Gemeinwohl-Ökonomie
Ein Weg in die Wirtschaftskultur des Gemeinwohls

Die Gemeinwohl-Ökonomie (GWÖ) ist ein innovatives, nachhaltiges Wirtschaftsmodell mit dem Ziel einer ethischen Wirtschaftskultur. Als sinnvolle Alternative zum gegenwärtigen Wirtschaftsverständnis baut sie auf den Werten Menschenwürde, ökologische Verantwortung, Solidarität, soziale Gerechtigkeit, demokratische Mitbestimmung und Transparenz auf.
Hinter der Gemeinwohl-Ökonomie steht die Überzeugung, dass die drängenden Herausforderungen dieser Epoche – die Ressourcenknappheit, die Klimakrise, der Verlust der Artenvielfalt und die immer größer werdende Kluft zwischen Arm und Reich – manifeste Folgen des Kapitalismus sind, und perspektivisch nur ganzheitlich und systemisch zu lösen sind.

Gemeinwohlökonomie
Die Entwicklung der Gemeinwohl Ökonomie, Bildquelle Pixabay
Die Entwicklung der Gemeinwohl Ökonomie, Bildquelle Pixabay

Noch steckt die unternehmerische Bewegung der Gemeinwohl Ökonomie in den Anfängen, denn jahrzehntelang glaubte man in der Industrie, dass es unmöglich sei, ethische und soziale Aspekte der Unternehmen in den unterschiedlichen Branchen zu beurteilen.

GWÖ-Bilanzierung als wirtschaftliche Alternative

Doch die, sich in der Wirtschaft allmählich entwickelnde GWÖ-Initiative geht weit über die derzeitigen Nachhaltigkeits-Alternativen hinaus und beweist, dass es möglich ist, die tatsächlichen Auswirkungen des Managements, der Betriebsabläufe und der Lieferketten zu bewerten, faire und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zu fördern und zu unterstützen. Stakeholder, Kundinnen und Kunden werden dadurch in die Lage versetzt, fundierte Entscheidungen zu treffen, die ihren nachhaltigen Bedürfnissen und Werten entsprechen.

Die Umweltdruckerei Lokay hat dieses Jahr, als eine der wenigen nachhaltig zertifizierten Pionierbetriebe der Druckbranche, erstmals das Zertifikat der Gemeinwohl-Ökonomie erhalten. Mit dieser Bilanzierung ist es dem Unternehmen hervorragend gelungen, weit über seine schon vor Jahren entwickelten betrieblichen Öko-Leitlinien – wie EMAS, Klimapositivität, Blauer Engel DE-UZ 195, Cradle to Cradle Certified – hinaus zu gehen.

Die Lokay Initiative der GWÖ-Bilanzierung

Die von Lokay durchgeführte Initiative der GWÖ-Bilanzierung vervollständig auf hohem Niveau umfassend die seit langen Jahren im Betrieb umgesetzten ethischen und nachhaltigen Unternehmensleitlinien und betrieblichen Nachhaltigkeitsstandards, und beweist, dass die Bilanzierung eine hervorragende Alternative bietet, die tatsächlichen Auswirkungen der Betriebsabläufe und der Lieferketten korrekt zu bewerten, faire und verantwortungsvolle Geschäftspraktiken zu fördern und zu unterstützen.

Ralf Lokay mit dem Zertifikat der GWÖ-Bilanzierung, Bildquelle Lokay

Somit ist die Leitlinie der GWÖ ein innovativer Ansatz, der das Unternehmen motiviert, seinen Einfluss auf das Gemeinwohl aktiv zu vergrößern. Für die Zertifizierung offenbarte das Unternehmen entlang seiner gesamten Wertschöpfungskette mit Hilfe von 20 Indikatoren in vier Wertekategorien, wie verantwortungsvoll es bereits agiert und welche Potentiale sich noch eröffnen, um für die Gesellschaft noch wertvoller zu werden.

Für Ralf Lokay, den Geschäftsführer der Druckerei, ist die GWÖ-Bilanzierung ein heilsamer Schritt, den seiner Ansicht noch viel mehr Unternehmen gehen sollten. “Unser Wirtschaftssystem leidet unter chronischer Profitmaximierung – eine Epidemie, die viele negative Symptome für Mensch und Umwelt mit sich bringt”, erklärt er. “Die GWÖ-Zertifizierung ist eine dringend benötigte Therapie, die hilft, unsere Wirtschaftspraktiken gesünder und nachhaltiger zu gestalten und die Menschen im Unternehmen noch mehr einzubinden.“

Die Umweltdruckerei Lokay ist eines der wichtigsten Vorläuferunternehmen der Druckbranche in Sachen nachhaltiger Druckproduktion. Seit 2007 ist der Betrieb mit dem EMAS-Managementsystem zertifiziert und veröffentlicht jährlich eine Umwelterklärung mit Kennzahlen zu Abfall, Emissionen und Recyclingpapierquote. Die Berichte erfüllen die EMAS-Richtlinie. Für die Audits zu Blauer Engel- und Cradle to Cradle Certified-Druckprodukte legt es periodisch weitere Kennzahlen offen. Zahlreiche Auszeichnungen würdigen dieses Engagement – 2023 und 2024 wurde das Unternehmen zwei Jahre in Folge mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis ausgezeichnet.

