Asháninka aus Peru in München
„Wir schützen den Regenwald auch für euch“
Im Mai 2025 waren zwei Delegierte des indigenen Volkes der Asháninka aus Peru in München zu Gast, um im Rahmen einer Klima-Partnerschaft mit der Stadt, Bildungs- und Öffentlichkeitsarbeit zum Thema Regenwaldschutz zu leisten. Es gab mehrere Veranstaltungen, bei denen die Asháninka ihre Perspektiven und Anliegen im Zusam-menhang mit dem Schutz des Regenwaldes und den dortigen Auswirkungen des Klimawandels vorstellten.

Die zwei Vertreter:innen erklärten auf mehreren Veranstaltungen des Münchner NordSüdForums, wie sie gegen die Holzfäller und den Klimawandel kämpfen – und warum die Stadt München ihnen dabei hilft – und welche Gemeinsamkeiten sie entdeckt haben.
An einem Abend in der Seidlvilla in Schwabing ist der Saal voll. Vorne stehen zwei Menschen, die von sehr weit hergekommen sind, um aus ihrem Leben zu erzählen. Vom Dasein im Regenwald, von ihrem Kampf um Menschenrechte. Vom Klimawandel, und was das alles mit uns Europäer:innen, und den Zuhörer:innen in München, zu tun hat.
Yanet Velasco Castillo und Melqui Huaman Delgadillo sind Vertreter ihres Volkes, der Asháninka, in Peru. 45 ihrer Gemeinden haben sich zusammengeschlossen, sie leben entlang des Flusses Ene. Gemeinsam kämpfen sie um den Erhalt ihres natürlichen Lebensraums. Denn der Amazonas-Regenwald, die „grüne Lunge“ des Planeten, ist bedroht. Durch die Abholzung wird organischer Kohlenstoff freigesetzt, der sich mit Sauerstoff zum maßgeblichen Treibhausfaktor CO₂ verbindet. Würde der Wald weiter in dem Maße vernichtet wie bisher, wären die Auswirkungen bald weltweit zu spüren.
Auch in Europa. Auch in Deutschland. Auch in München.

Junge Ashaninkas im Kampf gegen die Regenwaldzerstörung, ( Photo: Verde Capital.org)
Die Hilfe aus München, so berichten die beiden, sei wichtig in ihrem Kampf ums Überleben. So konnten sie Drohnen anschaffen, mit denen sie ihre Felder überwachen, damit sie rechtzeitig gewarnt sind, wenn Kriminelle eindringen wollen. Dank Internet und Whatsapp können sie die Information schnell weitergeben. Sie haben Bildungsprogramme ins Leben gerufen, machen Podcasts und Workshops, um das traditionelle Wissen über den Wald zu bewahren. Damit auch die, die zum Studieren in die Städte gehen, den Kontakt zu ihrer Heimat nicht verlieren. Aber auch, um sie über ihre Rechte aufzuklären.
Ein zweisprachiges Wörterbuch, Asháninka-Spanisch, ist erschienen. Lehrerinnen und Lehrer schreiben die bisher nur mündlich überlieferten Geschichten ihres Volkes auf. Einige sind jetzt auch ins Deutsche übersetzt, sie liegen an diesem Abend in München auf dem Büchertisch.
Im vergangenen Jahr fand dann auch der erste Frauenkongress der Asháninka statt.
Yanet Velasco Castillo ist im Vorstand von CARE (Central Asháninka del Río Ene – Zentralbüro der Asháninka des Flusses Ene) für die Programme für Frauen zuständig und berichtet von ersten Erfolgen. Einige Gruppen hätten inzwischen einen kleinen Laden und eine Firma mit eigenem Label für ihren Schmuck gegründet. Mit dem Erlös würden weitere Fortbildungskurse finanziert.

Tanz der Frauen, (Photo by OSCAR PAREDES/AFP via Getty Images)
Melqui Huaman Delgadillo stimmt seiner Schwester zu: „Frauen trauten sich früher gar nicht, in der Öffentlichkeit ihre Stimme zu erheben. Aber das ist sehr wichtig. Sie sind der Schlüssel für eine nachhaltige Entwicklung.“
Mit der Unterstützung Münchens wurden in mehreren Dörfern kleine Standesämter eingerichtet und eigenes Personal ausgebildet. Dort können sich die Regenwaldbewohner jetzt in ein Geburtsregister eintragen lassen. Die Geburtsurkunde ist Voraussetzung, damit sie einen Personalausweis erhalten, eine Schule besuchen und wählen dürfen – fundamentale Bürgerrechte. „Das Gesetz ist wie eine Schlange, es beißt zuerst diejenigen, die keine Stiefel anhaben“, lautet ein Sprichwort der Indigenen.

