenschaften hervorheben – und diese bei eventuellen Produktionsänderungen auch zeitnah anpassen.
Da Anbieter selbst bestimmen können, wie viele und welche Produktmerkmale sie hervorheben wollen, kommt es nicht selten vor, dass Hersteller von Merkmalen ablenken, die für Aspekte des Umwelt- und Gesundheitsschutzes sehr viel gewichtiger sind.
Die Einhaltung der Kriterien wird in der Regel nicht unabhängig geprüft,
wodurch sich die Aussagefähigkeit der Anbietererklärungen im Vergleich zu den anderen Umweltzeichen deutlich verringert, auch wenn Hersteller natürlich keine falschen oder irreführenden Angaben machen oder gegen grundsätzliche Vorgaben der DIN EN ISO 14021 verstoßen dürfen.
Für die Glaubwürdigkeit und den Nutzen solcher Aussagen ist es wesentlich, dass ihre Zuverlässigkeit gewährleistet ist. Hier unterstützt die Norm DIN EN ISO 14021. Sie regelt eine gängige Form von Umweltkennzeichnungen und Umweltdeklarationen, den so genannten Typ II in der ISO-Systematik.
Dieser Typ ist eine Deklaration von Umwelteigenschaften eines Produkts, die auf einer Lebenszyklusanalyse anhand der Methode der Ökobilanz (DIN EN ISO 140440) basiert. Es wird wie der Typ I durch eine unabhängige Stelle zertifiziert. Das Umweltzeichen gibt den Auftraggebern einen lebenswegübergreifenden Überblick über die quantifizierten, potentiellen Umweltauswirkungen eines Produkts.
Bislang werden die Umweltdeklarationen in Deutschland vor allem für Bauprodukte erstellt.
Eine nachteilige Eigenschaft von Typ-III-Umweltzeichen ist die ausbleibende Bewertung eines Produktes. Generell kann für jedes Produkt ein Typ-III-Umweltzeichen erstellt werden. Das Vorhandensein einer Deklaration sagt noch nichts über die Umweltfreundlichkeit des Produktes aus. Der Anwender muss die enthaltenen Informationen demnach eigenständig auswerten und seine Schlüsse daraus ziehen.
Die Begriffe „Umweltbericht“, „Umwelterklärung“ oder auch „Nachhaltigkeitsbericht“ werden auch im Sprachjargon bei der nachhaltigen Medienproduktion häufiger verwendet.
Daneben u. a. noch weitere Begriffe wie z. B. „Matrix“ (in Verbindung mit GWÖ, Gemeinwohlökonomie).
Zunehmend weniger werden die Begrifflichkeiten „Umweltbilanz“ oder „Ökobilanz“ in Verbindung mit der nachhaltigen Medienproduktion verwendet, denn eine Umwelt- bzw. Ökobilanz wird allgemein als eine systematische Analyse der potenziellen Umweltwirkungen und der Energiebilanz von Produkten während des gesamten Lebensweges bezeichnet.
Alle Begrifflichkeiten stehen für die generelle Absicht, über das Thema Klima- und Umweltschutz oder die Nachhaltigkeit (mit der sozialen Dimension) zu berichten und sich dahingehend als Unternehmen zu erklären.
Allerdings gibt es inhaltliche Unterschiede. Die für die nachhaltige Medienproduktion gängigen Begrifflichkeiten sind:
Jedem Unternehmen steht es frei, sich mittels eines Umweltberichtes auch nach eigenen Regeln zu erklären. Ein Umweltbericht kann, unterliegt aber nicht bestimmten Frameworks bzw. inhaltlichen oder formalen Vorgaben folgen und kann somit frei gestaltet werden. Bei unseren Recherchen zum UmDEX 2.0 fanden wir diverse Selbsterklärungen von wenigen Seiten bis hin zu aussagekräftigen 80 Seiten.
Umweltberichte helfen, die Umweltleistung von Unternehmen, Kommunen, Behörden, Organisationen zu dokumentieren. Die Umweltberichterstattung erfolgt hier jedoch im Regelfall freiwillig, allenfalls, weil es einen politischen Auftrag gibt bzw. da sich ein Unternehmen zur Berichterstattung verpflichtet hat.
Systematische Berichterstattung ohne Normkonformität.
Weitere Stufen sind genormte Formen der Berichterstattung, beginnend z. B. mit der DIN EN ISO 14001: Mit dieser internationalen Norm (DIN EN ISO 14001: 2005 – 02, Umweltmanagementsysteme – Anforderungen mit Anleitung zur Anwendung) wird der Umweltschutz schon systematischer im Management verankert. Der Anhang A (Anleitung zur Anwendung der Spezifikationen eines Umweltmanagementsystems) ist allerdings nicht Bestandteil der externen Zertifizierung. Es gibt also keine Bestätigung der Normenkonformität. So müssen nach ISO 14001 zertifizierte Unternehmen lediglich ihre Umweltpolitik veröffentlichen, nicht aber die konkreten Zahlen darlegen.
EMAS fordert sog. Umwelterklärungen, die deutlich über das Umweltmanagementsystem DIN EN ISO 14001 hinausgehen. Beispielsweise ist die Wirksamkeit des Umweltmanagementsystems regelmäßig durch interne Umweltbetriebsprüfungen zu validieren. Verlangt wird auch, dass die jeweiligen Umweltziele und von den Unternehmen in ihren Umwelterklärungen erklärten Programme zur Reduzierung von Umweltbelastungen bzw. zur ständigen Verbesserung des betrieblichen Umweltschutzes tatsächlich auch realisiert werden. Entsprechende Umwelterklärungen sind zumeist umfassend und detailliert, in Bezug auf das Umweltmanagementsystem, aber auch auf die den Umweltschutz betreffenden Daten und Fakten wie Umwelteinwirkungen oder bestimmte Umweltleistungen, auf Basis konkreter Umweltkennzahlen.
EMAS bzw. EMAS II ist ein Instrument der EU, mit dem Unternehmen und Organisationen ihre Umweltleistung überprüfen und nachweisen können. EMAS steht für Umweltmanagement und Umweltbetriebsprüfung. Entsprechende Umwelterklärungen müssen öffentlich zugänglich gemacht und regelmäßig erneuert werden.
Solche Umwelterklärungen müssen von einem Umweltgutachter oder einer Umweltgutachterin überprüft (= auditiert) und für gültig erklärt (= validiert) werden.