Ergebnis der GWÖ-Bilanzierung bei Lokay

Lokay hat auf Anhieb – laut Aussage der unabhängigen GWÖ-Auditorin – die „sehr gute“ Punktzahl von 401 von 1.000 möglichen Punkten erreicht.

Lokay Bilanzierung GWÖ Matrix 5.0, Bildquelle Lokay

Dieses Ergebnis belegt, dass Lokay Vorbild und wichtiger Impulsgeber für seine Branche ist. Die Druckerei beeindruckte die Prüferin mit Geschäftsmodellen und Produktportfolios, die über viele Jahren hinweg ökologisch optimiert wurden. Die Einsparung von Emissionen ist dabei Kern der Klimastrategie und seit 2006 konnten gemäß (Scope 1 und 2) bereits über 90 Prozent der CO2-Äquvivalente eingespart werden.

Weitere Pluspunkte sammelte Lokay mit seinen weit überdurchschnittlichen Recyclingpapierquoten, umweltfreundlichen Druckprozessen, der Mitarbeiterorientierung mit flexiblen Arbeitszeitmodellen und fairem Lohn. Darüber hinaus bringt das Führungsteam Wissen und Erfahrungen aktiv in Unternehmensnetzwerken ein, gibt Workshops, hält Vorträge, lädt Stakeholder und Interessierte ein, den Betrieb kennenzulernen und praktische Tipps für nachhaltigeres Wirtschaften zu erhalten – und kommt auch auf diese Art der gesellschaftlichen Verantwortung nach.

GWÖ Kooperation und Solidarität mit Mitunternehmen

Die Umweltdruckerei Lokay versucht ihren unternehmerischen Erfolg nicht auf dem Kampf gegen Wettbewerber aufzubauen. Sie unterstützt stattdessen Unternehmen der gleichen Branche bei ihren Bemühungen nachhaltiger zu wirtschaften. Dafür teilt sie die eigenen Erfahrungen und ihr Wissen nicht zugunsten des eigenen Vorteils. sondern zur Entwicklung der Druckbranche und einer am Gemeinwohl orientierten Gesellschaft.

Bestehende Kooperationen Das Unternehmen pflegt Kooperationen unterschiedlicher Art:

Im UmDEX (Umwelt-Index-Druck), einem Zusammenschluss von umweltorientierten Druckereien in Deutschland, engagiert Lokay sich mit finanzieller Unterstützung, mit Austausch und Beteiligung an gemeinsamen Aktivitäten wie z. B. der Subventionskampagne Blauer Engel sowie mit der Arbeit am UmDEx – Blog.

In Video-Calls, bei gemeinsamen Veranstaltungen und vor allem durch eine gemeinsame Online-Plattform mit Chatfunktion steht das Unternehmen hier in regem Austausch mit anderen Umweltdruckereien und arbeitet gemeinsam an der Vision, die Druckbranche nachhaltiger zu gestalten.

Auch mit einigen anderen Mitbewerbern, die nicht im UmDEX engagiert sind, pflegt das Team guten, persönlichen Kontakt und hilft sich gegenseitig bei Aufträgen. Colour Connection, Printzipia, Kolumbus und Lasertype sind Partner, die sich bei kleineren Aufträgen unterstützen.

Gemeinsam mit partnerschaftlicher und finanzieller Unterstützung von Printmedia Solutions wurde 2020 die Cradle to Cradle Certified®-Zertifizierung der Druckprodukte ermöglicht.

Auch zu Dienstleistern und Lieferpartnern, mit denen das Unternehmen seit Jahrzehnten zusammenarbeitet, werden gute Kontakte gepflegt, die auf Augenhöhe und Partnerschaftlichkeit basieren. Dazu zählen die Buchbindereien Schaumann, Fehringer und Kaffenberger, die Lithografen und Lieferpartner wie Inapa, Igepa und Berberich. Gemeinsam mit Inapa und Lenzing Papier GmbH sowie mit der Grafikdesignerin Pia Weißenfeld wurde 2022 ein Workshop-Konzept zu nachhaltiger Printproduktion erarbeitet, das sich an Agenturen, Verlage und Print-Verantwortliche richtet und das ab 2023 umgesetzt wurde.

Wer sich für die Nachhaltige Wirtschaftsethik auf Basis der gesellschaftlichen Gemeinwohl Ökonomie interessiert, empfehlt UmDEX/Print den GWÖ-Bericht 2021–2022 24 der Umweltdruckerei Lokay.

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Guido Rochus Schmidt

Guido Rochus Schmidt

Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

Guido Rochus Schmidt war von 1979 bis 2013 Geschäftsführer der Ulenspiegel Druck GmbH & Co. KG, die 1999 als erste Druckerei Bayerns das EMAS-Zertifikat der Europäischen Union erhielt. Als Umweltexperte betreute er von 1999 bis 2017 die ökologische Fortentwicklung des Unternehmens. Seit 2017 berät der Experte Unternehmen bei allen Fragen der Nachhaltigen Medienproduktion.

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Lobbyismus gegen Nachhaltigkeit
Die gegenwärtige Zunahme der Weltbevölkerung, der Ausbau der Industrialisierung, die Ignorierung der Umweltverschmutzung durch naturschädliche Nahrungsmittelproduktion und die Ausbeutung natürlicher Rohstoffe hält unverändert an. Daher werden die absoluten Wachstumsgrenzen auf der Erde im Laufe der nächsten hundert Jahre erreicht sein.

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