(Photo by Dolores Piperno) Forscherin am Smithsonian Tropical Research Institute
Es sind keine großen Beträge, aber die Tatsache, dass Menschen in Europa ihre indigenen Gemeinschaften stärken, helfe ihnen enorm – nicht nur materiell, sondern auch ideell, sagen die beiden. „Wir sind sehr froh, dass wir hier sein dürfen und mit euch sprechen können.“ Denn vom eigenen Staat Peru können sie kaum Hilfe erwarten. Noch immer hat nur ein Teil der Gemeinschaften überhaupt verbriefte Landrechte.
Mehr als 10.000 Kilometer trennen Bayern von Peru. Doch diese Klimapartnerschaft, betont Münchens Umweltreferentin Christine Kugler, sei auch für München bedeutsam: „Indigene Völker sind die Botschafter des Waldes und verteidigen ihn gegen Raubbau und Abholzung. Der direkte Kontakt zu den Asháninka ermöglicht ungefilterte Einblicke, wie sich unser eigener Lebensstil und Konsum unmittelbar auf die Zerstörung des Regenwaldes und damit auf den Klimawandel auswirken.“
Eine Woche lang sind die beiden Gäste in München. Es ist ihre erste Reise nach Europa. „München ist so grün“, stellen sie fest, und dass sie das nicht erwartet hätten. Ihr Programm ist vollgepackt mit Terminen. Vorträgen und Diskussionen mit Schüler.innen, und Studierenden, Besuche im Rathaus und bei der Stadtverwaltung. Dabei geht es immer wieder auch um die Frage: Was können Menschen in München tun, um die Asháninka zu unterstützen? Eine Möglichkeit ist es, beim Einkauf auf fair gehandelte Produkte zu achten, erklärt Sylvia Baringer von der Fachstelle “Eine Welt im Umweltreferat”. Zum Beispiel durch den Kauf der München-Schokolade, die es in einigen Bioläden gibt, oder des München-Kaffees, der in den Filialen der Hofpfisterei verkauft wird, und die aus den Kakao- und Kaffeepflanzen hergestellt werden, die die Asháninkas in Peru anbauen. Pro Päckchen gehen fünf Cent an Projekte der Asháninka.
Yanet Velasco Castillo und Melqui Huaman Delgadillo erzählen anderntags dann noch, es habe sie nicht nur das grüne München beeindruckt. Sie hätten auch noch mehr Gemeinsamkeiten entdeckt. Besonders interessant und lehrreich sei der Besuch in der städtischen Baumschule gewesen. Denn auch sie, die Asháninkas, versuchen, die illegal gerodeten und zerstörten Flächen in ihren peruanischen Regenwäldern wieder aufzuforsten. Aber wie? „Es geht hier wie bei uns, um die gleichen Fragen, denen wir uns stellen müssen: Welche Bäume sind klimaresistent, was können wir in Zukunft anpflanzen?“, gibt der junge Asháninka an seine Zuhörer:innen weiter.
„Der Regenwald des Amazonas ist die Lunge des Planeten, wir leben mittendrin, wir kämpfen gegen seine Zerstörung und schützen ihn auch für euch“.
- Link zum Thema München-Schokolade: https://www.fairkauf-handelskontor.de/muenchen-schokolade/
- Link zum Thema Klimapartnerschaft mit den Ashaninkas: http://www.nordsuedforum.de/klimapartnerschaft-mit-den-ashaninka
Was können Druckunternehmen von den Aktionen der Ashàninkas lernen?
Die Druckbranche arbeitet schon seit vielen Jahren an der Optimierung von Produktionsprozessen für mehr Nachhaltigkeit, womit sie in vielen Bereichen deutliche Fortschritte erzielt hat. Es werden beispielsweise immer mehr umweltfreundliche Druckfarben auf pflanzlicher Basis verwendet, der Wasser- und Energieverbrauch bei der Papierherstellung wurde extrem reduziert, und es wird verstärkt auf Recycling und die Verwendung von FSC- zertifiziertem Papier geachtet.
Trotz dieser Fortschritte stehen Druckereien weiterhin vor Herausforderungen, insbesondere bei der Umstellung auf nachhaltige Produktionsprozesse und der Zertifizierung ihrer Umweltleistungen. Es ist wichtig, dass sowohl die Druckereien selbst, als auch ihre Kund:innen sich für nachhaltige Lösungen einsetzen und die gesamte Wertschöpfungskette im Blick behalten. Und da Papier der mengenmäßig wichtigste Rohstoff der Druckproduktion ist, bedeutet seine klimaschützende Herstellung, wie auch seine ökologische Basis, die Grundvoraussetzung seiner nachhaltigen Nutzung.
Und hier schließt sich schließlich der Kreis der Druck- und Papierbranche mit der Unterstützung der Ashàninkas um die Erhaltung ihres Regenwaldes.
Denn, trotz des Schutzes der natürlichen Ressourcen, bleibt die Propaganda, für den klimafreundlichen Einsatz von digitalen Medien, eine Herausforderung der Branche, um endlich zu vermitteln, dass digitale Medien nicht wirklich nachhaltiger sind, als mediale Printprodukte auf der Basis von Recycling-Papieren.

Guido Rochus Schmidt
Autor, Redakteur, Experte für die Nachhaltige Medienproduktion, Lobbyist für die Nachhaltige Transformation

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