Ganzheitliches Nachhaltigkeitsmanagement: Die Arbeit an einem Nachhaltigkeitsbericht als Kombination zwischen der EMAS-Umwelterklärung und z. B. dem DNK-Framework für Nachhaltigkeitsberichte zahlt sich für Unternehmen aus, für die Nachhaltigkeit ein wichtiger Teil Ihrer Unternehmenskultur ist bzw. werden soll. Zum Beispiel der DNK (Gesellschaft: Deutscher Nachhaltigkeitskodes mit Sitz in Bonn, als Instrument des Rates für Nachhaltige Entwicklung, RNE) bietet an, eine EMAS-Umwelterklärung um den sog. DNK zu einem
ganzheitlichen Nachhaltigkeitsbericht (Nachhaltigkeitsmanagement)
zu erweitern.
1. DNK-Nachhaltigkeitsbericht (mehr Nachhaltigkeitsthemen)
Der DNK ist ein bewährter Berichtsstandard, der das Thema Nachhaltigkeit in den Bereichen Strategie, Prozessmanagement, Umwelt und Gesellschaft anhand von derzeit 20 Kriterien für die Unternehmen strukturiert und greifbar macht. Diese Hauptkriterien werden nach einem definierten Leistungsindikatoren-Set beschreiben (GRI oder EFFAS).
Inhaltlich werden in der DNK-Erklärung mehr Nachhaltigkeitsthemen abgedeckt als bei der EMAS-Umwelterklärung z. B.:
2. EMAS-Umwelterklärung (mehr Umweltthemen)
Die EMAS-Umwelterklärung geht beim Themenfeld Umwelt detaillierter in die Tiefe und basiert, anders als beim DNK, auf einem bestehenden Managementsystem. Hier geht es also mehr um eine faktisch-analytische Bewertung auch einzelner Umweltdaten. Die Erklärung ist eine auf dem Managementsystem basierende Bilanz, die sich aus verschiedener Umweltindikatoren zusammensetzt, z. B.:
Die aktuell bekanntesten Umweltmanagementsysteme sind die ISO 14001:2015 und die Europäische Umweltmanagement-Verordnung EMAS (Eco-Management and Audit Scheme).
Beide Systeme sind weit verbreitet. In Deutschland bestehen derzeit rund 13.400 aktive Zertifizierungen nach der ISO 14001:2015. Etwa 1.100 Organisationen mit 2.350 Standorten nehmen an EMAS teil.
EMAS (Eco-Management and Audit Scheme) ist ein Gemeinschaftssystem für ein freiwilliges Umweltmanagement und die entsprechende Umweltbetriebsprüfung von Unternehmen, die ihre Umweltleistung kontinuierlich verbessern wollen. Es wurde 1993 von der EU entwickelt.
Der Geltungsbereich der EMAS-Zertifizierung ist auf die Länder der EU beschränkt.
Die ISO 14001-Norm ist der weltweit akzeptierte und angewendete Standard für Umweltmanagementsysteme und zertifiziert ebenfalls Unternehmen, die ihre Umweltleistungen verbessern wollen. Die Norm wurde 1996 von der Internationalen Organisation für Normung veröffentlicht und zuletzt im Jahr 2015 zur ISO 14001:2015 Norm novelliert.
Die Zertifizierung dieser Norm gilt weltweit.
Bei EMAS ist dafür eine öffentlich frei zugängliche detaillierte Umwelterklärung mit allen konkreten Maßnahmen und Daten verpflichtend vorgesehen.
Bei ISO 14001 zertifizierten Unternehmen muss lediglich die Umweltpolitik öffentlich publiziert werden.
EMAS stellt im Vergleich zur ISO 14001-Norm höhere Anforderungen an die kontinuierliche Verbesserung der Umweltleistungen eines Unternehmens. Verlangt wird hier, dass ein wirksames Umweltmanagement eingeführt wird, dass sich aus allen Abteilungen des Unternehmens zusammensetzt, vom Management bis zu den Mitarbeiter:innen der Produktion. Ein sogenannter Umweltausschuss tagt periodisch und entwickelt und beschließt in einem demokratischen Verfahren alle notwendigen Maßnahmen zur Verbesserung der betrieblichen Nachhaltigkeit.
Die ISO 14001 ist eine normative Systematik zur nachhaltigen Entwicklung des Unternehmens, die ausschließlich vom Management beschlossen wird. Mitarbeiter:innen haben lediglich die Aufgabe, die Beschlüsse des Managements in den einzelnen Abteilungen nachvollziehbar umzusetzen.
In beiden Verfahren werden durch staatlich autorisierte Gutachter:innen geprüft, ob zu den nachhaltigen Maßnahmen auch die entsprechenden staatlichen Rechtsvorschriften eingehalten wurden. Bei positiver Prüfung erhalten die Unternehmen die entsprechende Zertifizierung und den Eintrag in die jeweiligen Register der zuständigen Stellen.
Weitere Informationen:
FSC bedeutet Forest Stewardship Council (Wald Verwalter Kollegium). Der FSC ist eine 1993 in Rio de Janeiro gegründete Nicht-Regierungsorganisation zur Erhaltung der Wälder. Sie ist als Mitgliedschaftsorganisation organisiert und hat international über 800 Mitglieder. Das Ziel des FSC ist die Förderung ökologisch angepasster, sozial förderlicher und wirtschaftlich rentabler Bewirtschaftung der Wälder. Zum anderen will der FSC dafür sorgen, dass die heutigen Bedürfnisse gedeckt werden, ohne die Bedürfnisse zukünftiger Generationen zu gefährden.
Die Prinzipien des FSC stehen für nachhaltige Forstwirtschaft. Die festen Standards des FSC sollen die langfristige Erhaltung der Wälder sicherstellen. Zudem definiert die FSC-Zertifizierung zudem die Verarbeitungs- und Holzhandelskette (Chain of Custody), also die Zertifizierung vom Holzschlag im Wald bis zum Endhandel. Dabei wird die Certification in Wald- und Produktkettenzertifizierung unterteilt.
Diese drei FSC-Logos zertifizieren jeweils die nachhaltige Forstwirtschaft. Die Vergabe der FSC-Siegel erfolgt über unabhängige Prüfinstanzen und Organisationen, die vom FSC autorisiert sind.
PEFC wurde 1999 in Paris als ursprünglich rein europäisches Waldzertifizierungssystem gegründet, das als Zertifikat vor allem die weitverbreitete kleinteilige Waldbesitzerstruktur in Europa besonders unterstützt. Die Dokumentation und Verbesserung der nachhaltigen Waldbewirtschaftung sind die Ziele der beiden führenden Forstzertifizierungssysteme FSC und PEFC. Dies geschieht jedoch teilweise auf unterschiedliche Weise.
> Zertifizierung
Beim FSC werden die Kriterien für die Zertifizierung von drei gleichberechtigten Kammern beschlossen: von Vertretern von Naturschutzverbänden, sozialen und wirtschaftlichen Interessengruppen. Dagegen legt PEFC nach eigenen Angaben besonders großen Wert darauf, dass die Interessen der Waldeigentümer gewahrt bleiben.
> Label-Standards
Der FSC-Standard ist besonders bei einzelnen ökologischen Kriterien deutlich konkreter. So schreibt das FSC vor, dass 5 Prozent der Waldfläche als Referenzfläche nicht bewirtschaftet werden darf und langfristig zehn Bäume pro Hektar als Habitatbäume geschützt werden sollen. Der Einsatz chemischer Pflanzenschutzmittel ist in FSC-zertifizierten Wäldern nur nach behördlicher Anordnung erlaubt, während er in PEFC-zertifizierten Wäldern “auf das notwendige Maß” beschränkt wird.
> Weitere Unterschiede, Beispiel
Ein weiterer Unterschied besteht beim vorgeschriebenen Abstand der sog. Rückegassen. Das sind vorgegebene Pfade, auf denen Erntemaschinen den Wald befahren dürfen. Während die Rückegassen in PEFC-zertifizierten Wäldern einen Mindestabstand von 20 Metern aufweisen müssen, sollen sie in FSC-zertifizierten Wäldern nicht mehr als 13,5 Prozent der Waldfläche einnehmen. Die Abstände sollen 40 bis 20 Meter betragen und sind somit in ihrer Gesamtfläche begrenzt.
> Kontrolle
PEFC legt großen Wert auf einfache und günstige Zertifizierungsverfahren. Während bei FSC grundsätzlich jeder Forstbetrieb (also auch jeder Waldeigentümer oder die Forstbetriebsgemeinschaft) einmal im Jahr kontrolliert wird, besteht bei PEFC – besonders im Rahmen des regionalen Zertifizierungsverfahrens – die Möglichkeit, große Gebiete zu zertifizieren und dabei das Zertifizierungsverfahren für den einzelnen Eigentümer stark zu vereinfachen. Daher werden hier im Jahr nur noch 10 Prozent der Fläche kontrolliert.
EMAS ist weltweit das anspruchsvollste System für nachhaltiges Umweltmanagement. Es beinhaltet automatisch das Umwelt-Managementsystem ISO 14001:2015. Organisationen jeder Art werden mit dem EU-Label ausgezeichnet, wenn sie die Anforderungen der EMAS-Verordnung erfüllen. EMAS-Organisationen verpflichten sich zur kontinuierlichen Verbesserung ihrer betrieblichen Umweltleistungen über gesetzliche Vorschriften hinaus.
Dies geschieht mit Hilfe eines standardisierten Management-Systems, das zum Ziel hat, durch überprüfbare nachhaltige Produktionsabläufe ein ganzheitliches ökologisches Produktdesign zu erschaffen.
Die Idee dahinter: EMAS-Unternehmen verbessern auf dies Weise kontinuierlich ihre Umweltleistung mithilfe eines standardisierten Management-Systems. Über ihre Umweltziele und deren Umsetzung berichten sie in ihrer regelmäßigen EMAS-Umwelterklärung. Darin werden alle innerbetrieblichen umwelttechnisch relevanten Kennzahlen der jeweiligen Produktionsabläufe dokumentiert, ebenso die jeweiligen erreichten und zukünftigen Umweltziele bewertet.
EMASplus ist die Weiterführung der Emas-Validierung. Hier werden durch die DIN ISO 26000 Normierung sieben Kernthemen überprüft, die das Unternehmen in seinem Leitfaden formuliert hat:
Da diese Erklärung öffentlich zugänglich sein muss und von staatlich beaufsichtigten, unabhängigen Umweltgutachtern, z.B. TÜV Süd oder TÜV Nord, jährlich validiert wird, schafft sie eine hohe Transparenz, denn die Umweltbeauftragten kontrollieren ebenfalls, ob EMAS in der Praxis richtig umgesetzt wird und bestätigen, dass die EMAS-Organisationen alle Umweltvorschriften einhalten (Legal Compliance).
Geprüfte und validierte Druckereien erhalten ein Zertifikat mit der Identifikationsnummer des Unternehmens.
Das Zertifikat ist je nach Betriebsgröße ein oder zwei Jahre gültig.
Nach Ablauf dieser Frist muss es erneut von externen Gutachtern validiert werden.
Zu beachten ist hierbei, dass dieses Zertifikat lediglich ein Standortzertifikat ist. Es ist kein Umwelt-Gütesiegel für ein Druckprodukt sondern bestätigt lediglich einen starken nachhaltigen Charakter der Produktionsprozesse des zertifizierten Unternehmens.
Aufgrund der geforderten Transparenz, die dieses Umweltsiegel schafft, ist davon auszugehen, dass die in zertifizierten Druckereien produzierten Druckprodukte sehr hohen Umweltstandards entsprechen bzw. sich die Druckereien in einem Prozess der ständigen Optimierung bei der nachhaltigen Transformation befinden.
Das Cradle to Cradle Designkonzept vertritt, im Unterschied zu den effizienten TYP I Umweltzeichen wie Blauer Engel DE-UZ 195 für Produkte aus zertifizierten Recyclingpapieren und dem EU Ecolabel 053 für gemischte Papierprodukte aus Recycling- und Frischfaserpapieren, einen ähnlich Ansatz zur Herstellung von Papier- und Printprodukten aus reinen Frischfasern.
Vergleicht man jedoch die Cradle to Cradle-Zertifizierungskriterien mit den Zertifizierungskriterien des Blauen Engel DE-UZ 195 oder des EU Ecolabel 053, so besitzt ein Cradle to Cradle-Druckprodukt gegenüber dem Blauen Engel DE-UZ 195- oder EU-Ecolabel-053-Printprodukt keine maßgeblichen ökologischen Vorteile hinsichtlich der Materialbeschaffenheit, des Produktionsprozesses, der Recyclierbarkeit des Produkts, der Klimarelevanz, sowie der sozialen Verantwortung, sofern ein mit den Labels ausgezeichnetes Druckunternehmen zusätzlich mit einem Umweltmanagementsystem wie EMAS oder ISO 14001:25 zertifiziert ist. Letztendlich basiert jedes der genannten Labels auf einem, soweit möglich, ganzheitlichen Ansatz zur Herstellung nachhaltiger Printprodukte.
Im Jahr 2018 veröffentlichten Nikolay Minkov, Vanessa Bach, Matthias Finkbeiner die Studie
Characterization of the Cradle to Cradle Certified™ Products Program in the Context of Eco-labels and Environmental Declarations.
Darin wurde festgestellt, dass Cradle to Cradle Certified in der Medienbranche zwar als TYP-I-Umweltzeichen (vgl. Welche Typen von Umweltzeichen gibt es?), ähnlich dem des Blauen Engel DE-UZ 195 oder dem EU Ecolabels 053, wahrgenommen wird, obwohl es tatsächlich aber kein staatliches Umweltzeichen ist.
Eine Untersuchung des gleichen Teams kam außerdem zum Schluss, dass Cradle to Cradle Certified so viele Mängel hat, dass es nicht aussagekräftig ist. Es berücksichtigt weder den gesamten Produkt-Lebenszyklus, noch die Energieeffizienz, und bewertet die Emissionen von biologischen Nährstoffen immer positiv.
Eine Studie zu Greenwashing fasste 2022 die Kritik an Cradle to Cradle Certified wie folgt zusammen:
Nimmt man dagegen den energetischen und ressourcenschonenden Ansatz der Recyclingpapierherstellung als Maßstab, so bleibt die nachhaltige Gesamtbilanz der Herstellung und Nutzung des Blauen Engels für Druckprodukte gemäß dem Label DE-UZ 195 die bessere Alternative gegenüber zertifizierten Produkten aus Frischfaser-Papieren.
Ein uns bekannter Chemieprofessor der Universität Hamburg, dem wir die Ausschlussliste der Schadstoffe für Cradle to Cradle Certified Druckprodukte, die uns von der Cradle to Cradle Switzerland GmbH zur Verfügung gestellt wurde, vorgelegt haben, hat diese Informationen wie folgt bewertet:
„Der Gedanke an Greenwashing ist durchaus begründet. Aus der Ausschlussliste ergibt sich kein gesonderter Recycling-Ansatz, eher sind die noch erlaubten Inhaltsstoffe als bedenklich anzusehen. Im Prinzip hat man zu gängigen nationalen und internationalen Regelungen (REACH etc.) noch einige eigene Regelungen bzw. Produktausschlüsse aufgestellt und gleichzeitig selbst unterlaufen. So sollen ja keine halogenierten Verbindungen in C2C zertifizierten Produkten enthalten sein. Aber auf der C2C Ausschlussliste finden sich etliche halogenierte Verbindungen mit z. T. “erheblich erlaubten Konzentrationen.“
Am 1. Januar 2023 trat in Deutschland das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LKSG) in Kraft. Ab dem 1. Januar 2024 sind in Deutschland ansässige Unternehmen mit mindestens 1.000 Beschäftigten verpflichtet, alle Maßnahmen offenzulegen, die sie ergreifen, um ihre Sorgfaltspflichten zur Vermeidung und Eindämmung von Menschenrechts- und Umweltrisiken zu erfüllen.
Das Gesetz wirkt sich außerdem indirekt auf Tausende Lieferanten dieser Unternehmen nicht nur in Deutschland aus. Unternehmen, die unter das Gesetz fallen, haben folgende Verpflichtungen:
Das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA), das die Durchsetzung des LkSG überwacht, bezieht sich in seiner Beurteilung auf das EcoVadis-Rating.
EcoVadis SAS ist ein seit dem Jahr 2007 in Paris ansässiges Unternehmen, das weltweit agiert, um die in Firmen praktizierte Nachhaltigkeit zu bewerten. Das Ergebnis ist das Ecovadis Sustainability Rating. Mit Hilfe dieser Bewertung können die teilnehmenden Firmen genau ableiten, welchen Stand sie im Vergleich zu anderen Unternehmen ihrer Branche erreicht haben und wo Verbesserungen möglich sind. Ecovadis bietet den Unternehmen mit seiner Dienstleistung an, diese Herausforderungen zu meistern. Wirtschaftsunternehmen können ein EcoVadis Rating zur zuverlässigen Bewertung und Überwachung ihrer Nachhaltigkeitsleistungen einholen.
Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur. Als Alternative zum gegenwärtigen Wirtschaftsverständnis baut sie auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz auf.
Die GWÖ unterliegt nicht einer staatlichen Verpflichtung, sondern bezieht sich auf den freiwilligen Willen von Unternehmen jeder Größenordnung.
Hinter der Gemeinwohl-Ökonomie steht die Überzeugung, dass die drängenden Herausforderungen unserer Zeit – von der Ressourcenknappheit über die Klimakrise, vom Verlust der Artenvielfalt bis hin zur größer werdenden Kluft zwischen Arm und Reich – Folgen des Kapitalismus sind und nur ganzheitlich und systemisch zu lösen sind. Als nachhaltiges Wirtschaftssystem bietet die Gemeinwohl-Ökonomie eine Alternative zur externen Überprüfung der unternehmerischen Maßnahmen durch staatliche Gutachter wie etwa TÜV-Süd oder TÜV-Nord.
Das ECOnGOOD Label ist das neue, internationale Nachhaltigkeitssiegel, das soziale, ethische und ökologische Faktoren berücksichtigt.
Dieses Siegel und EcoVadis heben sich nicht gegeneinander auf.
Die Ideen bzw. Konzepte, nämlich dass Kunden sich anhand von einfachen Überblicken schnell ein Bild der nachhaltigen Orientierung eines Unternehmens machen können, sind dennoch in einigen Bereichen, wenn auch nur sehr grob, mit dem EcoVadis Score vergleichbar. Generell:
Bei EcoVadis (vgl. Flyout auf der UmDEX-Website) wird für jedes teilnehmende Unternehmen, das seine Kennzahlen gemeldet und offiziell geteilt hat, eine Score Card angelegt. Die Score Card bewertet vier Bereichen und rankt diese.
Geschäftspartner, die ebenfalls Mitglied sind, können diese einsehen.
Beides Labels ermöglichen also einen schnellen Zugriff auf relevante Umweltdaten,
wobei sich die jeweiligen Charakteristika beider Labels, vor allem die inhaltlichen Anforderungen, unterscheiden. Ein Unterschied ist z. B. die Gewichtung von Kriterien und die generellen Zielsetzungen. EcoVadis bewertet bereits vorhandene Labels. ECOnGOOD fokussiert nach wie vor auf die zumeist selbst definierten Ausprägungen, die mit der Gemeinwohlökonomie einhergehen.
Das EU Ecolabel 053 ist das Umweltzeichen der Europäischen Union für Printprodukte. Es stellt sicher, dass die gesamte Papier- und Druckproduktion und damit der gesamte Papier-Lebenszyklus hohen Umweltanforderungen genügt. Strenge Richtlinien regeln den Herstellungsprozess, von der Nutzung der Rohstoffe und Chemikalien über den Energieverbrauch, Wasserschutz und Luftemissionen bis hin zur Abfallwirtschaft. Die eingesetzten Holzfasern müssen aus nachhaltig bewirtschafteten Wäldern stammen; zudem ist ein Mindestanteil von 50 Prozent zertifizierter Fasern oder Recyclingmaterial vorgegeben.
Um Druckerzeugnisse mit dem EU Ecolabel zu kennzeichnen, muss die Druckerei die Einhaltung aller vorgegebenen Vorschriften gegenüber der deutschen Zertifizierungsstelle RAL gGmbH nachprüfbar belegen.
Mit dem Zertifikat EU Ecolabel werden dann besonders umweltschonende Produkte und Dienstleistungen gekennzeichnet. Im Jahr 2020 wurde von der Europäischen Kommission ein erweiterter Kriterienkatalog für Druckerzeugnisse veröffentlicht, der Druckereien ermöglicht, ein gesamtes Druckprodukt mit dem EU Ecolabel auszuzeichnen und dies auch optisch zu kommunizieren.
Die Kriterien für das EU Ecolabel-Umweltzeichen gelten für Druckerzeugnisse: darunter auch Schreibwaren aus Papier und Papiertragetaschenerzeugnisse, die auf nachhaltige Weise hergestellt wurden, und auf Rohstoffen basieren, die aus ökologisch bewirtschafteten Wäldern oder aus recyceltem Material gewonnen wurden. Die Kriterien basieren auf einer Lebenszyklusanalyse, fördern energieeffiziente Herstellungsverfahren und reduzieren die Emissionen flüchtiger organischer Verbindungen (VOC).
Mit der Umsetzung der Kriterien soll ferner der Einsatz gefährlicher Stoffe begrenzt,
wodurch der Übergang zu einer stärker kreislauforientierten Wirtschaft erleichtert werden kann.
Der Blaue Engel fungiert seit einigen Jahren als zentrales deutsches staatliches Instrument für integrierten Umwelt- und Verbraucherschutz.
Im Jahr 2015 wurde das Blauer Engel Umweltzeichen zudem als Zertifikat für Druckerzeugnisse Blauer Engel DE-UZ 195 eingeführt.
Seither zeichnet dieses Label bestimmte Produkte entsprechend zertifizierter Druckunternehmen aus, die auf dieser Basis mit unterschiedlichen Druckverfahren umweltfreundliche Druckprodukte wie Zeitschriften, Broschüren, Werbebeilagen, Flyer, Plakate, dekorative Kalender und Bücher herstellen.
Der Blaue Engel war Vorbild für die internationale Standardnorm ISO 1402, an der sich heute weltweit viele Umweltzeichen orientieren.
Umweltzeichenprogramme, die nach ISO 14024 arbeiten (so genannte TYP I Umweltzeichen), erfüllen hohe Ansprüche hinsichtlich des Niveaus und der Relevanz der Kriterien sowie der Unabhängigkeit, der Kontrolle und der Transparenz des Entwicklungs- und Vergabeprozesses.
Die wichtigsten Voraussetzungen für die Erfüllung der Kriterien sind:
Überprüft und zertifiziert wird die Erfüllung dieser Kriterien ebenfalls von der deutschen Zertifizierungsstelle RAL gGmbH.
Vergleicht man die Kriterien von EU Ecolabel 053 und Blauer Engel DE-UZ 195, so stellt man fest, dass diese beiden Umweltzeichen in bestimmten Bereichen übereinstimmen.
Unterschiede ergeben sich zum einen bei der Produktklassifikation:
Für beide Druckprodukt-Siegel gelten Beschränkungen für Stoffe, die gemäß der CLP-Verordnung (Kennzeichnung von gefährlichen Stoffen und Gemischen) eingestuft sind. Beide Zeichen stehen jedoch für ein ganzheitlich nachhaltiges Zertifizierungssystem.
Ein weiterer Unterschied ergibt sich in der Verbreitung der beiden Labels:
Blauer Engel-Druckprodukte nach DE-UZ 195 sind nur in Deutschland zertifizierbar. Das EU Ecolabel 053 gilt in allen Mitgliedsstaaten der Europäischen Union sowie in Norwegen, Liechtenstein und Island als anerkanntes Umweltzeichen.
Weitere Informationen zu den Kriterien und der Vergaben:
Zur Ermittlung des CO₂-Fußabdrucks existieren derzeit verschiedene Normen und Standards. Weit verbreitet in der Praxis sind u.a. die Standards des Greenhouse Gas Protokolls, ISO 14067 und ISO 14040.
Eine Druckerei, die klimaneutrale Produkte anbietet, ermittelt ihren CO₂-Fußabdruck in drei sogenannten Scope-Emissionen, deren Bilanzierungen vom Greenhouse GAS Protokoll vorgeschrieben werden:
Diese Emissionen stammen aus Quellen, die direkt von Unternehmen verantwortet oder kontrolliert werden. Dazu gehören Emissionen aus Energieträgern am Standort des Unternehmens, wie Erdgas und Brennstoffe, Kühlmittel, sowie Emissionen durch den Betrieb von Heizkesseln und Öfen. Sie werden von Unternehmen verantwortet oder kontrolliert. Unter Scope 1 fallen auch Emissionen des eigenen Fuhrparks (z. B. Autos, Lieferwagen, Lkw, Helikopter für Krankenhäuser, usw.).
Diese indirekten Treibhausgasemissionen stammen aus eingekaufter Energie, wie Strom, Wasserdampf, Fernwärme oder -kälte, die außerhalb der eigenen Systemgrenzen von Unternehmen erzeugt aber von ihnen verbraucht werden. Wird beispielsweise Strom, der von einem Versorgungsunternehmen eingekauft wird, außerhalb erzeugt, gelten die dadurch entstehenden Emissionen als indirekte Emissionen.
Die Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette von Unternehmen entstehen, sind das Ergebnis von Aktivitäten aus Anlagen, die sich nicht im Besitz eines Unternehmens befinden, oder von ihm kontrolliert werden, die aber das Unternehmen durch diese Aktivitäten innerhalb der eigenen Wertschöpfungskette unmittelbar beeinflusst.
Um eindeutig zwischen den Geltungsbereichen Scope 2 und 3 zu unterscheiden, beschreibt die US Enviromental Protection Agency (EPA) die Scope-3-Emissionen als das Ergebnis der Gesamtproduktion des jeweiligen Unternehmens.
Obwohl diese Emissionen nicht von Unternehmen selbst kontrolliert werden, können sie durchaus den größten Anteil an den Treibhausgasemissionen von Unternehmen ausmachen. Auf Grundlage der finanziellen Transaktionen des berichtenden Unternehmens unterscheidet das GHG Protocol bei den Scope-3-Emissionen zwischen vor- und nachgelagerten Emissionen und unterteilt diese in insgesamt 15 verschiedene Kategorien.
Vorgelagerte Emissionen:
Vorgelagerte Emissionen umfassen die indirekten Treibhausgasemissionen innerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens, die in Verbindung mit eingekauften Waren (materiellen Gütern) und Dienstleistungen (immateriellen Gütern) stehen. Diese Emissionen werden in acht Kategorien unterteilt:
Nachgelagerte Emissionen sind die indirekten Treibhausgasemissionen innerhalb der Wertschöpfungskette eines Unternehmens, die in Verbindung mit dessen verkauften Waren und Dienstleistungen stehen und entstehen, nachdem sie den Besitz oder die Kontrolle des betreffenden Unternehmens verlassen haben. Nachgelagerte Emissionen fallen in sieben verschiedene Kategorien:
Die Basis der CO₂-Kompensation bedeutet, dass Unternehmen ihren CO₂-Ausstoß – verursacht durch seine emissionsrelevante Produktion – mittels Ankauf von Zertifikaten für unterschiedliche Klimaschutzprojekte kompensieren können.
In der Praxis kaufen Unternehmen dafür im Handel sogenannte „Emissionsminderungsgutschriften“ und finanzieren somit bestimmte, definierte Umwelt- oder Klimaschutzprojekte, entsprechend den Treibhausgasemissionen, die reduziert oder ausgeglichen werden sollen – etwa durch die Anpflanzung von Wäldern oder durch finanzieller Beteiligung durch die Produktion erneuerbarer, also nachhaltiger Energie. Unternehmen erhalten entsprechende Gutschriften, um so eine bestimmte Menge an CO₂-Emissionen zu reduzieren oder eine bestimmte Emissionsquelle (Produktion eines Druckproduktes) vollständig auszugleichen.
Mit diesem System werden Unternehmen eher dazu ermutigt, ihre Emissionen zu kompensieren, anstatt sie zu reduzieren, etwa durch Hinterfragen des eigenen Geschäftsmodells oder der Produktion. Alternative Geschäfts- und Produktionsmodelle die weniger oder keine CO₂-Emissionen verursachen, sind der beste Klima- und Umweltschutz. Der Grundsatz:
Vermeiden. Reduzieren. Kompensieren.
Auf Basis der betrieblichen Klimakompensation zahlt ein Unternehmen einen Teil seines Gewinns an „umwelt- und klimaschonende“ Projekte, um sich selbst zu rehabilitieren – das ist jedenfalls immer dann tendenziell eher Greenwashing, wenn stattdessen eine Vermeidung oder wenigstens Reduzierung möglich gewesen wäre. Das zu bewerte, ist eine sehr schwierige Aufgabe, denn theoretisch sind weder Urlaubsreisen, noch viele Geschäftsreisen noch diverse Hobbys, Sportveranstaltungen und vieles mehr nicht zwingend erforderlich. Die Bewertung muss also mit Bedacht und mit Blick auf die über Jahrhunderte gewachsene industrielle Struktur mit Blick auf eine sozialverträgliche Lösung vorgenommen werden. Fakt ist aber auch:
Mit Blick auf den Umwelt- und Klimaschutz genügt es nicht, die umweltkritischen Aktivitäten eines Unternehmens nur auf seine CO₂-Emissionen zu reduzieren.
Umweltschädlich produzierende Unternehmen stoßen nicht nur Treibhausgase aus, sie gefährden darüber hinaus nicht selten die Umwelt, indem sie Ökosysteme aufgrund verschiedenster Geschäftspraktiken aus dem Gleichgewicht bringen oder zerstören. Aktuell nimmt auch die biologische Artenvielfalt großen Schaden.
Obwohl der Weltklimarat (IPC) die Bindung und Speicherung von Kohlenstoff als unerlässlich für die Eindämmung der globalen Erwärmung bewertet, darf diese Tatsache in Verbindung mit dem Ausgleich von CO₂-Emissionen nicht dazu führen, andere wesentliche Bereiche im Klima- und Umweltschutz aus dem Blick zu verlieren.
Global gesehen trägt die CO₂-Kompensation kaum zu den Zielen des Pariser Abkommens bei, konkret: CO₂-Emissionen zu vermeiden bzw. drastisch zu reduzieren und nicht bloß zu kompensieren.
In der Druckbranche gibt es nicht wenige Unternehmen, die in ihren Betrieben Management- und Produktionssysteme wie z.B. EMAS, Blauer Engel DE-UZ 195, oder ISO 14001 installiert haben und schon durch den Blick auf das große Ganze beim Klima- und Umweltschutz deutlich weniger CO₂-Emissionen verursachen (vgl. UmDEX-Tabelle).
CO₂-Zertifikate sind nicht gleich CO₂-Zertifikate. Diese Tatsache erschwert das Verständnis. Um die Kritik besser zu differenzieren, ist es wichtig, die Mechanismen dahinter grob zu verstehen.
Die Industrie in der EU bekommt seit Beginn des Handels einen Großteil ihrer Zertifikate nach einem bestimmten Schlüssel quasi geschenkt. Aus Angst, die Unternehmen könnten ins Ausland abwandern, wo weniger strenge Regulierungen gelten. Dieses Risiko wird als sogenanntes „Carbon Leakage“ bezeichnet, also die Verlagerung von CO₂-Ausstoß ins Ausland.
Industrieunternehmen definierter Branchen und Umsatzgrößen erhalten also eine Form von Verschmutzungs-Lizenz, eine Freigabe zur Emission bestimmter CO₂-Mengen = „Schadstoff-Budget“.
Handel mit Zertifikaten
Emittieren diese Unternehmen mehr CO₂, können sie ihre Übermengen bei solchen Unternehmen zukaufen, die weniger Emissionen verursacht haben. Das Prinzip wird als Emissionshandel bezeichnet. Wer weniger als zugewiesen verbraucht, kann seine Zertifikate zu einem Handelspreis X verkaufen.
Generell will die EU künftig sehr viel strenger werden. Bis 2026 sollen die kostenfreien Gutschriften entfallen und die Emissions-Preise werden generell weiter steigen.
Die zweite Ebene ist außerhalb des Kyoto-Systems organisiert. Die hier erzielten Emissionsreduktionen können nicht im Rahmen des offiziellen Emissionshandels verkauft oder erworben werden.
Die Zertifikate dieses Marktes werden als VERs (Verified Emission Reduction Units) bezeichnet. Die Emissionsreduktionen sind also nur verifiziert, nicht aber zertifiziert.
Dieser Markt wird nicht reguliert. Es gibt keine gesetzlichen einheitlichen Qualitätsstandards.
Darum gibt es hier diverse Projekte, bei denen die angegebenen CO₂-Reduktionen sehr fragwürdig und umstritten sind. Der weltweit größte Zertifizierer „Verra“ zertifiziert weltweit rund drei Viertel aller freiwilligen Gutschriften.
So berichtete z. B. der Tagesanzeiger: „Untersucht wurden rund 30 von der Organisation Verra zertifizierte Regenwaldprojekte. Das Ergebnis ist ein Skandal: Über 90 Prozent aller aus diesen Projekten verkauften Zertifikate sind wertlos. Mit anderen Worten: Knapp 89 Millionen Tonnen CO₂ wurden gar nicht eingespart.“
Verra verwaltet den bekannten Verified Carbon Standard (VCS), einen weit verbreiteten Standard zur Zertifizierung von CO2-Emissionsreduktionen. Auch die Zeit und der Guardian erheben in ihrer Recherche schwere Vorwürfe gegen Verra. Demnach werden zahlreiche Waldschutzprojekte des führenden Zertifizierers vielfach überschätzt. Nennenswerte Teile der CO₂-Zertifikate, mit denen Unternehmen weltweit ihre Emissionen kompensieren, wären demnach weniger wert als angegeben.
Darum raten viele NGOs und Expert:innen davon ab, gewisse Zertifikate für den Schutz von Wäldern zu verwenden. Auch das Umweltbundesamt rät zur vorsichtigen Betrachtung.
Im Rahmen der Allianz für Entwicklung und Klima sind folgende Standards zugelassen:
Es kommt also nicht allein darauf an, dass z. B. die Produktion eines Druckproduktes oder die Emissionen einer Druckerei in Höhe der nicht vermeidbaren CO₂-Emissionen kompensiert werden, sondern insbesondere, wie diese Projekte strukturiert sind und in welche Ausgleichsprojekte das Geld schließlich fließt.
Zu bedenken ist, dass es diverse regionale Projekte gibt, die besser kontrolliert werden können und selbst Verra diverse Projekte anbietet, bei denen es weniger oder keine Kritik an den Bewertungsverfahren gibt, zumeist abseits von Waldschutzprojekten.
Bei aller Kritik darf der freiwillige Markt also keinesfalls generell unter Anklage gestellt werden, denn im Wesentlichen überwiegen die Vorteile der aktuell angebotenen und zunehmend standardisierten Verfahren.
Mit dem Begriff Ökostrom werden üblicherweise Stromlieferverträge bezeichnet, mit denen Abnehmer bei Anbietern elektrische Energie einkaufen, die zu 100 Prozent aus umweltfreundlichen, erneuerbaren Energiequellen wie Sonnenenergie, Windkraft und Wasserkraft hergestellt werden.
Zertifizierte Öko-Stromanbieter dürfen nicht an einem Atomkraft- oder Kohlekraftwerk beteiligt sein und dokumentieren dies durch zertifizierte Ökostrom-Siegel.
Die bekanntesten Zertifizierungen für Ökostrom sind Zertifikate vom TÜV Nord und Zertifikate vom TÜV Süd, sowie die sogenannten „RECS Zertifikate“.
RECS-Zertifikate (Renewable Energy Certificate System) sind Herkunftsnachweise für Strom aus erneuerbaren Energien und dienen Energieversorgern zur entsprechenden Kennzeichnung des Stroms. Ein RECS-Zertifikat bestätigt, dass der Strom auf umweltfreundliche Weise produziert wurde.
Die Zertifikate können unabhängig vom physikalischen Stromfluss gehandelt werden und dienen dem Käufer als Nachweis, dass der von ihm verbrauchte Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Energien stammt. Pro erzeugter Megawattstunde Ökostrom wird ein Zertifikat vergeben.
Außerdem gibt es für Ökostrom das Gütesiegel “ok-power Label” sowie das Gütesiegel “Grüner Strom Label“.
Folgende Anbieter sind dementsprechend zertifiziert:
Ein zentrales Merkmal von Druckdienstleistern, die Sie im UmDEX finden, ist deren prozessorientierte Steuerung durch international anerkannte Normen und Standards (Navigationssysteme): Zum Beispiel offizielle, hochwertige Typ-1-Umweltzeichen wie Produktzertifikate (z. B. Blauer Engel DE-UZ 195) bzw. Unternehmenszertifikate: Dazu zählen Umweltmanagementsysteme wie EMAS, oder ISO-Normen wie 14001 (Umwelt) oder ISO 50001 (Energie) usw.
Druckereien der UmDEX-Klasse optimieren ihren CO₂-Fußabdruck bzw. ihre generellen Auswirkungen im Klima- und Umweltschutz in einem sich dynamisch regelmäßig neu kalibrierenden Optimierungsprozess:
Knapp zwei Prozent aller Druckdienstleister in der DACH-Region, die nachweislich professionell und zertifiziert nachhaltig dienstleisten, erfüllen freiwillig eine Reihe von administrativen Aufgaben. Charakteristisch für die professionelle nachhaltige Medienproduktion sind:
Messung und Analyse sind die Basis für belastbare Daten. Daten die Basis für Vergleichbarkeit und Transparenz als Grundlage für Glaubwürdigkeit und einen fairen Wettbewerb.
(Lesen sie den erweiterten Beitrag zum Thema „Transformation der Weltwirtschaft“), verfügbar ab 20.08.2024, in dem wir Agenturen und Druckdienstleister argumentativ unterstützen. In Zeiten in denen Lobbys, populistische Parteien und und russische Agenturen mit beängstigend hohen Budgets mittels Desinformationskampagnen versuchen, westliche Gesellschaften zu spalten, ist es beim Werben für nachhaltige Druckprodukte elementar, die richtigen Argumente griffbereit zu haben.
Mit Blick auf die nachhaltigen Transformation sollte, neben dem Klima- und Umweltschutz auch die wirtschaftliche Dimension erwähnt werden. Einige Beispiele sind, grob:
Die deutsche Wirtschaft erlebt derzeit eine Transformation, die nicht ohne Reibungsverluste funktionieren kann.
Es sind sehr häufig gerade keine Zukunftsindustrien die derzeit Probleme haben, Insolvenzen anmelden oder abwandern, sondern häufig die sog. alten Industrien ohne oder ohne viel Zukunftsperspektiven. Unternehmen die zukünftig ohnehin oft nichts mehr zum Wirtschaftswachstum in der EU geschweige denn zum Export aus der EU beitragen würden und den zunehmenden Kostendruck schon jetzt häufig auf ihre eigenen Belegschaften abwälzen.
Zukunftsindustrien hingegen expandieren mehrheitlich und sind ein Garant für den sozialen Frieden. Die EU-Wirtschaft wird bezüglich fairer Löhne zukünftig widerstandsfähiger.
Diese Transformation kostet Geld, dass zumeist als Zukunftsinvestition gute Renditen erwirtschaftet.
Nur einige Beispiele, wie sich Ökologie und Ökonomie ineinander fügen:
> Wer die Chips kontrolliert, kontrolliert die Zukunft: Deutschland entwickelt sich gerade zum Zentrum der Zukunftsindustrien. Chips sind das Herz jeder modernen Industrie. Ohne Chips keine zukunftsorientierte Industrie! Aktuell entstehen überall große Chip-Fabriken in Deutschland, für mehr Unabhängigkeit u. a. von China, so z. B. in Dresden. Eine Erpressbarkeit wie beim russischen Gas wird damit vermieden.
> Batteriewerke für die E-Mobilität und Speicher für Erneuerbare Energien werden überall in Deutschland gebaut. Diese Speicher sorgen dafür, dass wir auch ohne fossile Energien eine stabile Energieversorgung sicherstellen.
> Erneuerbare Energien sind die günstigste Form der Energieerzeugung und machen die deutsche Wirtschaft für die Zukunft erheblich wettbewerbsfähiger und vollständig unabhängig gegenüber Drittstaaten, die bislang Preise diktieren konnten.
> Deutschland wird zum Europa-Hotspot für künstliche Intelligenz. Auch entstehen überall in Deutschland energieintensive KI-Rechenzentren (z. B. in Frankfurt), die unserer Wirtschaft ermöglichen, die modernsten Technologien zu entwickeln. Die Zentren profitieren zunehmend vom günstigen, erneuerbaren Strom. Nicht nur die Rechenzentren selbst entstehen hierzulande, sondern auch vom Bau entsprechender Anlagen profitiert die deutsche Wirtschaft erheblich.
So entwickelt sich Deutschland trotz massiver Kritik von Lobbyisten der alten Industrien und von Populisten und ihren Anhängern zwar langsamer, aber sicher zu einem führenden Standort für Zukunftstechnologien.
Hunderte von Milliarden, die u. a. Deutschland nicht mehr für fossile Brennstoffe ausgegeben muss, bleiben im Wirtschaftskreislauf. So auch die geschätzt rund 50 Milliarden Euro jährlich für Rohstoffe, die wir jetzt durch eine intelligente Kreislaufwirtschaft und Recycling ebenfalls in Deutschland halten.
Bei aller Kritik am Detail, so ist sie an der generellen Agenda faktisch nicht nachweisbar, oft vorsätzlich unwahr und destruktiv.
Wir erzeugen Energie und Rohstoffe zunehmend günstig. Im eigenen Land. Es ist fast unmöglich, nicht zu erkennen, dass die grobe politische Richtung von mehr oder weniger allen etablierten Parteien wirtschaftspolitisch in die richtige Richtung geht. Sie kann durchaus als:
zukunftssicher, unabhängig und nachhaltig.
bezeichnet werden.
Um das große Ganze besser nachzuvollziehen, helfen leicht veränderte Perspektiven:
Vielen Druckereien der UmDEX-Klasse gelang es, ihre Perspektiven entsprechend zu kalibrieren, aber noch nicht immer, diesen Wandel bzw. die nachhaltige Transformation richtig zu kommunizieren.
Für die Druck- und Kreativbranche kommt es jetzt besonders in Beratungsgesprächen darauf an, sich sowohl als gute Berater:innen als auch als Botschafter:innen der nachhaltigen Transformation zu definieren. Es ist elementar, den tiefergehenden Sinn und Zweck der Transformation, wann immer möglich, anzusprechen oder den Kunden eine eigene Agenda mit entsprechend belastbaren Argumenten auszuhändigen.
Drucksacheneinkäufer:innen sollte deutlich werden, dass ein Label kein Selbstzweck ist. Jede ernsthaft nachhaltige Druckerei identifiziert sich nicht also Solokämpfer, sondern als Teil eines größeren Ganzen. Damit entstehen Vorteile, die über ein nachhaltiges Druckprodukt hinausgehen wie generell positiven Auswirkungen auf unsere Gesellschaft (Kaufkraft, Stimmung etc.).
Der UmDEX 2.0 ist ein Branchenstandard für die Nachhaltige Medienproduktion, der von Druckdienstleister entwickelt wurde und sich an Typ-1-Umweltzeichen orientiert. Die sog. UmDEX-Tabelle zeigt entsprechend zertifiziert nachhaltige Druckdienstleister.
Die Papierdatenbank ist eine vollständige Sammlung sämtlicher Recyclingpapiere (grafische Papiere), die in der DACH-Region zu beziehen sind, nebst entsprechenden Zertifikaten wie FSC oder Blauer Engel, Grammaturen, Cie-Werte (Weißegrade) und mehr.
Die Kampagne zur Förderung des Blauen Engels (KFB) ist eine Allianz mit Verbänden und nachhaltigen Unternehmen, mit dem Ziel, speziell das Label für die gesamte Druckproduktion, DE-UZT 195 bekannter zu machen und die Verbreitung des dieses Labels zu verbessern.